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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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sagte Margaret, als sie
wieder in den Van stieg. »Ein Gewehr, zwei Handfeuerwaffen, Minen, ein paar Kisten mit elektronischen
Abhörgeräten. Er war keiner von der Sorte, die mit leichtem
Gepäck reist.« Sie lächelte grimmig. »Viel Glück. Sehen
Sie zu, dass Sie am Leben bleiben, John. Der Bonus, den
ich Ihnen für diesen Schlamassel in Rechnung stellen
werde, wird den für Pilton erbärmlich aussehen lassen.« Eve kletterte bereits auf den Rücksitz, als Piltons Van den
Parkplatz verließ. »Ich durchsuche die Säcke, Sie fahren.« Als Erstes öffnete sie die größere Tüte. Was wusste sie
über Waffen? Dass sie sie nicht mochte, dass sie ihr Angst
machten, dass sie in ihren Augen nur Gewalt und Horror
repräsentierten.
Aber Fiske hatten sie keine Angst eingejagt. Er hatte
diese Waffen benutzt. Sie würden auch Lisa Chadbourne
keine Angst einjagen. Sie hatte ihren Gebrauch befohlen. Eve legte ihren Zeigefinger auf den Lauf des Gewehrs.
Das Metall war warm, glatt, fühlte sich beinahe angenehm
an. Irgendwie hatte sie erwartet, dass es kalt sein würde. »Irgendwas Interessantes gefunden?«, fragte Logan. Nichts, was sie hatte finden wollen. »Noch nicht.« »Ich wette, es wird unmöglich sein, diese Waffen zu
Lisa Chadbourne zurückzuverfolgen.«
»Ich weiß.« Lisa würde keine Spuren hinterlassen, die zu
ihr führten. Es war wahrscheinlich zwecklos, diese Säcke
zu durchsuchen.
Aber die Hoffnung aufzugeben bedeutete, sich geschlagen
geben. Sie würde den Teufel tun, die Hoffnung zu verlieren. Sie schob die erste Tüte beiseite und begann mit der
zweiten. Mietwagenunterlagen in einer grünen Mappe, ein
Erste-Klasse-Flugticket nach Washington mit DeltaAirlines, ein Flugplan, ein paar Restaurantrechnungen,
zwei aus Atlanta, eine aus Bainbridge.
Bainbridge.
Nicht an Bainbridge denken. Nicht an das Motelzimmer
denken, wo Gary gestorben war.
Ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Noch eine
Rechnung?
Sie entfaltete den Zettel.
Sie erstarrte.
Eine Liste mit Namen. Einige auf der Maschine getippt,
einige handschriftlich hinzugefügt.
Ihr Name, Logans, Joes, der Name ihrer Mutter – Und zwei weitere Namen, die sie die Augen vor Entsetzen
aufreißen ließen.
Mein Gott.
Sie zwang sich, die Liste weiter durchzugehen. Gary Kessler. Sauber durchgestrichen.
Mit tränenblinden Augen starrte sie auf Kesslers Namen. Nur ein Name auf einer Liste.
Gil hatte gesagt, Fiske sei ein Ordnungsfanatiker. Töte
einen Menschen und streich ihn von der Liste.
»Was ist?«, Logan schaute sie im Rückspiegel an. »Eine Liste. Garys Name.« Sie faltete den Zettel
zusammen und steckte ihn in ihre Handtasche. Sie würde
ihn sich später noch einmal vornehmen und genauer
darüber nachdenken. Im Moment tat es zu weh. Sie sah die
restlichen Papiere durch. Nichts von Interesse. »Suchen
Sie einen Ort, wo wir Halt machen können.«
»Ein Motel?«
»Nein, sie werden hier in der Gegend nach uns fahnden.
Sie wird sich fragen, warum sie nichts von Fiske hört, und
es wird diskrete Nachforschungen geben. Sie werden das
mit Joe rausfinden.«
Joe.
Schnell verscheuchte sie den Gedanken an ihn. Wenn sie
an Joe im Krankenhaus dachte, konnte sie sich auf nichts
anderes konzentrieren.
»Sie wissen, dass wir diese Gegend besser verlassen
sollten.«
»Nein, Joe könnte mich brauchen.«
»Sie sind unvernünftig. Sie können noch nicht mal –« »Das ist mir egal.« Sie konnte Joe nicht allein lassen,
nicht, solange sie nicht wusste, ob er überleben würde
oder nicht.
»Finden Sie einfach einen Ort, wo wir für eine Weile
Halt machen können. Ich muss nachdenken.«
»Ich denke schon die ganze Zeit nach. Ich denke, wir
sollten mit Peter Brown Kontakt aufnehmen, dem
Journalisten, der bei dieser Zeitung in Atlanta arbeitet.« »Vielleicht.« Sie rieb sich die schmerzenden Schläfen. »Aber er ist Joes Freund. Wir brauchen Joe, um –« Joe schon wieder. Sie brauchten Joe. Sie brauchte Joe. Die Erinnerungen kamen zurück. Joe, wie er sie in ihrem
Labor aufsuchte und sie dafür schalt, dass sie zu viel
arbeitete. Joe, wie er mit ihr scherzte, wie er ruhig mit ihr
sprach und –
»Bleiben Sie ganz ruhig«, sagte Logan. »Wir müssen
nichts auf der Stelle entscheiden. Ich fahre noch ein
bisschen weiter und sehe zu, dass ich ein unauffälliges
Plätzchen finde, wo ich parken kann.«
    Logan hielt vor einem McDonald’s zehn Kilometer südlich von Gainsville und kaufte Hamburger und Cola zum Mitnehmen. Er fuhr von der Landstraße ab und bog in einen holprigen Feldweg ein,

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