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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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meinte. Die Tonträger im Cockpit waren ausgeschaltet. Als er die Scheibe berührte, kam Yahiros Stimme herein, tief und grollend: »… lebt. Er hat die Libelle verlassen. Offensichtlich unverletzt. Wir wissen nicht, was er zu tun beabsichtigt. Aber es könnte sein, daß er zu einer Gefahr für die hiesige Zivilisation wird. Wir haben beschlossen, ihn zu verfolgen. Wir müssen ihn hindern, irgend etwas anzustellen, was sich vielleicht nie wieder gut machen läßt.«
    Im ersten Augenblick war er geneigt, die Tatsache, das Lannert nicht umgekommen war, als glücklichen Umstand zu betrachten, aber gleich darauf wußte er, daß es anders besser gewesen wäre. »Wo ist er jetzt?«
    »In den Eingeweiden des Ringes verschwunden. Seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen. Es wird höchste Zeit, Peter. Ich übergebe an den Professor.«
    »Halt, Vamos! So hör doch! Da ist noch eine andere…«
    »Sie sind fort, Peter!« Hastons Stimme, atemlos und erregt. »Yahiro und Bosk. Haben mir den Sender vor die Füße gestellt und laufen durch das Häckselfeld. Sie rennen in ihr Verderben, Peter. Ich bin ganz sicher. Wenn sie nicht von dieser Vernichtungsmaschine getötet werden, dann werden sie Lannert in die Hände fallen. Sie haben keine Chance.«
     
     
15
     
    VAMOS YAHIRO, geboren in Sikotan, Schule, Mechanikerlehre, Studium am Institut für Eiltransporte in Magadan, Pilot für kleine Reisen, Testpilot, Absturz über Orechowka, Umfunktionierung zum Multihom, Berufung als Pilot der Känguruhexpedition, Teilnehmer der ersten Landegruppe der Expedition Procyon 4/2.
     
    Er hastete über die weite Ebene vor dem Ring, die Augen starr auf das fremdartige Gewirr trigonometrischer Figuren gerichtet. Er lief automatisch, während sein Geist leer war wie der Himmel über der heimatlichen Selichower Bucht an einem klaren Wintertag. Er wartete auf irgend etwas, auf einen blendenden Blitz, auf durch die Luft herbeiwirbelnde Messer, auf ein Strahlenbündel, auf heranheulende Maschinen oder auf noch nie Gesehenes, das plötzlich aus der wattigen Fläche des Häcksels auftauchen konnte. Er wußte genau, daß etwas geschehen würde, aber außer der Vorstellung, daß es etwas noch nie Dagewesenes, Unglaubliches sein mußte, hatte er keinerlei Begriff davon.
    Sein Vorsprung vor Nako Bosk war mittlerweile beträchtlich, er erinnerte sich, noch vor wenigen Minuten den keuchenden Atem das Technikers Bosk und das Tappen von Schritten gehört zu haben. Doch jetzt waren die eigenen Schritte ohne Echo, ein rhythmisches Klatschen auf einer filzigen Fläche, die regelmäßigen Schritte einer Maschine, eines Monstrums, einsame Schritte. Ihm war, als gäbe es, seit Lannert verschwunden war in den Klüften des Ringes, nur noch ihn, Yahiro, und nichts sonst, keine ihm entgegengestreckte Hand, kein Wort und nie mehr ein Lächeln.
    Er war sicher, daß ihn dieses grausige Gefühl nicht trog. Zwar würde er sie sehen, wenn er nur den Kopf wandte. Bosk, wenige Meter hinter sich, und die anderen, Haston, Dellak und Toria Halsum drüben am Waldrand. Aber was würde es schon besagen, wenn er sie sähe? Daß sie es gab, mehr nicht. Wie es die weißen Wolken am Sommerhimmel für den Maulwurf gab, weit entfernt, lockend und unerreichbar. Zwischen ihm, dem Multihom, und denen, die sich in der Masse von ihresgleichen zu wärmen vermochten, wie sich Vögel an einem kalten Frühlingsmorgen wärmten, war eine Wand aufgerichtet, undurchdringlich. Eine Wand, von der jeder wußte, deren Existenz jedoch jeder von ihnen leugnen würde.
    Damals, als sie die kleine blonde Krankenschwester im Park von Haston Base gefunden hatten, mit blutleeren Lippen, still und steif, da hatte er gewußt, daß sich jemand von ihnen gegen diese Wand zur Wehr gesetzt hatte, Blossom oder Moreaux. Moreaux wahrscheinlich. Und er hatte auch gewußt, daß es unnütz sein würde, sich aufzulehnen.
    Seine Füße schlugen rhythmisch auf den Häcksel. Blossom – Moreaux; Blossom – Moreaux… Und dann: Blossom – Moreaux – Lannert; Blossom…
    Er erinnerte sich an ein Gespräch mit Professor Haston, an ein fast philosophisch zu nennendes Gespräch angesichts eines unbeschwert in seinem Käfig spielenden Makaken.
    »Die Tiere, mein lieber Yahiro, sind doch wesentlich besser dran als wir.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das auffassen soll, Professor.«
    »Sie sind fröhlich und unbeschwert. Sehen Sie sich nur diesen kleinen Affen an.«
    »Er fühlt sich wohl. Und weil es ihm gut geht, verhält er sich so.

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