Das verlorene Gesicht
ausgeformt werden. Eine kleine Falte auf beiden Seiten der Nase. Wie tief? Egal. Es ist noch niemand anhand der Falten an den Nasenflügeln identifiziert worden. Der Bereich unterhalb der Unterlippe muss noch ein wenig vertieft werden. Warum? Egal. Mach’s einfach. Glätten. Modellieren. Ausfüllen. Krähenfüße um die Augen. Fältchen um die Lippen. Eve arbeitete jetzt fieberhaft. Ihre Hände huschten über Jimmys Gesicht. Fast fertig. Wer bist du, Jimmy? Hilf mir. Wir sind fast so weit. Wir werden ein Foto machen und es veröffentlichen, und jemand wird dich nach Hause bringen. Glätten. Modellieren. Schluss. Nicht übertreiben. Sie trat einen Schritt zurück und holte tief Luft. Sie hatte getan, was sie konnte. Bis auf die Augen. Welche Farbe? Logan würde wahrscheinlich für Blau plädieren. Kennedys blaue Augen waren ebenso berühmt wie sein Lächeln. Logan konnte ihr den Buckel runterrutschen. Das konnte nicht Kennedy sein und warum sollte sie Logan entgegenkommen? Sie trat noch einen Schritt zurück und betrachtete zum ersten Mal das ganze Gesicht. Sie würde ihm braune Augen – »O mein Gott.« Entsetzt betrachtete sie das Gesicht, das sie geschaffen hatte. Es war, als hätte sie einen Tritt in den Magen bekommen. Nein. Es konnte nicht stimmen. Langsam, schwerfällig, ging sie hinüber an den Tisch, wo die offene Schachtel mit den Augen stand. Die Augäpfel glitzerten ihr entgegen – blau, braun, grau, grün. Sie nahm die Schachtel und ging damit an den Sockel. Sie war sehr erschöpft; ihr Verstand spielte ihr Streiche. Die Augen waren entscheidend. Braun. Gib ihm braune Augen. Ihre Hand zitterte, als sie den ersten braunen Augapfel herausnahm und in die linke Augenhöhle einsetzte. Dann nahm sie den zweiten Augapfel und setzte ihn in die rechte Höhle ein. »Sie haben die falschen Augen eingesetzt, Eve«, sagte Logan aus seiner Ecke. »Sie wissen es, Eve.« Stocksteif starrte sie in die braunen Augen vor ihr. »Ich weiß es nicht.« »Setzen Sie die richtigen Augen ein.« »Es muss ein Fehler sein. Ich habe irgendwo einen Fehler gemacht.« »Sie gestatten sich nicht, Fehler zu machen. Setzen Sie die Augen ein, die zu dem Gesicht gehören.« Sie nahm die braunen Augen heraus und legte sie zurück in die Schachtel. Dann starrte sie blind auf die Augen in den verschiedenen Fächern. »Sie wissen, welche Augen Sie nehmen müssen, Eve.« »Also gut.« Sie nahm die Augäpfel aus der Schachtel und drückte sie in die Augenhöhlen. »Und jetzt treten Sie zurück und sehen sich ihn an.« Sie trat einen Schritt zurück. Unglaublich. Gott im Himmel, es konnte nicht wahr sein. Aber es gab keinen Zweifel. »Sie Mistkerl.« Ihre Stimme zitterte, während sie in die grauen Augen starrte. Sie zitterte. Es war, als würde der ganze Erdball zittern. »Es ist Ben Chadbourne. Es ist der Präsident.«
Chevy Chase
»Nun?«, fragte Doprel entnervt. »Ist das Ihr Terrorist?« Timwick betrachtete den Schädel. »Sind Sie sicher, dass Sie ihn korrekt rekonstruiert haben?« »Absolut sicher. Kann ich jetzt nach Hause fahren?« »Ja, vielen Dank für Ihre Arbeit. Ich werde Sie sofort nach New York zurückbringen lassen. Diese Sache muss natürlich vertraulich behandelt werden. Wir können uns keine undichte Stelle leisten.« »Ich habe kein Interesse daran, über diesen Job zu reden. Es war nicht gerade ein Glanzlicht in meiner Karriere. Ich gehe packen.« Doprel verließ den Raum. »Soll ich ihn zurückfahren?«, fragte Fiske, der hinter Timwick stand. »Nein.« Timwick wandte sich um. »Der Schädel ist ein Volltreffer. Doprel ist nicht mehr wichtig. Ich werde ihn von jemand anders begleiten lassen. Ich brauche Sie für eine andere Aufgabe und wir müssen schnell handeln.« Er
ging auf das Telefon zu. »Lassen Sie mich allein. Ich muss ein paar Anrufe erledigen.«
Er wartete, bis Fiske gegangen war, dann wählte er eine abhörsichere Nummer ins Weiße Haus. »Er ist es nicht. Dasselbe Alter. Ähnliche Züge. Aber er ist es nicht.«
Barrett House
»Sie haben mich angelogen«, flüsterte Eve und fuhr zu
Logan herum. »Sie haben gelogen. « »Ja, und es war meine letzte Lüge, Eve.« »Erwarten Sie etwa, dass ich Ihnen das glaube? Wo ich
gehe und stehe, stelle ich fest, dass Sie mich schon wieder angelogen haben. Sie haben nie angenommen, dass das Kennedy ist. Mein Gott, Sie haben sogar all die Bücher und Berichte über das Attentat in Ihrem Arbeitszimmer verteilt, damit ich Ihnen die Geschichte abkaufe. Sie haben überall
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