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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Luftschichten unterschiedlicher Dichte.
    Und dann geschahen zwei Dinge gleichzeitig. Als er eben seinen Weg wieder aufgenommen hatte, hörte er Bosks gurgelnden Ruf und kurz darauf den Aufprall eines fallenden Körpers. Doch noch ehe er sich umwenden konnte, um sich um Bosk zu kümmern, erblickte er Lannert. Unmittelbar vor dem Ring, grotesk vergrößert durch eine Luftbrechung ähnlich einer Fata morgana.
     

    Lannerts Konturen waren verschwommen, als befände er sich hinter einer Scheibe aus mattem Glas, aber man sah deutlich, daß er das Laserrohr mit der linken Hand umfaßte. Eine der großkalibrigen Waffen, wie sie von Menschen kaum gehalten werden konnten. Der rechte Arm hing kraftlos herab.
    Yahiro zögerte. Da hatte er nun Lannert vor sich, stand ihm gegenüber, aufgestellt wie zu einem dieser idiotischen mittelalterlichen Duelle, die Laserrohre in den Händen. Da belauerten sich nun zwei optimierte Menschen, zwei der Wesen, die die Menschheit in ein neues Zeitalter führen sollten. Die Situation war grotesk.
    In Lannert mochten ähnliche Gedanken vorgehen. Er hielt die Linke mit der Waffe noch immer in Hüfthöhe. Der Lauf zeigte zu Boden, auf eine Stelle, die weit vor Yahiros Füßen lag.
    Er ging drei, vier Schritte rückwärts, wobei er Lannert nicht aus den Augen ließ. Doch der andere stand nach wie vor unbeweglich. Bosk lag am Boden, mit dem Gesicht nach oben und mit krampfhaft geschlossenen Augen. Durch die flach gewölbte Helmscheibe sah sein Gesicht unglaublich mager und abgezehrt aus. Der Mund war ein schmaler Strich, und das Kinn stach spitz aus dem Kragen des Pullovers. Die Haut der unteren Gesichtshälfte war mit graubräunlichen Stoppeln bedeckt. Bosk schien während des Laufes um Jahre gealtert zu sein.
    Als Yahiro aufblickte, sah er, daß Lannert die Linke gehoben hatte. Der Strahl war nicht mehr als ein kurzer, glühender Funke, der die Entfernung von dreihundert Metern mit der Geschwindigkeit eines Gedankens und in absoluter Lautlosigkeit durcheilte. Unmittelbar neben Bosk fraß sich eine glühende Wunde in den Häcksel. Beißender Qualm stieg auf und wehte langsam hinüber zum Waldrand. Unter der losen Decke aus Pflanzenresten blieb ein leises Knistern zurück.
    »Bist du wahnsinnig, Lannert!« hörte er sich schreien. »Weshalb willst du uns töten?«
    »Ihn will ich töten. Nicht dich!« Lannerts Stimme klang heiser und abgehackt.
    »Weshalb? Was hat Bosk dir getan?«
    »Für sie sind wir Tiere, Vamos. Kräftige, aber dumme Tiere. Sie benutzen uns, wie man Werkzeuge benutzt. Hast du das noch immer nicht begriffen?«
    Wieder stach die feine, glühende Nadel in den Boden. Flammen züngelten träge auf.
    »Schluß jetzt, Keeke! Wenn du weiter auf ihn schießt, wirst du die gesamte Ebene in Brand setzen.«
    Lannert lachte. »Was für eine ausgezeichnete Idee. Wir werden diese Welt mit Feuer reinigen. Den ganzen Planeten. Hörst du, Vamos? Dies wird unsere Welt werden. Unsere ganz allein. Komm endlich herüber zu mir. Laß uns Blossom und Moreaux suchen und uns hier ein neues Leben aufbauen. Komm schon, Vamos!«
    Er stand auf und begann zu gehen. Langsam, mit starr auf Lannerts Laserrohr gerichtetem Blick. Es gab keine Alternative. Das Duell hatte begonnen. Wenn auch vorerst noch ohne Lannerts Wissen. Dies war seine Chance. Er mußte nur weit genug an Lannert herankommen, um einen guten Schuß anbringen zu können. Am besten in die linke Hand. Oder in die Beine. Oder…
    Mit jedem Schritt fiel es ihm schwerer, zusammenhängende Gedanken zu fassen; denn mit jedem Schritt schien er sich weiter auszudehnen, während die bunte Seifenblase über dem Wall wuchs und wuchs. Rechts und links von ihr entstanden scheinbar aus dem Nichts weitere dieser kugelförmigen Gebilde, trübten sich ein und überzogen sich mit durcheinanderwirbelnden Interferenzfarben. Der Ursprung dieser Blasen schien in silbrig glänzenden Kugeln zu liegen, deren vordere und obere Kalotten mitunter die Flanke und den Kamm des Ringes um mehrere Meter überragten.
    Überhaupt wirkte der Wall jetzt weit weniger einheitlich. Er war anscheinend so stark zerklüftet, daß in seinem Inneren Gänge und Höhlen existierten, in denen man wahrscheinlich aufrecht würde gehen können, wenn sich dazwischen eine annähernd ebene Fläche befunden hätte. So aber kam eine Durchquerung des Ringes einer Kletterpartie durch ein gigantisches Getriebe gleich. Zwar war Yahiro als Multihom durchaus in der Lage, sich nach Art der Gibbons

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