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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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zusammen. Sein Ton gefiel ihr nicht. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass Kevin vor allen Unannehmlichkeiten bereitwillig die Augen schloss. »Ja, er war ein guter Freund von mir. Er hat viel für mich getan … und für dich.«
    »Ja.« Er blickte nicht von dem Text auf. »Seltsam.
    Dieser Unfall, meine ich.«
»Er war ganz vernarrt in diesen kleinen Corvette. Alle
rieten ihm, sich einen größeren Wagen zuzulegen.« »Nein, ich meine, dass das ausgerechnet jetzt passiert ist.« »Was willst du damit sagen, Kevin?« Sie nahm ihm den
Text ab. »Sieh mich an.«
Er errötete. »Ich bin verwirrt. Es geschieht alles zu schnell. Zuerst diese Geschichte mit Logan und jetzt
Marens Tod.«
    »Glaubst du, ich hätte etwas mit Scotts Tod zu tun?« Sie ließ Tränen in ihre Augen treten. »Wie kannst du nur so etwas annehmen? Er war unser Freund. Er hat uns geholfen.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte er hastig. »Du hast es bloß nicht ausgesprochen.«
    »Nein, ich wollte nicht–« Er sah sie hilflos an. »Nicht weinen. Du weinst doch nie.«
    »Und du hast mir noch nie unterstellt … Hältst du mich für eine Art Monster? Du weißt doch, warum Ben gestorben ist. Glaubst du, ich würde das jemals wieder tun?«
    »Die Geschichte mit Logan.«
    »Das war, um dich zu schützen. Logan hätte sich nie in diese Sache einmischen dürfen.«
Er streckte seine Hand aus und legte sie unbeholfen auf ihre Schulter. »Vergiss es. Ich wollte nicht –«
»Das kann ich nicht vergessen.« Sie wich einen Schritt zurück und hielt ihm die Rede hin. »Geh in dein Büro und lerne die Lobrede auswendig. Und während du das tust, kannst du dir ja mal überlegen, ob ich in der Lage gewesen wäre, diese Worte über Scott Maren zu schreiben, wenn ich ihm hätte etwas zuleide tun wollen.«
»Ich weiß, dass du das nicht wolltest – ich frage mich nur, warum es passiert ist.«
Sie wandte sich ab und trat ans Fenster.
Sie spürte, wie er sie noch einen Moment lang ansah, dann hörte sie, wie die Tür hinter ihr geschlossen wurde.
Gott sei Dank. Sie hätte das keine Minute länger durchgehalten. Die Nacht und der Vormittag waren ein einziger Alptraum gewesen.
Verdammt. Verdammt. Verdammt.
Tränen liefen ihr immer noch über die Wangen, als sie den Telefonhörer aufnahm und Timwicks Nummer wählte.
»Warum?«, fragte sie heiser. »Verdammt, warum?«
»Maren war eine Gefahr. Er ist immer eine Gefahr gewesen. Ich hatte Ihnen gesagt, dass er ausgeschaltet werden müsste, nachdem Logan mit den Nachforschungen begonnen hatte.«
»Und ich habe nein gesagt. Scott war nie eine Gefahr. Er hat uns geholfen.«
»Er war eine Schwachstelle, Lisa. Und Logan war zu dicht an ihm dran. Sie waren zu weich, um es zu tun, also habe ich es selbst getan.«
Sie schloss die Augen. »Er hätte mich niemals verraten.«
»Sie sind nicht die Einzige, die in dieser Sache drinsteckt.«
Sie hörte die Panik in seiner Stimme. »Ich konnte es nicht darauf ankommen lassen.« Er wechselte das Thema. »Die Pressekonferenz ist gut gelaufen. Jetzt haben wir freie Hand. Wir haben das Schnellboot gefunden. Aber von Price und Logan fehlt bisher jede Spur. Ich halte Sie auf dem Laufenden.« Er legte auf.
Er hatte den Mord an Scott abgetan, als wenn es nichts wäre.
Einfach ein weiterer Toter …
Wie viele noch?, fragte sie sich. Wie viel mehr Blut …
Sie sank auf ihren Schreibtischsessel und schlug die Hände vor die Augen.
O Gott, Scott, vergib mir. Ich hätte nie gedacht … aber jetzt kann ich nicht mehr zurück. Es geht weiter und ich bin mittendrin.
Nachdenken. Gab es einen Ausweg? Sie musste den Schädel in ihren Besitz bringen. Das Szenario, das sie geschaffen hatte, gab Timwick die Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass Logan getötet wurde, sobald er sich zeigte.
Noch mehr Tote. Und dann würde Fiskes Liste ins Spiel kommen und das Morden würde nicht aufhören.
Sie konnte es nicht mehr ertragen.
Ein Handel?
Nein, Logan war zu stur und er würde nicht aufgeben, selbst wenn sein gesunder Menschenverstand ihm dazu riet. Männer waren immer viel zu – Aber Eve Duncan wusste, wo der Schädel sich befand, und sie hatte kein männliches Ego, das sie am Denken hinderte.
Duncan war eine intelligente Frau, die erkennen musste, dass ihre Möglichkeiten allmählich versiegten.
Lisa richtete sich auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie drehte sich um und schaltete den Computer ein.
Eve Duncan.

Kapitel 19
    Das Telefon läutete.
Logan?
Eve nahm das Telefon vom Nachttisch, wo sie

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