Das Verlangen des Milliardaers - Band 3
ist 8 Uhr früh. Seit zwanzig Minuten klingelt mein Wecker, und ich liege noch im Bett und kriege kein Auge auf. Mit größter Anstrengung schaffe ich es schließlich, aus dem Bett zu klettern. Immerhin muss ich doch noch mal zu Bogaert. Vielleicht gelingt es mir, Mike zu überführen. Danach wird es zu spät sein. Ich bewege mich mit solcher Langsamkeit, dass eine Schnecke mich überholen könnte. Ich ziehe eine Jeans, mein Lieblings-T-Shirt und ein Jackett an und bin fertig.
Das perfekte Outfit für eine Kündigung!
Bei Bogaert angekommen frage ich nach Cécile de Clève, der Direktorin des Modehauses. Ihre Assistentin Sandra, die mich am Tag meines Vorstellungsgesprächs empfangen hat, ruft sie sofort an.
„Sie erwartet dich“, sagt sie mir und weist auf das Büro. Ich klopfe an.
„Herein“, ruft Cécile de Clève.
„Guten Tag, Madame de Clève.“
„Aber nicht doch. Nennen Sie mich doch bitte Cécile.“
„Ich bin gekommen, um meine Kündigung einzureichen.“
„Ich verstehe nicht, warum Sie auf einmal kündigen wollen, Lou. Was ist los? Gibt es Probleme mit Cerise?“
„Nein, gar nicht. Es liegt an mir … Ich kann so nicht mehr weitermachen. Ich habe noch einen anderen Job, und ich muss mich entscheiden.“
„Eine andere Arbeit, die besser ist als eine Stelle bei Bogaert? Das kann ich mir kaum vorstellen, Lou.“
Wir stehen einander gegenüber. Plötzlich ergreift sie meine Hand.
„Sie haben Talent, Lou, das weiß ich. Ich biete Ihnen die Stelle als Assistentin von Juan Carlo Balestra, unserem Designer, an. Wenn Sie annehmen, können Sie schon morgen nach New York fliegen, wo er wohnt.“
Mein Herz klopft so laut, dass ich nichts anderes mehr höre.
Das kann doch nicht wahr sein! Sie bietet mir die Stelle als rechte Hand von Balestra an, und ich werde ablehnen! Verdammte Scheiße.
„Ich kann leider nicht annehmen, Cécile. Ich habe mich bereits anderweitig verpflichtet.“
Angesichts ihrer Enttäuschung wird mir das Herz schwer.
„Willst du wirklich kündigen?“, fragt Sandra.
„Es gehört sich nicht, an Türen zu lauschen, aber es stimmt leider.“
„Aber warum? Du leistest hier tolle Arbeit und jeder mag dich! Nicht wie dieser dämliche Amerikaner“, sagt Sandra und deutet mit dem Kopf auf Mikes Büro.
„Da wir gerade von ihm sprechen: Ich möchte ihm gerne eine Nachricht hinterlassen. Meinst du, das geht?“
„Aber natürlich. Er ist noch mindestens zwei Stunden in einer Sitzung“, antwortet Sandra.
„Vielen Dank, Sandra. Falls wir uns nicht mehr sehen: Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen. Bis bald, hoffentlich.“
„Bis bald, Lou. Stimmt es, was man sich erzählt? Dass du mit Alexander Bogaert zusammen bist?“
Ich antworte nicht, sondern zwinkere ihr nur zu, bevor ich in Mikes Büro gehe.
„Du Glückliche“, wirft sie mir hinterher.
Mikes Büro ist offen, aber sein Computer ist aus. Ich tue so, als würde ich eine Nachricht auf ein Post-it schreiben, um keinen Verdacht zu erwecken.
Verdammt. Ich brauche ein Passwort!
Ich versuche es nacheinander mit Mike, Matthew, Karine und Nina, aber nichts passiert. Dann gebe ich Alexander ein.
Volltreffer!
Ich mache seine E-Mails auf und sehe, dass er mit einer gewissen Nina korrespondiert. Die Zeit drängt. Ich muss alles speichern, bevor mich noch jemand überrascht. Mit zitternden Händen hole ich einen USB-Stick aus der Tasche und stecke ihn in den Computer. Schließlich speichere ich alle Nachrichten ab. So kann ich sie in Ruhe lesen. Zwei Minuten später stehe ich auf dem Bürgersteig der Avenue Montaigne und werfe einen letzten Blick auf Bogaert. Der Himmel ist grau. Vielleicht werde ich es eines Tages bereuen, ein so renommiertes Unternehmen verlassen zu haben, aber im Moment habe ich Wichtigeres zu tun. Beim Weggehen stoße ich einen langen Seufzer aus, ich bin erleichtert und gleichzeitig traurig. Tränen steigen mir in die Augen, als ob das Ende meiner Arbeit bei Bogaert auch das Ende meiner Beziehung mit Alex bedeuten würde.
Warum ruft er mich denn nicht an?
Ich habe keine Ahnung, warum ich weine, aber auf jeden Fall tut es mir gut. Ohne bemerkt zu haben, wohin ich gehe, finde ich mich auf dem Place de la Bastille wieder. Seit zehn Minuten regnet es in Strömen. Ein vorbeifahrendes Taxi fährt durch eine Pfütze und spritzt mich von oben bis unten nass. Aber das macht auch nichts mehr. Durchgeweicht war ich vorher schon.
Ich unterdrücke eine wüste Beschimpfung und setze meinen Weg zu Renex
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