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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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abgebrannten Zweig in die Glut. »Ich bin sicher, dass wir weiter im Norden gutes Land finden werden. Das fühle ich.«
    Dielan rückte ein wenig näher an Bran heran und wärmte sich die Hände über dem Feuer. Und wieder biss er sich auf die Oberlippe. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich.
    »Da ist etwas…« Dielan warf einen raschen Blick auf die anderen. »Da ist etwas, das ich dir sagen muss, Bran.«
    Bran legte seinen Arm um Dielans Schulter. Hagdar murmelte im Schlaf, und die Waldgeister lagen wie reglose Moospolster am Rand des Lichtkegels.
    »Ich habe nicht deinen Mut«, flüsterte Dielan. »Während des Kampfes habe ich mich versteckt. Ich habe mich in den hintersten Winkel unter dem Felsvorsprung verkrochen, während die Waldgeister gekämpft haben.« Dielan blickte zu Boden. »Ich hatte keine andere Waffe mehr als mein Messer, und die roten Teufel haben sich wie wilde Kretter auf uns gestürzt. Ich wollte dir helfen, aber ich war nicht dazu in der Lage. Ich habe einfach nur dagelegen. Ich habe dein Rufen gehört. Ich habe gesehen, wie die Waldgeister gegen die Roten gekämpft haben. Bei Kragg, noch nie habe ich jemanden so vortrefflich einen Speer benutzen sehen.«
    »Du hättest mir nicht helfen können.« Bran hatte den Blick auf die Flammen gerichtet. Bile hockte daneben und fütterte das Feuer mit trockenen Stöckchen. »Und du hast richtig gehandelt, dich zu verstecken. Wäre ich getötet worden, hättest du dich um Tir und das Kind kümmern müssen. Ich möchte, dass du das tust, falls mir etwas zustoßen sollte.«
    »So ist es Sitte bei uns. Aber dir wird nichts zustoßen, Bruder. Wir werden zusammen alt werden.«
    Ein Lichtblitz zerriss die Wolkendecke über dem Wald. Gleichzeitig krachte der Donner. Storm und Zwei Messer sprangen mit dem Schwert in der Hand auf, und Hagdar stieß einen Fluch aus. Die Bäume vor ihrem Unterschlupf schwankten und zitterten. Flammen kämpften gegen den Regen.
    »Der Blitz hat eingeschlagen!« Virga rieb sich die Augen.
    »Das sehen wir auch.« Storm spuckte ins Laub. »Sei froh, dass es regnet, Grünschnabel. Sonst würde uns jetzt der Waldbrand fressen.«
    Die Waldgeister steckten wispernd die Köpfe zusammen. Loke strich sich über den Bart, stand auf und trat in den Regen hinaus. Er spähte verstohlen zu Bran hinüber und nickte still vor sich hin.

Der schwarze Strand
     
    D er Regen hielt zwei Tage an. Erst als die Abenddämmerung des nächsten Tages hereinbrach, ließ er nach. Da hatte die Gruppe die verwachsenen Zweige der Apfelbäume erreicht. Der Duft des Meeres schlug ihnen entgegen, vermischt mit bitterem Rauch. Die Männer hasteten die letzten Meter durch den Wald, während die Waldgeister ruhig hinter ihnen herschlenderten. Die kleinwüchsigen Krieger hatten sich an den letzten Abenden etwas zurückgezogen, doch darüber machten sich die Männer keine Gedanken. Sie schlugen die Zweige zur Seite und sprangen über Gräben und ausgetrocknete Bachläufe. Der Wald öffnete sich vor ihnen und sie sahen die Schiffe und die Wellen, die weiß gegen die schwarzen Felsen schlugen. Dann rannten sie auf den Sand hinaus und waren wieder bei ihrem Volk.
    Männer und Frauen eilten ihnen entgegen. Dielan umarmte Gwen, und Hagdar hob Linvi hoch über seinen Kopf. Die Kinder sprangen um sie herum. Turvi stapfte hinkend durch den Sand und arbeitete sich mit seinen Krücken durch die Menge.
    »Bran!« Der Einbeinige schwang den Arm über dem Kopf. »Häuptling! Kragg ist mit uns, er führt dich und deinen Bruder wieder zu uns zurück! Komm zu mir und erzähl, Bran!«
    Doch Bran hörte nicht auf den Alten. Er sah sie am Bug des Langschiffes stehen. Sie hielt Ulv in ihren Armen und lächelte, wie er es geträumt hatte. Bran rannte ihr entgegen. Er kümmerte sich nicht darum, dass Turvi ihm nachrief. Er zog sie an sich und begrub sein Gesicht in ihren Haaren. Sie war warm und streichelte ihm über den Nacken.
    »Ich habe solche Angst um dich gehabt.« Sie legte ihre nasse Wange an die seine. »Dein Rücken.« Ihre Finger huschten über seine Wunden. »Du bist verletzt, Bran. Lass mich dich waschen, damit du kein Wundfieber bekommst.«
    Bran strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ihre blauen Augen waren so schön. Er küsste sie und drückte sie wieder an sich. Da begann das Kind zu weinen. Es griff nach ihren Haaren und sah ihn mit beleidigter Miene an.
    »Ulv will, dass du ihn hältst.« Tir legte ihm das Kind in die Arme. »Er hat seinen Vater

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