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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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und das metallische Gestrüpp Quadratmeter für Quadratmeter in Augenschein nehmend, schlich er sich näher. Er rechnete immer noch damit, daß Lannert unversehens aus der Tiefe der zerklüfteten Strukturen auftauchen und schießen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Lannert blieb verschwunden.
    Auch im Inneren des Walls erhielt sich der äußere Eindruck. Das Ganze wirkte wie phantastisches, ohne jede Regel wucherndes Gesträuch, aus dessen teilweise mehrere Meter dicken, ineinander verflochtenen Zweigen plumpe, metallene Blüten und silbrige, ballongroße Früchte sprossen. Die Rohre waren glatt und nahtlos, aber ihre Form deutete darauf hin, daß sie auf irgendeine Weise natürlich entstanden waren, so, als wären sie nicht montiert worden, sondern gewachsen. Dafür sprach auch, daß sie an den Abzweigstellen, dort also, wo sich ein dickes Rohr in zwei oder mehr dünnere Stränge teilte, von gewellter Oberflächenbeschaffenheit waren, etwa wie der Balg einer Ziehharmonika.
    Die Oberfläche der Kugeln und Kuben war weit weniger eben, als es der erste Eindruck vorgetäuscht hatte. Aber sie erwies sich doch als äußerst gleichmäßig, was ihren Aufbau anbetraf. Sechseckige Dellen zogen sich über sie hin wie die Facetten überdimensionaler Insektenaugen. Die Zwischenräume im Inneren erschienen jetzt größer und boten mehr als ausreichend Platz, um aufrecht zwischen den Rohren, Stangen und Körpern hindurchzugelangen. Allein, nirgends war auch nur die Andeutung einer Ebene zu entdecken. Das Gewirr schien tief in den Boden des Planeten hinabzureichen und verlor sich in undurchdringlichem Dunkel.
    Nach wenigen Metern Weg gab Yahiro auf. Zwar lagen hier und da einzelne Rohre waagerecht, aber sie alle endeten nach kurzer Strecke in Abzweigungen, die schräg nach oben oder unten verliefen, oder in diesen sechseckig facettierten Körpern, die er für Vibrationsemittoren hielt. Rings um ihn her herrschte ein gedämpftes, von allen Seiten kommendes Summen, das ihn wie Watte umgab. Er schlug mit dem Kolben des Werfers gegen eines der Gebilde. Der Klang verblüffte ihn. Er hatte einen hellen, metallischen Schlag erwartet, aber die Berührung erzeugte lediglich ein dumpf klatschendes Geräusch, als hätte jemand eine ebene Platte auf einen Tisch fallen lassen. Das Rohr zeigte eine Delle, die sich schnell abflachte und schließlich wieder verschwunden war, und das Summen schien sich aus der Richtung des verformten Rohres solange zu verstärken, bis der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt war.
     

    Jetzt erst fiel ihm auf, daß er nicht mehr den Eindruck hatte, sich nach allen Seiten hin auszudehnen. Diese Empfindung war verschwunden, genau seit dem Moment, in dem er das Innere des Ringes betreten hatte. Wäre der Schmerz im linken Oberarm nicht gewesen, er hätte sich ausgezeichnet gefühlt.
    Das änderte sich sofort, als er ins Freie trat. Augenblicklich war ihm, als wäre er unter die Saugnäpfe eines Riesenkraken geraten, und nichts als Leere blieb in ihm zurück, eine dunkle, unbegreifbare Leere. Er ging langsam auf den Waldrand zu, den eigenen Spuren nach, die sich in der weichen Spreu der Ebene einigermaßen erhalten hatten. Ihm schien jetzt nichts so wichtig zu sein wie dieser unscheinbare Ariadnefaden.
    Vor ihm über der Ebene wölkten sich dichte Rauchschwaden und trieben flatternd auf die äußerste Baumreihe des Waldes zu. Er vermochte die drei anderen Mitglieder der Gruppe nicht zu entdecken, der Qualm lag wie eine Wand vor den Bäumen. Er war sicher, daß auch sie ihn nicht sahen, ihn nicht und auch nicht Bosk.
    Der Gedanke an Bosk trieb ihn vorwärts. Etwa dort, wo der Rauch aufstieg, mußte der Techniker liegen. Und da die anderen nicht wissen konnten, was mit Bosk geschehen war, durfte er nicht erwarten, daß sie sich um ihn gekümmert hatten. Er fiel in einen leichten Trab, und je mehr er sich vom Wall entfernte, um so mehr verging das Saugen in seinem Inneren.
    Lange ehe er Bosk erreichte, versperrte ihm eine niedrige Flammenwand den Weg. Lannerts Schüsse hatten den trockenen Häcksel in Brand gesetzt. Er schloß die Nasenklappen und drang in die Feuersbrunst ein. Ab und zu stieß er auf Stellen unversehrter Oberfläche, die ihm kurze Verschnaufpausen gestatteten. Doch die Hitze setzte ihm trotzdem stark zu. Und sie steigerte sich noch, je weiter er vorankam.
    Er sah Bosk schließlich seitlich vor sich auf einer Insel liegen, die von meterhohen Flammen und himmelwärts stiebender Funkengarben

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