Das Verheissene Land
heißt es. Die Skerge sprechen über einen neuen Kriegszug.« Tarba legte seine Arme um ihn und klopfte ihm auf den Rücken. Er roch nach saurem Wein, Schweiß und Leder.
»Ich bin kein Tileder mehr«, flüsterte Bran. Er hatte das schon so oft gesagt, seit Visikal Storm zum Tileder ernannt hatte, doch der Alte wollte so etwas nicht hören.
»Du bist mein Tileder«, sagte Tarba und lachte. Er ließ Bran los und ging ein paar Schritte über das Deck. Dort legte er seinen Arm um die Schultern des jungen Virga, der mit großen Augen zu den Menschen am Hafen hinuntersah. »Nur der Tod kann einen Tileder von seinen Kriegern trennen. Nicht wahr, Virga!«
Der halbwüchsige Junge kratzte sich hinter dem Ohr. Er trug ein sauberes Wollhemd und einen mit Bronze verzierten Schwertgurt über der Brust. Seine schmale Gestalt sah so anders aus als die der meisten Krieger an Deck, die mit ledernen Brustpanzern und schmutzigen Schilden umherstapften.
»Ich…« Er sah zuerst zu Tarba und dann zu Bran. »Er kann gut Tileder sein, wenn du das sagst. Aber Storm ist do…«
»Storm!« Tarba ließ den Jungen los und winkte einen der anderen Männer herbei. »Storm!«
Der Tirganer schlenderte, die Hände hinter dem Gürtel, über das Deck. Er war ein kräftiger Mann und hatte seinen Bart abgeschnitten. Die roten Frostmale waren jetzt noch deutlicher zu sehen, und so wie er Tarba anblickte, konnte man glauben, er wolle zum Schwert greifen. Doch Tarba und Bran kannten ihn und wussten, dass er immer so aussah.
»Wärst du nicht bereit, wieder ein normaler Krieger zu sein, wenn Bran wieder unser Tileder sein wollte?«
Storm biss sich auf die Lippen und sah Bran aus schmalen Augen an. »Wenn er uns in den Krieg führen wollte, würden ihm mein Bruder und ich folgen.« Er hob den rechten Arm über den Schaft des kurzen Schwertes, das an seinem Gürtel hing. »Aber Bran kann nicht Tileder sein. Blutskalle hat ihn ehrenhalber zu einem Skerg Arborgs ernannt. Und kein Skerg darf von seinem Rang ablassen.«
Tarba holte tief Luft und atmete dann mit einem resignierten Seufzer aus. Dann drehte er sich um, winkte über die Schulter und kletterte durch die Luke ins Innere des Schiffes.
Storm nickte Bran kurz zu, ehe auch er zum Rest der Männer zurückging.
Bran wünschte der Mannschaft einen schönen Abend, sprang auf den Landgang und schlenderte wieder zurück auf den Kai. Storm hatte Recht. Er konnte nie wieder Tileder sein. Die Zeit war vorüber. Er hatte Visikals Forderung erfüllt und im Krieg der Tirganer gekämpft. Mit Kämpfen und Morden im Land der Vandarer hatte er Visikals Nichte gewonnen, und jetzt war er wieder der Häuptling seines Volkes. Er war ein Mann des Felsenvolkes, kein Tirganer. Und so würde es immer sein. Bald sollten sie diesen Ort verlassen und wenn er an die Reise von der Felsenburg hierher zurückdachte, wusste er auch, dass sie lange genug an diesem Ort waren. Sie hatten darüber gesprochen; Turvi hatte die Männer und Frauen zusammengerufen und ihnen berichtet, was er über das Westmeer gehört hatte. Er hatte vom Sturmrand erzählt, wo die Seelen der Ertrunkenen im Wind heulten. Und sie waren sich einig geworden, nach Westen zu segeln und einen Kurs zu suchen, der an dem blutroten Fahrwasser vorbeiführte. Denn er war Bran, der Träumende, und er hatte ein Meer und ein Land gesehen, jenseits des Weltenendes, hinter dem Horizont. Doch im Traum war er den Stürmen nicht ausgewichen, er war hindurchgesegelt.
Bran folgte der Kaimauer zum Ostende des Hafens. Hier war der Hafenbereich für die Fischer. Reusen und Netze hingen wie Spinnweben an den Hauswänden und die Fischerboote dümpelten an der Kaimauer. Am Ende des Hafenplatzes lagen die Boote des Felsenvolkes. Sie waren noch nicht zu Wasser gelassen worden, und Bran dachte, dass man sie ebenso gut dort liegen lassen konnte. Das Langschiff war im Westmeer besser geeignet. Die Männer würden die Boote als Zeichen der Dankbarkeit den Tirganern überlassen. Sie hatten ihnen ihre Gastfreundschaft erwiesen und ihnen genug Essen, Decken und trockenen Tang gegeben.
Während Bran an den Häusern entlangging, ertrank der letzte Rest der Sonne im Meer. Bran blieb stehen, legte sich den Umhang um die Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Dunkelheit breitete sich wie Nebel über dem Meer aus. Die Nacht kam rasch hier in Tirga. Er sah zum Himmel hinauf. Kragg breitete seine Flügel aus und die Juwelen in seinem Federkleid kamen zum Vorschein. Bran
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