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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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amerikanische Krankenhäuser. Sie seien nichts für Mexikaner, behauptete er, seit er vor Jahren als junger Mann bei einer schweren Erkrankung abgewiesen worden war. Er trat näher. „Tut es weh?“ fragte er Bobby.
    „Nein“, murmelte der.
    „Kannst du es aushalten?“
    „Ja.“
    Luis nickte zufrieden. Michael sah einen perversen Stolz im Blick seines Vaters, während er den verletzten Sohn betrachtete. „Ein geschlagener Mann hat weder Gesicht noch Herz“, sagte er zu Bobby. „Aber
mi’jo
hat beides.“ Mit leuchtenden Augen ging er in die Hocke, seinen Sohn zu umarmen.
    „Nein, bleib zurück!“ krächzte Bobby, die Handflächen ausgestreckt. „Ich blute!“
    Luis verharrte verständnislos. Michael klärte ihn auf. „Du hast eine geplatzte Lippe, die Wunde ist offen.“
    Luis berührte die Lippe mit den Fingern, verstand aber immer noch nicht und beugte sich wieder vor.
    „Nein!“ schrie Bobby ihn an und wich zurück, dass er vor Schmerz stöhnte. „Papa, bleib zurück. Das Blut!“ Hustend senkte er den Kopf. „Ich habe Aids.“
    Luis’ Augen schienen aus den Höhlen zu treten. Er riss die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt, und setzte sich auf seine Hacken. Dann wandte er sich, Bestätigung suchend, Michael zu. Der nickte nur.
    „Wie? Wann?“
    „Du weißt wie“, sagte Bobby gebrochen mit leiser Stimme. „Du hast es immer gewusst. Du wolltest es nur nicht wahrhaben.“ Er hob den Blick, resigniert und geschlagen.
    Wie benommen sah Luis von Bobby zu Michael. Dann stand er auf und taumelte zurück.
    Bobby unterdrückte ein Schluchzen und senkte den Kopf. Michael spürte, wie er sich mit dem ganzen Gewicht an seine Brust lehnte.
    „Geh nicht weg!“ rief Michael, da Luis zurückwich. „Du Hurensohn, wage nicht, wegzulaufen! Er braucht dich. Jetzt mehr denn je! Er ist dein Sohn!“
    „Er ist nicht mein Sohn!“ schrie Luis zurück, Tränen in den Augen, die geschwollenen, blutverkrusteten Lippen schmal. Als Antwort knallte ein heftiger Donnerschlag. Verblüfft sahen sie sich untereinander an. Keiner wusste, was er tun oder sagen sollte. „Er ist nicht mein Sohn“, wiederholte Luis und taumelte davon wie ein Betrunkener.
    Manuel trottete hinter ihm her.
    „Nein!“ schimpfte Luis und winkte ab. „Fahr sie nach Haus.“
    „Wirf mir die Schlüssel zu, alter Mann!“ rief Michael ihm angewidert nach. „Wir fahren selbst!“
    Luis blieb stehen. Breitbeinig, den Kopf gesenkt, holte er die Schlüssel aus der Hosentasche und warf sie Michael zu. Sie schlitterten durch den Staub vor seine Füße.
    „He, Manuel!“ rief Michael, als er die beiden Männer davongehen sah. „Wie fühlt es sich an, ein paar Blutergüsse zu haben? Gefällt es dir? Jetzt weißt du, wie Cisco sich fühlt.“
    Manuel blieb wie angewurzelt stehen. Mit geballten Händen kam er so wutentbrannt zurück, dass Michael abwehrend einen Arm hob.
    „Das reicht!“ spie Manuel aus und blieb vor Michaels Füßen stehen. Er beugte sich herunter und presste hervor: „Nicht ich schlage die Kinder, sondern deine Schwester Rosa!“
    Das traf Michael bis ins Mark. Manuel machte auf dem Absatz kehrt und folgte Luis.
    „Verdammte Scheiße!“ fluchte Michael und legte eine Hand an die Stirn. „Was geht hier eigentlich vor? Ist die ganze Welt verrückt geworden?“ Er lachte, weil er sonst geheult hätte. „Und du, Papa, willst aus uns Männer machen? Ist das Machismo? Ihr seid Feiglinge!“ schrie er ihnen nach. „Ihr alle! Gottserbärmliche Feiglinge!“
    Bobby richtete sich auf und hielt sich mit einer Hand die Rippe. Michael nahm rasch seinen Arm, um ihm zu helfen.
    „Nein, bleib zurück!“ sagte er zornig. „Bildest du dir ein, das Blut könnte dir nichts anhaben? Hältst du dich für eine Art Gott?“ Er richtete sich auf die Knie auf und stöhnte vor Schmerz. Trotzdem stieß er Michaels Hand zurück.
    „Zum Kuckuck, Bobby, lass mich helfen!“
    „Ich brauche deine Hilfe nicht! Ich will deine Hilfe nicht!“
    Michael nahm trotzdem seinen Ellbogen und half ihm auf. Während er ihn zum Auto führte, litt er bei jedem kleinen, hinkenden Schritt mit, den Bobby machte. Er hievte ihn auf den Beifahrersitz, zog seine Jacke aus und deckte ihn damit zu. Dann beugte er sich hinab und hob ihm die Beine ins Auto. Bobbys geliebte Leinenhose war zerrissen und erdverkrustet. Als Michael die Wagentür schloss, spürte er die ersten Regentropfen auf Kopf und Schultern.
    „Wisch dir die Hände ab“, sagte Bobby ihm, als er

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