Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
fortzubewegen, hangelnd, sich mit Händen und Füßen an Vorsprünge und Kanten klammernd, aber dazu bedurfte es eben griffiger Strukturen und der Möglichkeit, hin und wieder Schwung zu holen oder Bewegungsenergie abzufangen. Diese Voraussetzungen schienen jedoch dort im Ringwall gänzlich zu fehlen.
    Fiele es Lannert ein, sich ins Innere dieses Metallgewirrs zurückzuziehen, niemand hätte auch nur die Spur einer Möglichkeit, ihm auf den Fersen zu bleiben.
    Als er aufblickte, bemerkte er, daß Lannert die Waffe abermals gehoben hatte. »Nein, Keeke!«
    Sie standen sich in einer Entfernung von nicht mehr als fünfzig Metern gegenüber. Er sah deutlich, wie Lannert den Mund verzog. Für einen Augenblick konnte er sogar die mattweißen Zahnplatten erkennen.
    »Begreif doch, daß sie uns nur im Weg sind, Vamos.«
    »Nein, Keeke! Nicht!«
    Der rötlichweiße Strahl flimmerte nadelfein durch die sich langsam setzenden Staubpartikel, wie ein straff gespannter, glühender Draht. Yahiro wartete auf den Schrei in seinem Rücken; umsehen mochte er sich jetzt nicht, obwohl nicht sicher war, daß der Handlaser die vier Schichten von Bosks Skaphander auf solch große Entfernung zu durchdringen vermochte. Aber Bosk lag hilflos am Boden, selbst wenn ihn der erste oder zweite Schuß nicht tötete, dann wahrscheinlich der dritte oder vierte. Und auch wenn der Strahl ihn nur streifte, würde die Hitze im Inneren des Skaphanders für einen Menschen unerträglich werden.
    Yahiro warf sich nach links und schoß. »Jetzt ist Schluß, Keeke!« schrie er im Fallen. Rechts neben Lannert glühte auf einem der Rohre ein weißleuchtendes Auge auf. Er hatte den anderen verfehlt. Niemand hatte ihn gründlich gelehrt, mit dem Handlaser umzugehen. Es gab Dinge, an die zu denken seine Ausbilder vermieden hatten.
    Der Staub pulvertrockener Pflanzenreste legte sich wie eine feine Schleimschicht auf seine Haut und drang ihm in alle Poren. Er spürte einen fast unüberwindlichen Juckreiz in der Nase. Wie durch einen dünnen Schleier sah er Lannert und glaubte in dessen Haltung grenzenlose Verwunderung zu erkennen. Mit einem Angriff von seiner Seite hatte Lannert wohl nicht gerechnet. Er war auf den Beinen, ehe sich sein Gegner von der Überraschung erholt hatte. Im Zickzack lief er auf Lannert zu und schoß dabei mehrmals, allerdings ohne Erfolg. Lediglich die Glut in der Wallflanke verstärkte sich und breitete sich aus.
    Er fragte sich, was er tun würde, wenn der andere sein Feuer erwiderte, und stellte fest, daß er außerstande war, einen Entschluß zu fassen. Wahrscheinlich würde er weiterlaufen, auf Lannert zu, in dessen Feuer hinein, und vielleicht würde er nicht einmal mehr im Zickzack laufen. Es wäre nicht die schlechteste Lösung, wenn er getroffen würde, und eine noch bessere wäre es, wenn sie beide zur selben Zeit träfen. Nur gut müßten sie beide treffen.
    Der erste auf ihn gezielte Schuß Lannerts ging weit vorbei, der zweite streifte ihn am linken Oberarm. Ein brennender Schmerz durchzuckte ihn vom Ellenbogen bis zur Schulter. Da blieb er stehen und hob das Laserrohr in Augenhöhe. Obwohl sich sein Kreislauf in Sekundenschnelle an veränderte Belastungsverhältnisse anzupassen vermochte, ging sein Atem heftig. Lannert schien im Fenster der Visiereinrichtung auf und nieder zu tanzen. Er hob den linken Arm, für einen Moment steigerte sich der Schmerz im Bizeps bis an die Grenze des Erträglichen, und der Geruch verbrannten Fleisches biß in die Nase, dann lag das Laserrohr in der Ellenbogenbeuge. Er stand jetzt seitlich zu seinem Gegner, und wahrscheinlich verdankte er es diesem Umstand, daß Lannerts nächster Schuß ihn knapp verfehlte.
    Er zielte lange. Unmittelbar nach dem Schuß knickte Lannert in den Knien ein und fiel auf die Hände. Aber das konnte durchaus einer von seinen Tricks sein. Sein Verhalten war ebenso schwer auszurechnen wie das von Moreaux oder Blossom.
    Yahiro ließ die Hände sinken. Der linke Arm schmerzte heftig, war aber nach wie vor normal beweglich, obwohl der Hitzestrahl die zentimeterdicke Haut aufgerissen und das darunterliegende Gewebe bis in den Muskel hinein zerstört hatte. Die Wunde erinnerte an die durch einen Blitzstrahl gespaltete Rinde einer alten Eiche.
    Aufblickend sah er, daß Lannert verschwunden war. Er suchte die Flanke des Walls mit den Augen ab, aber er begriff sehr bald, daß die Chance, den Geflüchteten zu entdecken, nur äußerst gering war. Vorsichtig, hin und wieder verharrend

Weitere Kostenlose Bücher