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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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jemand die Hand halten oder ihm beim Sport zujubeln musste, war Bobby da gewesen. Bobby hatte verstanden, warum er damals unbedingt diese Lederjacke haben musste, warum er sich von der Familie abwandte und letztlich zurückgekehrt war.
    Schläge einzustecken war leicht. Er hatte sich immer eingebildet, Bobby einen großen Gefallen zu tun, indem er sich zwischen ihn und mögliche Angreifer stellte. Aber wie Bobby sagte, er war kein Opfer. Er war immer ein Held gewesen. Schläge konnten Bobby nicht treffen, er besaß innere Stärke. Er liebte seine Familie und konnte vieles ertragen, weil er sich nach langem harten Ringen akzeptierte, wie er war.
    Und wer bin ich? fragte sich Michael mit hängenden Schultern. Warum fällt es mir so schwer zu erkennen, was richtig ist? „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, gestand er.
    „Irgendwann wirst du es wissen“, erwiderte Bobby und schloss die Augen.
    Michael erwachte einige Stunden später in Bobbys Krankenzimmer, da ihn jemand am Knie rüttelte. Er schlug die Augen auf und sah in das besorgte Gesicht seiner Mutter. „Miguel, aufwachen. Miguel …“
    Er wischte sich gähnend mit den Händen über das Gesicht und streckte die steifen Schultern. Bobby schlief im Bett neben ihm. Der Raum lag im Halbdunkel. Regen trommelte immer noch gegen die Fenster, und in der Ferne hörte er es donnern.
    „Ich muss eingeschlafen sein. Wie spät ist es?“
    „Fast Mittag.“
    „So spät?“
    „Sí. Virgencita …“
Sie bekreuzigte sich. „Die Straßen sind sehr schlecht. Viele sind geschlossen. Ich habe ewig gebraucht bis hierher.
Si Dios quiere.
Es gibt schlimme Überflutung in Tal.
Muy mal.
Das Wasser steigt in Fluss, und der Regen hört nicht auf.“ Sie rang müde die Hände und wirkte erschöpft. „Der nationale Wetterdienst hat gegeben Flutwarnung.“
    „Verflixt, wann war das?“
    „Heute Morgen. Sie sagen, es gibt Jahrhundertflut!“ Ihre Besorgnis war offenkundig.
    „Ja, die dritte.“ Er kratzte sich am Kopf, jetzt vollkommen wach. „Okay, also wo ist Papa?“
    „Er wird Besitz nicht verlassen. Als ich ging, vernagelte er Fenster und füllte Notvorräte auf. Er sagte, ein bisschen Wasser kann ihn nicht vertreiben.“ Sie packte Michael bei den Schultern. „Auf Weg hierher habe ich überquert den Fluss. Das war nicht nur ein bisschen Wasser, Miguel. Ich habe Angst. Die Kinder sind noch dort.“
    „Wo sind Rosa und Manuel?“
    „Sie werden Papa nicht verlassen.“
    Michael verfluchte sie im Stillen und wollte seine Mutter nicht noch mehr aufregen.
    „Miguel, Cisco und Maria Elena … wir müssen …“ Sie verfiel in Spanisch und flehte ihn an, die Kinder zu retten.
    „Setz dich, Mama.“ Er tätschelte ihr die Hand und stand auf. „Bleib bei Bobby. Er braucht dich. Ich fahre hin und sorge dafür, dass die Kinder in Sicherheit gebracht werden.“
    Sie legte ihm ihre kleine Hand auf die Schulter.
    „Mi hijo
, ich bin stolz auf dich. Dein Vater, er hat falsch gehandelt so zu sein zu Roberto. Ich habe auch Schuld. Aber Luis, er ist ein guter Mann. Er …“ Die Stimme versagte ihr, und sie wandte den Blick ab.
    Michael legte seine Hand über ihre. „Ich verspreche dir, alles wird gut. Mach dir keine Sorgen. Ich lasse ihn nicht dort. Ich schleife den störrischen Alten wenn nötig persönlich von seinem Land.“

23. KAPITEL
    D er Sturm tobte peitschend durch die Berge und lud eine wahre Sintflut auf dem voll gesogenen Boden ab. Geschwindigkeit und Intensität des Sturmes waren Besorgnis erregend. Der Fluss stieg weiter, und der Wetterdienst gab bereits die ersten Evakuierungsempfehlungen. Das Lenkrad fest umklammernd, fuhr Michael wieder in die Berge hinauf. Er hoffte, dass seine Familie die Warnungen beherzigt hatte und weggefahren war. Doch er ahnte, dass sein Vater nicht gehen würde. Der Narr riskierte eher sein Leben, als sein Land zu verlassen.
    Er musste sich aufs Fahren konzentrieren, durch Aquaplaning verloren die Räder immer wieder die Bodenhaftung. Er fragte sich, ob er es bis nach Hause schaffte. Laut Radio war weiter im Norden der Damm des Prajaro gebrochen, sodass eine zweieinhalb Meter hohe Schlammlawine zu Tal schoss.
    Seine Abfahrt war mit einer gelben Barrikade versperrt. Polizisten erklärten den Menschen über Lautsprecher in Englisch und Spanisch, dass eine Weiterfahrt unmöglich sei. Sie sollten umkehren und höher gelegene Gebiete aufsuchen. Michael trat das Gaspedal durch und preschte an ihnen vorbei. Im Rückspiegel sah er die Polizisten

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