Das Verheissene Land
er zum Himmel und grinste. Sie würden an diesem Tag nichts von der Sonne zu sehen bekommen. Der Wind hatte sich gelegt, und die Regenwolken hingen tief über der Landschaft.
Bran bekam Dielans Umhang, weil der nicht so am Rücken scheuerte wie sein eigener Fellumhang. Seine Wunden brannten wie Feuer, wenn auch nicht so schlimm, dass er den Fußmarsch nicht bewältigen konnte. Er würgte ein Stück Fisch herunter und folgte den Männern, die nicht länger als unbedingt nötig in der Schlucht bleiben wollten. Sein leerer Magen rebellierte nach dem tagelangen Hunger.
Hagdar führte sie zwischen den Steinbrocken durch die Schlucht, während die Tirganer mit gespannten Bögen die Schatten absuchten. Zwei Messer kroch unter Steinblöcke und kämpfte sich durch das Gestrüpp an den Felswänden, und bald waren die Männer sicher, dass keiner der roten Teufel mehr in der Schlucht war. Die Waldteufel hatten ihre Toten offenbar mitgenommen. Nur ein paar verstreute Blutflecke zeugten von dem Kampf, der in der letzten Nacht hier stattgefunden hatte.
Als die kleine Schar endlich das Ende der Schlucht erreichte, senkte sich die Hitze schwer und drückend über die Männer. Sie rasteten im Schatten der Felsen, tranken Wasser und aßen Trockenfisch und Äpfel. Einen Pfeilschuss von den Felsen entfernt hatten Wacholderbüsche und Birken Halt für ihre Wurzeln gefunden, und nicht weit entfernt bildete der Waldrand eine Mauer aus Stämmen und Blättern. Bran trank aus dem Wasserschlauch und sah zu dem Höhenzug, der sich im Süden über die Baumkronen erhob. Hagdar berichtete, dass sie ihre Wasserschläuche in einem Bach zwei Tagesmärsche nordöstlich von der Bucht, wo die Schiffe lagen, gefüllt hätten. Kaer war ihnen bis dorthin gefolgt, dann aber umgekehrt, um mehr Männer zum Wassertragen zu holen. An dem Bach hatten sie Spuren von Rehwild, Füchsen und Hasen gefunden, obwohl keiner von ihnen bisher irgendwelche Tiere oder Vögel gesehen hatte.
Die Waldgeister blieben unter sich, während die Männer sich ausruhten. Als Hagdar die Gruppe weiterführte, ließen sie die Tirganer vorgehen und folgten als Letzte.
An diesem Abend suchten sie sich früh einen geeigneten Platz für ihr Lager. Virga entdeckte eine gute Stelle neben den Wurzeln einer halb verrotteten Rieseneiche. Storm und Zwei Messer bogen ein paar Äste herunter und bauten ein Schutzdach, während die Waldgeister trockene Zweige sammelten und ein Feuer machten. Es war nicht schwer zu erraten, warum sie das taten oder warum Hagdar so gut gelaunt sang. Die beiden Tirganer flochten Blätterzweige zusammen und zurrten sie an dem Dach fest. Und kurz darauf konnten sie in ihren Unterschlupf kriechen.
»Jetzt bringen sie die Tonnen an Deck«, sagte Hagdar und streckte eine Hand unter dem Dach hervor.
Und da, mit einem Schlag, der die Wolken teilte, kam der Regen. Es tropfte zwischen den Zweigen hindurch und hinterließ dunkle Flecken auf dem trockenen Waldboden.
»Cernunnos meint es gut mit uns.« Storm teilte einen Apfel und gab Zwei Messer eine Hälfte. »Er hat den Kampf der letzten Nacht gesehen und belohnt uns nun mit Regen.«
»Ich glaube, es war Kragg, der die Regenwolken mit seinen Flügeln zerschlagen hat.« Dielan kroch aus dem Unterschlupf und hielt sein Gesicht in den Regen, der immer stärker wurde. Ein Windstoß fuhr durch die Baumkronen und trieb den Regenschauer über den Wald. Bran zog den Umhang fester um sich, während es um sie herum immer stärker goss.
In dieser Nacht hörten sie nichts von den Waldteufeln. Vielleicht scheuten sie den Regen, vielleicht trauerten sie aber auch um ihre Toten. Ungeachtet dessen waren Bran und die anderen einfach glücklich, dass der Himmel ihnen Leben spendenden Regen schenkte, denn das ersparte ihnen viele Märsche zu dem Bach und zurück. Der Regenschauer würde ihre Tonnen füllen. Und sobald der Wind günstig wäre, würden sie wieder aufs Meer rudern und weiter nach Norden segeln.
Hagdar unterhielt sich lange mit den Waldgeistern, weil er wissen wollte, wo sie gewesen waren, nachdem sie die Felsenburg verlassen hatten, und was sie all die Jahre gemacht hatten. Er fragte sie, warum sie zurückgekommen waren, aber Loke sagte ihm auch nicht mehr, als er Bran und Dielan gesagt hatte. Sie waren von Gamle ausgesandt worden und hatten das Feuer auf Dem Schwarzen Berg gesehen, wie er es vorausgesagt hatte. Sie hätten ihre Gründe, sagte er. Und dass Hagdar es schon noch früh genug verstehen würde.
Der
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