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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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umgeben war. Das Feuer prasselte, und ab und zu krachte es, als bräche ein Baum mittendurch. Ohne sich zu besinnen, änderte er seine Richtung, hob Bosk auf und rannte nun parallel zum Waldrand und etwa tangential zum Ringumfang. Er hoffte dadurch schneller aus dem Bereich der Flammen zu gelangen. Tatsächlich ließ er Hitze und Glut schon nach wenigen Schritten hinter sich, wodurch das Atmen wieder erheblich leichter wurde. Neben ihm stieg der Qualm wie eine gedrungene Säule in den Himmel, breitete sich aus und trieb, seine Form ständig verändernd, langsam über die Ebene, Wolken von Funken mit sich tragend. Jetzt erst spürte er, daß sich ein dumpfer Schmerz über seinen ganzen Körper ausgebreitet hatte.
    Irgendwann auf der Strecke zwischen Brandherd und Waldrand begriff er, daß ein Teil seiner Schmerzen von der Hitze herrührte, die der Körper Bosks ausstrahlte. Er legte Bosk nieder, drehte ihn auf den Rücken und forschte nach einem Lebenszeichen. Von Bosks Funkgerät und der Verkleidung des Überlebenssystems war erwartungsgemäß nicht mehr übriggeblieben als zu formlosen Klumpen zusammengesinterter Kunststoff. Die Nähte an Helm und Handgelenken glühten noch immer in dunklem Rot. Bosks Gesicht sah klein und schwarz aus.
    Er hob die Leiche auf und setzte seinen Weg fort. Bosks Körper kam ihm jetzt ungewöhnlich leicht vor.
    Als er den Waldrand erreichte, brachte er es nicht fertig, in die Gesichter der anderen zu blicken, er legte den leblosen Körper vorsichtig unter den ersten Bäumen ab und wandte sich wieder der Ebene zu. Irgendwo dort draußen trieb sich Lannert herum, verletzt und unberechenbar, eine Gefahr für alles Lebende, das seinen Weg kreuzen würde. Ihn mußte er finden. Das war seine Pflicht, seine letzte und dabei vielleicht seine wichtigste Aufgabe.
    Namen und Gestalten gingen durch sein Gedächtnis: Moreaux, Blossom und Lannert. Geplant als Garanten für das Überleben der Menschheit. Und nun?
    Ehe er in die Ebene hinauslief, blickte er sich über die Schulter noch einmal nach dem Toten um. Das erste Opfer der neuen Überlebensstrategie! Wie viele würden ihm noch folgen müssen, ehe die Menschen begriffen, daß dieser Weg nicht der richtige war?
     
16
     
     
    BORELIE, Duogena, zweifache Mutter, Ringstadt Mitte, Sicherheitsbeauftragte und Leiterin einer Außengruppe.
     
    Die Stadt in ihrem Rücken schien Himmel und Boden miteinander zu verbinden, wie eine wundersame Säule, deren Spitze bis an das mattgelbe, feingesponnene Gewölbe im Zenit reichte und deren breiter Fuß auf der Ebene ruhte, anscheinend aus Ewigkeiten gewachsen und bis in alle Ewigkeiten weiterwachsend. Doch Borelie wußte, daß es Ewiges nicht gab, wo Lebendiges existierte. Alle wußten es. Das, was Bestand haben sollte, mußte täglich neu erarbeitet werden, erkämpft, nannten es die Alten. Und sie hatten damit gemeint, daß man sich für das Bestehen des Lebens und des Geschaffenen mit allen Kräften einsetzen mußte. An jedem Tag. Heute wie damals. Leben selbst war Bewegung, Veränderung, die statische Konservierung entstandener Strukturen war ihm fremd; das Leben selbst forderte täglich neue Modelle, wollte täglich neu durchdacht und bewahrt werden.
    Und hatte man sich gestern und vorgestern noch wunschlos glücklich geschätzt, weil es endlich gelungen war, die Evolution auf dieser, ihrer Welt wieder in Gang zu bringen, die erschreckenden Auswirkungen eines falschen Gesellschaftsmodells bereits teilweise zu beseitigen mit Hilfe eines neuen Anfangs, der Altes nicht grundsätzlich verwarf, sondern die positiven Komponenten des Überkommenen aufnahm und sinnvoll mit Neuem verwob, da nahte schon wieder eine Herausforderung, eine ganz andere diesmal, eine, deren Ursprung weitab von den beiden Heimatsonnen irgendwo in der fernen Finsternis des Universums lag.
    Vielleicht hätte man die Fremdlinge, wären sie zum erstenmal aufgetaucht, mit offenen Armen zu empfangen versucht, aber sie kamen nicht zum erstenmal. Man war auf sie vorbereitet. Doch auch die Tatsache, daß man sich diesmal gewappnet hatte, machte die Angelegenheit kaum weniger kompliziert. Die Gefahren waren nahezu die gleichen.
    Luela und die Ihren hatten die Fremdlinge direkt und aus bedenklich geringer Entfernung beobachten können, drüben im vierten Dorf der Monogenen, als man den Ritus der Bewohner auf den ursprünglichen, existenzerhaltenden Stand zurückführte. Unmittelbar hatten sie die Fremden gesehen, nicht auf dem Umweg über die

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