Das verhaengnisvolle Rendezvous
Verrückten hier, der ihr um neun Uhr morgens auf die Pelle rückte.
»Wo ist sie?«, verlangte Ry zu wissen. Vergangene Nacht war er drauf und dran gewesen, den nächsten Flug nach Atlanta zu buchen, als ihm aufging, dass er keinen Schimmer hatte, wo er sie suchen sollte.
»Tut mir leid, Inspector. Ich bin nicht befugt, Ihnen weitere Auskünfte zu erteilen. Aber Sie können Miss Fletcher gern eine Nachricht hinterlassen. Ich werde sie weiterleiten, wenn sie anruft.«
»Ich will wissen, wo sie ist«, stieß Ry zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Maureen erwog ernsthaft, den Sicherheitsdienst zu rufen. »Unsere Firmenpolitik ist …«
Er murmelte etwas Unflätiges über ihre Firmenpolitik und fischte dann fluchend seine Visitenkarte aus der Hosentasche. »Sehen Sie das hier? Ich bin mit der Brandermittlung beauftragt. Ich habe eine wichtige Information für Miss Fletcher, die ich ihr umgehend mitteilen muss. Wenn Sie nicht willens sind, mir zu sagen, wo ich sie finden kann, muss ich dies meinem Vorgesetzten melden.«
Daraufhin schwieg er längere Zeit in der Hoffnung, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlten.
Hin- und hergerissen biss sich Maureen auf die Unterlippe. Es stimmte, dass Miss Fletcher ihr ans Herz gelegt hatte, ihren Aufenthaltsort geheim zu halten. Und es stimmte ebenso, dass sie gewünscht hatte, dass ganz besonders Inspector Piasecki nichts davon erfahren sollte. Doch wenn er sie jetzt unbedingt wegen der Brandsache erreichen musste …
»Sie wohnt im Ritz-Carlton, Atlanta.«
Noch bevor sie den Satz richtig beendet hatte, war Ry schon draußen.
Fünfzehn Minuten später stürmte er in sein Büro und schreckte seine Sekretärin auf. »Geben Sie mir das Ritz-Carlton in Atlanta«, verlangte er, rannte in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Er lief im Zimmer auf und ab, bis sein Telefon klingelte. Das Ritz war am Apparat. »Natalie Fletcher«, bellte er in den Hörer. »Verbinden Sie mich.«
»Ja, Sir, einen Moment bitte.«
Der Moment erschien ihm wie eine kleine Ewigkeit. Endlich hörte er erleichtert, wie sich Natalie am anderen Ende der Leitung meldete.
»Natalie, was zum Teufel tust du in Atlanta? Ich will …« Ein Klicken zeigte ihm an, dass sie aufgelegt hatte. Er fluchte und beauftragte seine Sekretärin, es ein zweites Mal zu versuchen.
Ruhe, beschwor Ry sich. Immer mit der Ruhe. Schließlich wusste er, wie man angesichts eines Feuers, angesichts von Unglück und Tod die Nerven behielt. Da würde es ihm wohl jetzt auch gelingen. Doch als die Verbindung noch einmal hergestellt war und ihm durch den Hörer nur immer wieder das Freizeichen entgegentönte, hätte er am liebsten das Telefon gegen die Wand geknallt.
»Buchen Sie mir die nächstmögliche Maschine nach Atlanta.« Er war ins Nebenzimmer gegangen, und seine Sekretärin blickte ihn fassungslos an. »Schnell.«
Mehr als zehn Stunden nach seiner überstürzten Reise nach Atlanta war er wieder zu Hause. Es war ihm nicht gelungen, Natalie zu Gesicht zu bekommen. Stunden hatte er im Flugzeug verbracht und noch mehr Stunden damit, hinter ihr herzujagen in Atlanta, von ihrem Hotel zu der Niederlassung von Ladys Choice, zurück zu ihrem Hotel und wieder zum Flughafen. Und mit jeder Sekunde, die vergangen war, vermisste er sie mehr.
Es war geradeso gewesen, als hätte sie gewusst, dass er hinter ihr her war. Langsam stieg er die Treppe zu seiner Wohnung hinauf.
Er konnte nichts anderes tun, als zu warten.
Deirdre war froh darüber, dass sie sich ein bisschen Arbeit mit nach Hause genommen hatte. Diese verdammte Erkältung, die sie sich irgendwo eingefangen hatte, steckte ihr noch immer in den Knochen.
Appetitlos löffelte sie eine Tasse mit Hühnersuppe. Dann verzog sie das Gesicht, stellte sie beiseite und griff nach dem Glas mit heißem Grog. Das würde ihr guttun.
Wenn sie Glück hatte, viel Glück, würde sie die Grippe vom Hals und die Vorarbeiten für ihre eigentliche Arbeit beendet haben, ehe Natalie zurückkam. Hoffentlich.
Sie drückte eine Taste, und auf dem Bildschirm ihres Computers erschien eine Tabelle. Deirdre überflog sie und stutzte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Im nächsten Moment sah sie klarer.
Das kann nicht sein, dachte sie irritiert, drückte hintereinander verschiedene Tasten und starrte wieder auf den Bildschirm. Niemals im Leben konnte das sein! Ihr wurde auf einmal ganz heiß, und sie wusste nicht, ob sie das ihrem Fieber zu verdanken hatte oder der Entdeckung, die sie
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