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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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grölten.
    Er hockte sich an die Zeltöffnung und hob vorsichtig die herabhängende Decke an. Dann schob er seinen Umhang ins Warme und kroch hinterher. Es war dunkel dort drinnen und trockener Tang glühte unter dem Kessel. Er hängte die Decke wieder richtig vor den Eingang und blinzelte zu ihrer Seite hinüber. Sie hatte sich unter seinen Pelz gelegt und er sah nicht mehr von ihr als ihre Stirn und die hellen Haare. Er zog sich die Stiefel aus und stellte sie an die Zeltöffnung. Nicht zum ersten Mal war sie so früh eingeschlafen. Sie wurde schnell müde, doch die anderen meinten, dass wäre normal in dieser Zeit.
    Bran stand auf und ging zur anderen Seite des Zeltes hinüber. Es war nicht breiter als zwei Körperlängen, aber hoch genug, um aufrecht zu gehen. Alle Zelte hier im Lager wurden von langen Stöcken gehalten, die am Ende zusammengebunden waren und sich zu einem Zirkel auseinander spreizten. Sein Volk war solche Zelte nicht gewöhnt und in den ersten Tagen war er drinnen mit krummem Rücken herumgerannt, weil er eine niedrige Zeltdecke vermutete. Doch die Tirganer waren freigiebig mit ihren Lederbahnen gewesen, als sie die Zelte errichteten, ebenso wie mit dem Trockentang. Bran nahm eine Hand voll des zusammengebundenen Tangs und schob sie unter den Kessel. Dann beugte er sich hinunter und blies in die Glut. Der Tang brannte nicht so gut wie Holz, glühte aber lange. Als die Flammen aus dem Gluthaufen leckten, kniete er sich hin und begann mit einem langen Holzlöffel in dem Kessel zu rühren. Fischstücke schwammen im Tangsud. Er fischte sich ein Seitenstück heraus und steckte es in den Mund. Es war lauwarm. Er kaute darauf herum, während die Schatten langsam dem Licht wichen. Tassen und Schalen, Weinschläuche und Seilbündel hingen an Sehnen oben unter der Zeltöffnung, wo der Rauch langsam durch die sich kreuzenden Tragestöcke quoll. Die Axt, der Bogen und die Pfeilköcher lehnten gleich rechts von ihm an der Zeltwand. Die Speere hingen an einem Tragstock hinter dem Bronzehorn, das im Licht des Feuers grün glänzte. Decken und Umhänge trockneten an einem Zweig, den er über der Kiste aufgehängt hatte.
    Da bewegte sie sich. Sie streckte die Beine unter dem Pelzmantel und gähnte lange. Bran mochte es, sie so zu hören. Sie hatte etwas Sicheres, Warmes, wenn sie müde war.
    Er schluckte das Fischstück hinunter und kroch zu ihr hinüber.
    »Du kommst spät.« Sie streckte ihm die Arme entgegen und er berührte sie so, wie sie es mochte. Er streichelte ihr über die Haare, fuhr ihr mit der Hand über ihre warmen Wangen und legte sie auf ihre Schulter. Sie sah ihn mit schläfrigen Augen an. Noch immer glühte ihre Haut nach dem brennend heißen Sommer und die haarfeinen Fältchen in ihren Augenwinkeln schienen nicht verschwinden zu wollen.
    »Ich musste noch die letzten Spalten im Bug abdichten«, sagte Bran. »Dielan und ich wollten das fertig machen, solange das Harz noch warm war.«
    Sie roch an seinem Hosenbein. »Du riechst nach Harz. Und Salzwasser.«
    »Ich habe mich am Strand gewaschen.« Bran drehte sich um und griff nach den Schalen, die auf der Kiste hinter dem Schlafplatz standen. »Aber jetzt habe ich Hunger.«
    »Ich habe dich vor Sonnenuntergang erwartet.« Sie stützte sich auf die Ellenbogen und richtete sich dann, den Pelz um die Schultern, mühsam auf. »Die Suppe ist kalt.«
    Bran schob den Trockentang dichter unter den Kessel, rührte mit dem Holzlöffel um und steckte den Daumen in die Fischsuppe. Sie war noch immer nur lauwarm, doch er konnte nicht mehr länger warten.
    »Ich habe schon gegessen. Ich war so müde.« Tir blinzelte mit den Lidern und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    »Du brauchst jetzt viel Essen.« Bran schöpfte Tang und Fischfleisch in eine Tonschale und reichte sie ihr.
    Sie lächelte und nahm die Schale mit beiden Händen entgegen. Bran nahm ein Stückchen aus ihrer Schale und kaute es, während er sich zu ihr vorbeugte. Er schob den Pelzumhang zur Seite und legte seine Wange auf ihren runden Bauch.
    »Ich kann nichts spüren.« Bran presste sein Ohr auf ihre warme Haut. »Gestern hat das Kind gestrampelt, Tir. Um diese Zeit, dreimal.« Er legte seine Hand auf die Seite ihres Bauches. »Dreimal. Hier unten.«
    »Ich weiß.« Tir nahm einen Schluck aus der Tonschale und wischte sich den Mund ab.
    Bran legte den Kopf auf ihren Schoß. »Turvi sagte, dass Kaer in dieser Zeit wie ein wilder Krieger gestrampelt hätte. Er sagte, dass kleine Jungen

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