Das Verheissene Land
rückten die Roten. Nach einer Weile waren sie so nah herangekommen, dass Bran und die Waldgeister sie hätten niederstechen können. Aber die Teufel griffen nach ihren Speeren, und Bran wusste, dass sie sie ihnen aus der Hand reißen würden, wenn sie sie zu fassen kriegten. Dielan hatte keine Pfeile mehr im Köcher, und als er zu den Fellen lief, um den zweiten zu holen, nutzten die Waldteufel die entstandene Lücke zum Angriff. Bran stach mit dem Speer nach dem ersten Angreifer, der sich auf ihn stürzte. Er drehte sich zur Seite und schwang seinen Speer wie eine Keule gegen ein Augenpaar direkt über sich. Ein paar lange Finger packten sein Fußgelenk, und noch im Fall rissen ihm die Waldteufel den Speer aus der Hand. Bran zog sein Messer und stach blind drauflos. Im nächsten Moment war er wieder frei und schleppte sich zurück zum Licht. Dielan und Vile kämpften mit einem von ihnen, ein Stück weiter standen Bul und Loke Rücken an Rücken und stachen mit ihren Speeren nach den Waldteufeln. Aus Lokes Bart tropfe Blut.
Die Krallen kratzten über seinen Schenkel. Bran rief Dielans Namen, als er in die Dunkelheit gezerrt wurde. Eine andere Hand packte ihn im Nacken. Er stach wild mit dem Messer um sich, aber die Teufel wollten ihn nicht loslassen. Sie kratzten ihn mit ihren langen Krallen und zogen an seinen Beinen. Bran sammelte alles, was er noch an Kraft hatte, und stieß dem Nächsten von ihnen das Messer unterm Kinn ins Fleisch. Der Teufel ließ ihn los und torkelte zurück, aber es rückten gleich mehrere Hände nach. Sie bissen ihn ins Handgelenk und zwangen ihn, das Messer loszulassen. Wie aus weiter Ferne hörte er Dielan rufen. Im nächsten Augenblick hoben die Waldteufel ihn hoch und warfen ihn über den Felsrand in die Dunkelheit hinunter.
Er krümmte sich im Fall zusammen, wissend, dass die Steinbrocken vor dem Felsblock ihn töten konnten. Aber die Waldteufel unten in der Schlucht fingen ihn auf wie ein Fellbündel, legten ihn auf den Boden und stießen ein wildes Triumphgeheul aus, und Bran ahnte, was nun passieren würde. Er war Kriegsbeute – gleich würden ihn die Waldteufel in Stücke reißen. Sie rotteten sich um ihn wie ein Rudel hungriger Wölfe. Bran drehte sich auf die Knie und versuchte wegzukrabbeln, aber da beugten sie sich über ihn. Ihre Pranken zerrten an seinem Hemd. Ein Fuß wälzte ihn auf die Seite. Bran schloss die Augen und floh in die Erinnerung an Tir. Sie streckte ihm die Hände entgegen und sagte seinen Namen. Ihre schlanken Finger strichen über seinen Nacken, über die Narbe, in der der ewige Schmerz brannte.
Der Ruf verscheuchte die Bilder aus seinem Kopf. Er blinzelte, spürte ihre Krallen auf seiner Haut. Eine Stimme schallte durch die Schlucht. Und das war nicht die Stimme eines Waldteufels.
Sie ließen von ihm ab. Bran kroch zwischen ihren Beinen hindurch und suchte Schutz hinter einem Stein. Und dann sah er die Krieger, die sich auf die Roten stürzten. Sie trugen lederne Brünnen und glänzende Schwerter. Sie riefen den Waldteufeln den Namen Cernunnos’ entgegen und drängten sich zwischen sie. Bran zählte vier Männer; drei mit Schwertern und Lederbrünnen und der vierte ein Jäger mit einem Speer. Die Krieger trieben die Waldteufel auseinander und kämpften sich bis zu einem riesigen Felsen in der Mitte zwischen den Felswänden vor. Dann schoben die Männer mit den Brünnen ihre Schwerter in die Scheide und schwangen die Bögen von ihren Schultern, während der Jäger den Speerschaft hinter den Gürtel schob und einen Kurzbogen spannte. Die Pfeile sangen, und die Waldteufel suchten hinter den Steinblöcken Deckung oder flüchteten in östlicher Richtung durch die Schlucht. Das Geheul verstummte. Die Schlacht war vorüber.
»Cernunnos hat uns viele Leben nehmen lassen«, sagte einer der Krieger, als er seinen Bogen senkte.
Dann wandte der Jäger sich zu dem Felsblock um. »Dielan! Wenn du lebst, gib ein Zeichen!«
Bran rappelte sich auf. Hagdars raue Stimme war nicht zu verkennen. Dielan trat an den Rand des Felsblocks. »Bist du das, Hagdar?«
Das Lachen hallte zwischen den Bergwänden wider. »So ist es. Und bei mir sind die Tirganer-Brüder und der junge Virga. Vor vier Nächten haben wir euer Feuer gesehen.«
Bran erhob sich. Es brannte in unzähligen Schrammen und Schnittwunden. Die Krieger legten Pfeile an die Bögen und zielten auf ihn.
»Nicht schießen!« Bran streckte ihnen die offene Waffenhand entgegen. »Ich bin es!«
»Tileder?« Ein
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