Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
mehr aus den Händen gelassen. Wollen Sie mir nicht sagen, warum Sie diesen Koffer dauernd mit sich herumschleppen?«
Sie wusste es selbst nicht so genau. Vielleicht glaubte sie, er würde ihr eine Antwort geben. Gott, sie brauchte eine Antwort. »Ich will ihn einfach bei mir haben.«
»Seltsam.«
»Ja, haben Sie’s noch nicht gehört? Ich habe nicht alle Tassen im Schrank.«
»Blödsinn. Sie sind eine der vernünftigsten Personen, die ich kenne.«
»Aber sehen Sie sich bloß an, mit welchen Leuten Sie verkehren.« Sie ging die mondbeschienene Böschung hinunter. Der lederne Koffer fühlte sich weich an.
Hilf mir, Ben. Ich bin verloren und ich brauche jemanden, der mich findet.
    Eve hatte seit mehr als zwei Stunden unter dem Baum gesessen.
    Und sie hielt den ledernen Koffer in den Armen, als wäre er ein Baby.
Logan konnte es nicht länger ertragen. Er stieg aus dem Wagen und ging zu ihr.
»Ich habe es satt, geduldig und verständnisvoll zu sein. Sie erzählen mir jetzt, was los ist. Haben Sie mich verstanden? Ich will wissen, was zum Teufel Lisa Chadbourne zu Ihnen gesagt hat.«
Eine Weile sagte sie nichts, dann flüsterte sie: »Bonnie.«
»Was?«
»Sie hat mir Bonnie angeboten. Sie hat mir angeboten, Bonnie für mich zu finden.«
»Und wie will sie das anstellen?«
»Sie sagt, sie würde die Fälle wieder aufrollen lassen, dass sie eine ganze Armee von Polizisten und Militärs losschicken würde, um zu ermitteln. Sie sagt, sie hätte darüber nachgedacht. Sie könnte nicht offen nach Bonnie suchen lassen. Damit würde sie sich verdächtig machen. Der Öffentlichkeit gegenüber würden sie behaupten, dass sie nach einem der anderen Kinder suchen, aber die Beteiligten würden ihre Befehle haben. Sie würden in Wirklichkeit nach Bonnie suchen.«
»Mein Gott.«
»Wenn nötig, würden sie Jahre mit der Suche verbringen. Sie hat mir versprochen, sie würde Bonnie zu mir nach Hause bringen.«
»Und Sie brauchen nichts weiter zu tun, als ihr den Schädel und den DNA-Bericht zu übergeben? Das ist ein Trick. Sie wird ihr Wort niemals halten.«
»Nur den Schädel. Sie sagt, ich könnte den DNA-Bericht behalten, bis sie Bonnie gefunden hat.«
»Ein ziemlich schwaches Pfand.«
Sie schloss die Augen. »Bonnie.«
»Sie würde ihr Wort nicht halten.«
»Vielleicht doch.«
»Ich werde nicht zulassen, dass Sie es tun.«
Sie riss die Augen auf und sagte wütend: »Hören Sie mir zu, Logan. Wenn ich mich entschließe, mich darauf einzulassen, werde ich mich weder von Ihnen noch von sonst irgendjemandem davon abhalten lassen. Ich werde Sie einfach übergehen. Wenn jemand Bonnie finden kann, dann ist es Lisa Chadbourne. Haben Sie eine Ahnung, was das für mich bedeutet?«
»Ja«, sagte er heiser. »Und sie weiß es auch. Lassen Sie sich nicht so von ihr benutzen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie begreifen nicht.«
Er begriff sehr wohl und er empfand großes Mitleid mit ihr. Lisa Chadbourne hatte den einzigen Köder benutzt, der für Eve unwiderstehlich war. »Wann will sie Ihre Antwort?«
»Sie ruft mich morgen früh um sieben an.«
»Es wäre ein schrecklicher Fehler.«
»Sie hat gesagt, Joe und Mom würde nichts geschehen und das Morden würde aufhören. Sie will sogar versuchen, Timwick dazu zu überreden, dass er die Fahndung nach Ihnen abbläst.«
»Das soll wohl ein Witz sein. Sie müssten verrückt sein, wenn Sie ihr glaubten.«
»Ich glaube, dass sie das Morden beenden will. Ich weiß nicht, ob sie es beenden kann, aber ich glaube, sie würde es gern.«
»Wenn sie anruft, lassen Sie mich mit ihr reden.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich dachte, wir steckten zusammen in dieser Sache.«
»Zusammen? Sie haben doch bereits gesagt, Sie würden nicht zulassen, dass ich es tue.«
»Weil ich weiß, dass es ein Fehler ist.«
»Es ist ein Fehler, Bonnie allein dort draußen zu lassen.« »Eve, es steht zu viel auf dem Spiel, um –«
»Schweigen Sie, Logan.« Ihre Stimme klang gepresst. »Lassen Sie mich allein, damit ich nachdenken kann. Sie werden mich nicht überzeugen. Ich kenne bereits jedes Gegenargument.«
Aber jede Zelle ihres Körpers befahl ihr, es zu tun,dachte Logan. Er würde Lisa Chadbourne am liebsten eigenhändig den Hals umdrehen.
»Okay, ich werde vorerst nicht versuchen, Sie zu überzeugen. Denken Sie einfach darüber nach.« Er stand auf. »Und denken Sie an Kessler und Joe Quinn.«
»Ich denke an nichts anderes.«
»Das stimmt nicht. Ich glaube, Sie können sowieso an niemand anderen als an Bonnie denken.

Weitere Kostenlose Bücher