Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
Waren Sie nie unbeschwert, Professor?«
    Haston hatte die Lippen eingekniffen. »Nicht mehr, seit ich denken gelernt habe.«
    »Aber…«
    »Wissen Sie, was ich für das größte Unglück der Menschen halte, Vamos? Daß sie gelernt haben, sich selbst zu erkennen, das ist das Entsetzlichste, was den Menschen widerfahren konnte. Daß sie um sich und um ihren Platz im Universum wissen. Und um ihr Ende. Der dort, der ist fröhlich, weil er lebt, jetzt in dieser Minute. An morgen denkt er nicht. Und nicht an das, was in einem Jahr mit ihm oder in hundert Jahren mit der Erde sein wird.«
    Damals hatte er keinen rechten Zugang zu des Professors Gedanken gefunden; Erkenntnis und Wissen waren für ihn etwas, nach dem man ununterbrochen zu streben hatte, aber heute glaubte er zu begreifen.
    Nur, wenn schon Haston Angst vor dem Nichtsein verspürte, wie mußte dann erst einer Maschine zumute sein, die um ihre fehlerhafte Konstruktion wußte? Oder einem Hastoniden, wenn er erfuhr, daß er irgendwann zum Amokläufer werden würde, zum Wahnsinnigen? So sicher, wie der Tod alles Lebende ereilte.
     
    Aus geringer Entfernung wirkte der Wall wesentlich bizarrer. Er hatte mindestens die Höhe eines dreißigstöckigen Hauses, und obwohl die sanft geschwungene Flanke in ihrer Oberfläche ziemlich einheitlich wirkte, war unverkennbar, daß es sich um stark zerklüftete Strukturen handelte. Da waren Bögen und Winkel aus unterschiedlich starken Rohren oder Stangen, manche nicht dicker als ein Arm und andere wieder mit einem Durchmesser von mehreren Metern. Da gab es Kugeln und Prismen, ebenfalls in den unterschiedlichsten Abmessungen, und über allem lag eine Art Metallnetz aus fingerdicken Schnüren, das aussah, als hielte es das Ganze zusammen. Der Ring hätte wie eine zufällig entstandene Struktur oder wie etwas Gewachsenes gewirkt, wenn nicht die völlig ebene Oberfläche gewesen wäre.
    Die beiden Sonnen hatten den Zenit fast erreicht, über der Ebene flimmerte Hitze. Unter Yahiros Füßen stäubten Wolken zerriebener Pflanzenteile auf. Als er sich umschaute, sah er hinter sich eine lange Schleppe gelblichen Dunstes. Bosk lief seitlich von ihm, in einer Entfernung von mindestens hundert Metern. Sein Schritt war erstaunlich gleichmäßig, obwohl ihm der lockere Boden sicherlich erheblich mehr zu schaffen machte.
    Die Luft über dem Ring schien ins Sieden zu geraten. In der Hitze bildeten sich Schlieren, die das Licht brachen, als fiele es durch eine gewaltige, frei über dem Wall schwebende Seifenblase.
    Noch ehe er Bosk Ruf vernahm, wußte er bereits, daß dieser Eindruck nicht der Hitze zu verdanken war. Die Gelben hinter dem Ring waren offensichtlich zur Verteidigung übergegangen. Er lief langsamer, jedoch ohne sich Rechenschaft über die Gründe seines verminderten Tempos abzulegen. Er reduzierte seine Geschwindigkeit automatisch, weil irgend etwas in seinem Inneren das von ihm forderte. Im Laufen löste er das Laserrohr aus dem Futteral und warf es aus einer Hand in die andere. Ebenfalls automatisch, spielerisch, von rechts nach links und von links nach rechts. Der Häcksel unter ihm knirschte jetzt; der Boden war trockener geworden.
    Dann begannen plötzlich die Pflanzenteile vor ihm zu schweben. Sie hoben sich ein Stück vom Boden ab und tanzten durcheinander, als befände sich unter ihnen die vibrierende Fläche eines gewaltigen Schwingsiebes. Die Ebene trübte sich bis zum Ring hinüber ein, und das Laufen wurde jetzt noch wesentlich schwerer. Seine Füße sanken bis fast an die Knöchel in einen zähen Teig, der sie an sich sog.
    Dann fühlte er, wie sich sein Geist entleerte. Er hatte das Gefühl, sich nach allen Seiten hin auszudehnen und dabei ständig an Konsistenz zu verlieren. Aber auch jetzt lief er noch immer auf den Ring zu. Wie ein Ballon, den der Wind durch Wolken winziger Splitter trieb, und der sich dabei weiter und weiter aufblähte.
    Irgendwann blieb er stehen und blickte sich um. Er war verblüfft, als er sah, daß Bosk sich noch immer auf den Beinen hielt. Taumelnd und bis an die Knie in der losen Masse versinkend, quälte sich der Techniker vorwärts. Bosk erschien ihm auf einmal klein und unscheinbar.
    Er ließ ihn bis auf wenige Meter herankommen und wandte sich erneut dem Ring zu. Die Lichtreflexe auf der Seifenblase hatten sich vertieft. Sie liefen jetzt nach allen Seiten durcheinander und bildeten seltsame, interferierende Muster. Aber Yahiro wußte, daß dort nichts war, nichts als wirbelnde

Weitere Kostenlose Bücher