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Das verlorene Ich

Das verlorene Ich

Titel: Das verlorene Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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    Wer hatte zu ihr gesprochen?
    Wirklich die Frau, deren Grabstein sie gesehen hatte und die behauptete, ihre Mutter zu sein?
    Eine Tote ...?
    Es war Wahnsinn - aber damit fügte es sich nahtlos an das, was Liliths Leben seit dem ersten Augenblinzeln im Monte Cargano bestimmte.
    Ich bin kein Mensch, dachte sie. Aber warum sagt mir nicht endlich jemand, was ich bin?
    DU WEISST ES WIRKLICH NICHT .
    Es waren nicht ihre Gedanken - und es war keine Stimme: Es war . .. Es. Das, was in ihr war. In ihr Dämme niederreißen wollte ...
    ... und keine Dämme fand.
    DU BIST WENIGER ALS DU WARST, ALS DU ZUM ERSTEN MAL VON HIER GEFLOHEN BIST - ZU FRÜH, UM DEINER BESTIMMUNG SO GERECHT ZU WERDEN, WIE SIE ES WOLLTE.
    Sie? Wer war sie?
    Lilith erhielt keine Antwort aber sie spürte das Staunen der Kraft, die auf ihre Grenzen gestoßen war. Die nicht anzapfen konnte, was nicht existierte. Was ... erloschen war.
    Erinnerungen.
    SELTSAM. DEIN GEDÄCHTNIS IST INTAKT - DAS WISSEN, DAS DIR TRÄUME ÜBER JAHRZEHNTE SCHENKTEN, EXISTIERT IMMER NOCH. DU BEHERRSCHST JEDE SPRACHE, JEDE MATHEMATIK UND ... MAGIE. ABER DU WEISST NICHT EINMAL MEHR, WAS IN LLANDRINWYTH, IN MAURETANIEN, DEM HIMALAJA ODER JAPAN GESCHAH, OBWOHL DIES DEINE WICHTIGSTEN WEGMARKEN WAREN.
    ICH KANN NICHT SEHEN, OB DU JE IN URUK WARST. OB DU DIE AGRIPPA FANDEST UND DEN KORRIDOR DER ZEIT. ABER DIE, DIE ICH DIR ZUM GESCHENK MACHEN WOLLTE, WUSSTEN VON EINEM STERBEN, DAS DIE ALTE RASSE HEIMSUCHT ... VIELLEICHT SCHON AUSGEROTTET HAT.
    WARST DU DAS? BIST DU SO LEER, WEIL DU ERFOLG HATTEST .?
    Ich verstehe kein Wort, dachte Lilith benommen. Wen wolltest du mir »zum Geschenk« machen?
    In der Kälte, unter der ihr Verstand klirrte, öffnete sich ein Fenster.
    Sie sah einen Raum. Wenn es ein Raum war.
    Darin kauerten mehrere Gestalten, Männer und Frauen, uralt .
    SIE SIND NOCH VIEL ÄLTER, ALS DU DENKST - ABER SEHEN KANNST DU ES NUR, WEIL IHNEN IHR LEBENSELIXIER FEHLT.
    Lebenselixier?
    BLUT. ES SIND VAMPIRE. DIE LETZTEN VAMPIRE VON SYDNEY UND IHRE KREATUREN. EINIGE BEWACHTEN DIESEN ORT HIER AN DER PADDINGTON STREET, NACHDEM IHR HOCHHAUS IN SICH ZUSAMMENGESTÜRZT WAR UND ETWAS, DAS SIE NICHT VERSTANDEN, SEINEN PLATZ EINGENOMMEN HATTE. ICH FING SIE EIN. EINEN NACH DEM ANDEREN. ICH HOLTE SIE ZU MIR, UM SIE DIR ZUM GESCHENK ZU MACHEN. ICH HOFFTE, DU WÜRDEST EINES TAGES WIEDERKOMMEN .
    Hör auf, ich will nichts mehr hören! Was tust du den armen Menschen an ...?
    MENSCHEN?
    Das Fenster schloß sich wie die Irisblende einer Kamera - aber langsam genug, um Lilith noch sehen zu lassen, wie die Eingepferchten plötzlich ohne eine erkennbare Ursache anfingen zu brennen und mit aufgerissenen Mündern - aber unhörbar - brüllten, durcheinanderliefen, stürzten, sich wieder aufrappelten, bis .
    Du ... hast sie getötet! schrien Liliths Gedanken. Übelkeit drängte ihre Kehle hinauf. Du Monstrum hast sie umgebracht!
    Für Sekunden schwieg das Haus. Dann, als die körperlose Stimme erneut in Liliths Kopf aufklang, war sie wieder so hart und kalt wie zuvor.
    ALLES, WAS EINST LILITH EDEN AUSGEMACHT HAT, IST ERLOSCHEN! GEH! GEH FORT VON HIER UND KOMM NIE WIEDER! GEH, SOLANGE MICH DIE ERINNERUNG NOCH SANFTMÜTIG STIMMT.
    Lilith krümmte sich.
    Fremde Haut zog sich auf ihrer eigenen zusammen. Das Kleid . sie hatte es fast vergessen .
    ES IST WIE DU, empfing sie ein letztes Mal die tonlose Stimme. VERKRÜPPELT. EIN ABGLANZ VON EINST .
    Die Dunkelheit, das Nichts, oder was immer es war, begann zu brodeln.
    Eine eruptierende Kraft trug Lilith nach oben. Und spie sie aus. In eine Nacht, die ihre Augen blendete.
    Eine Nacht, die hinter einer unsichtbaren Grenze wartete, weil ihr der Zutritt zu diesem Ort verwehrt war.
    Für alle Zeit.
    »O Gott ...!« brach es aus Lilith hervor.
    Dann begann sie, verzweifelter als in Rom, verzweifelter als in jedem anderen Moment seit ihrem Erwachen im Kloster, in Richtung der Straße zu wanken.
    *
    Paris
    Hector Landers kniete in Blut. Der davon aufsteigende Geruch umnebelte und berauschte ihn. Hätte nicht Entsetzen ihn gelähmt, vielleicht würde er endlich erkannt haben, welch besonderer Saft Blut doch war - zumal für ihn .
    So aber hockte er starr da und stierte auf Natalja hinab. Auf ihren Leib, der ihm vor so kurzer Zeit noch unbeschreibliche Freuden beschert hatte. Und der nun zerfetzt war, blutig. Tot.
    Einzig ihr Gesicht war unversehrt. Wie in grausamer Ironie des Schicksals erinnerte es Landers an die wundervollen Momente, die sie geteilt hatten.
    »Warum?«

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