Das verhaengnisvolle Rendezvous
Thunfischsandwich. Er sah sie vor sich, wie sie sich Designerwasser bestellte und einen Salat, wo jedes Blättchen einen anderen Namen trug. »Hör zu, Nat, wegen heute Abend …«
»Ich hab mir gedacht, wir könnten uns vielleicht bei Goose Neck treffen.« Sie rieb sich den Nacken. »Ich brauch mal ein bisschen Entspannung.«
Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Ich … äh, komm doch einfach mal zu mir, okay?«
»Zu dir?« Das war etwas Neues. Sie hatte aufgehört, sich zu fragen, warum er sie bisher noch nicht zu sich eingeladen hatte.
»Ja. Zwischen sieben und halb acht.«
»Schön. Soll ich was zum Essen mitbringen?«
»Nein. Ich werd was besorgen. Bis dann.« Er legte auf und lehnte sich zurück.
Unterwegs hielt er beim Chinesen und nahm etwas für sie beide zum Abendessen mit. Es war fast sieben, als er zu Hause ankam. Der Tag im Büro war anstrengend gewesen und seltsam zerfahren.
Während er die ausgetretenen Holztreppen zu seiner Wohnung hochging, hörte er, wie eine Tür zugeknallt wurde. Knoblauchduft hing in der Luft. Wahrscheinlich mal wieder seine Nachbarin. Sie pflegte ständig Riesentöpfe Spaghetti mit Knoblauchsoße zu kochen.
»Gut, schon gut, dann hol ich mir eben mein verdammtes Bier selbst, macht ja nichts.«
Ry verzog den Mund und schloss seine Tür auf. Ja, dachte er, als er die Wohnung betrat. Ziemliche Bruchbude, das war nicht zu leugnen. Er drehte das Licht an, ging ins Wohnzimmer und sah sich um.
Okay, alles war sauber und relativ aufgeräumt. Wenn man genau hinsah, sah man wahrscheinlich etwas Staub, doch für solche Kleinigkeiten fehlte ihm einfach die Zeit. Als sein Blick auf die Bettcouch fiel, wurde ihm bewusst, dass er bereits seit fast drei Wochen nicht mehr in seinem eigenen Bett geschlafen hatte. Dieses Sofa! Missbilligend schüttelte er den Kopf. Früher hatte er sich niemals daran gestört, doch jetzt auf einmal fand er den doch schon recht verblassten blauen Bezug ziemlich scheußlich.
Dann ging er in die Küche, nahm ein Bier aus dem Kühlschrank und öffnete den Verschluss. Die Wände könnten auch mal wieder etwas Farbe vertragen, dachte er, während er einen Schluck aus der Flasche nahm. Und auf den Fußboden gehört eigentlich ein Teppich.
Was soll der Quatsch, dachte er verärgert, reicht doch vollkommen, so wie es ist. Er brauchte keinen Schnickschnack. Zwei Zimmer in nächster Nähe zum Büro, was wollte er mehr? Es war genug.
Doch es war nicht genug. Konnte nicht genug sein. Für Natalie.
Ihr würde es bei ihm nicht gefallen. Das war ihm klar. Nur deshalb hatte er sie gebeten, hierherzukommen. Um es ihm und ihr zu beweisen, dass es ihr nicht genug war.
Sie konnten so wie bisher nicht weitermachen. Je länger es andauerte, umso mehr brauchte er sie. Und je mehr er sie brauchte, desto schwerer würde es ihm fallen, sich von ihr zu lösen.
Seine Scheidung war für ihn nicht weiter schlimm gewesen. Natürlich hatte es ein bisschen wehgetan. Und Bedauern, ja, Bedauern war da auch gewesen. Aber kein wirklicher Schmerz. Nicht diese tief verwurzelte, quälende Pein, die er empfand, wenn er an ein Leben ohne Natalie dachte.
Auf eine bestimmte Art und Weise konnte er sie wahrscheinlich halten. Es gab dafür eine reale Chance. Die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen war tatsächlich ungewöhnlich intensiv. Und wenn sie in Zukunft nur noch halb so stark wäre wie bisher, so wäre das noch immer ein Vielfaches mehr als alles, was er bisher erlebt hatte.
Und er war sich sehr bewusst darüber, was für eine Wirkung er auf Natalie hatte.
Er würde sie allein mit Sex halten können. Und es schien ihr genug zu sein. Doch eines Morgens, als er neben ihr aufgewacht war, war ihm klar geworden, dass es ihm nicht genug war.
Nein, es war nicht genug. Nicht, nachdem er damit begonnen hatte, sich in seiner Fantasie auszumalen, wie ihre gemeinsamen Kinder fröhlich im Garten miteinander spielen würden.
Das stand niemals zur Debatte, erinnerte er sich selbst. Und er hatte nicht das Recht, auf einmal die Spielregeln zu verändern. Nur weil er plötzlich sesshaft werden wollte. Aber hatte er nicht schon einmal bewiesen, dass er nicht für die Ehe taugte? Dabei hatten seine ehemalige Frau und er wenigstens denselben Lebensstil gehabt. Nein, nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass Natalie zu ihm passen würde. Daran konnte auch die Tatsache, dass er es sich so sehr wünschte, nichts ändern.
Noch schlimmer als all diese Überlegungen erschien ihm
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