Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
Vom Netzwerk:
solche Antwort möglicherweise bedeutete.
    Er zögerte. »Nein«, sagte er schließlich, »obwohl ich auch einmal so einen hatte.«
    »Wem hat er denn dann gehört?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Alice, es zu wissen. Dann erlosch der Funken der Erkenntnis in ihren Gedanken, und in ihrem Kopf herrschte erneut nur Verwirrung.
    »Ich bin nicht sicher«, sagte sie vorsichtig und schüttelte den Kopf, »aber ich glaube, dem Ring fehlt das hier.« Sie zog die Labyrinthscheibe aus der Tasche. »Die habe ich bei dem Stammbaum im Haus meiner Tante gefunden.« Sie reichte sie ihm. »Haben Sie ihr die geschickt?«
    Baillard antwortete nicht. »Grace war eine zauberhafte Frau, gebildet und intelligent. Gleich beim ersten Gespräch stellten wir fest, dass wir viele gemeinsame Interessen hatten, viele gemeinsame Erfahrungen.«
    »Wozu ist die Scheibe da?«, fragte Alice, die sich nicht ablenken lassen wollte.
    »Das ist ein merel. Es gab einmal viele davon. Jetzt ist nur noch dieser eine übrig.«
    Sie sah verwundert zu, wie Baillard die Scheibe in die Lücke im
    Mittelstück des Ringes einfügte. » Aqui. Da.« Er lächelte und schob sich den Ring wieder auf den Daumen.
    »Ist das rein dekorativ oder hat es auch irgendeine Funktion?« Er schmunzelte, als hätte sie eine Art Test bestanden. »Das ist der Schlüssel, der notwendig ist«, sagte er leise.
    »Wofür notwendig?«
    Wieder antwortete Baillard nicht auf ihre Frage. » Alaïs kommt manchmal zu Ihnen, wenn Sie schlafen, nicht wahr?«
    Der plötzliche Themenwechsel erschreckte sie. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte.
    »Wir tragen die Vergangenheit in uns, in unseren Knochen, in unserem Blut«, sagte er. » Alaïs ist schon Ihr ganzes Leben bei Ihnen, wacht über Sie. Sie haben vieles mit ihr gemein. Sie hatte großen Mut, eine stille Entschlossenheit, wie Sie. Alaïs war loyal und treu, wie auch Sie es sind, vermute ich.« Er schwieg kurz und lächelte ihr zu. »Auch sie hatte Träume. Von alter Zeit, vom Anbeginn. Diese Träume haben ihr ihr Schicksal offenbart, obwohl sie gezögert hat, es zu akzeptieren, so wie Ihre Träume Ihnen nun den Weg weisen.«
    Alice hatte das Gefühl, als kämen die Worte aus weiter Ferne zu ihr, als hätten sie nichts mit ihr oder Baillard oder überhaupt jemandem zu tun, sondern hätten schon immer in Raum und Zeit bestanden.
    »Meine Träume handeln immerzu von ihr«, sagte sie, ohne zu wissen, wohin ihre Worte sie führen würden. »Von dem Feuer, dem Berg, dem Buch. Diesem Berg?« Er nickte. »Es kommt mir so vor, als wollte sie mir etwas sagen. In den letzten paar Tagen ist ihr Gesicht klarer geworden, aber ich kann sie noch immer nicht sprechen hören.« Sie zögerte. »Ich verstehe nicht, was sie von mir will.«
    »Oder Sie von ihr, vielleicht«, sagte er leichthin. Baillard goss Wein in Gläser und reichte Alice eines.
    Obwohl es noch früh war, trank sie mehrere Schlucke, spürte, wie die Flüssigkeit sie erwärmte, als sie ihr durch die Kehle glitt.
    »Monsieur Baillard, ich muss wissen, was mit Alaïs geschehen ist. Solange ich das nicht weiß, ergibt alles keinen Sinn. Sie wissen es, nicht wahr?«
    Ein unendlich trauriger Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Sie hat doch überlebt«, sagte Alice langsam, die Antwort fürchtend. »Nach Carcassonne ... sie haben sie doch nicht ... sie ist doch nicht in Gefangenschaft geraten?«
    Er legte die Hände flach auf den Tisch. Sie waren dünn und mit braunen Altersflecken übersät, und Alice fand, dass sie an Vogelkrallen erinnerten.
    » Alaïs ist nicht vor ihrer Zeit gestorben«, sagte er vorsichtig. »Das sagt mir nicht, wie ...«, begann sie.
    Baillard hob eine Hand. »Am Pic de Soularac wurden Ereignisse in Gang gesetzt, die Ihnen - die uns - die Antworten bringen werden, die wir suchen. Erst wenn wir die Gegenwart verstehen, erfahren wir die Wahrheit der Vergangenheit. Sie suchen Ihre Freundin, oc?«
    Wieder wurde Alice von Baillards jähem Themenwechsel überrumpelt.
    »Woher wissen Sie von Shelagh?«, fragte sie.
    »Ich weiß von der Ausgrabung und was dort passiert ist. Jetzt ist Ihre Freundin verschwunden. Sie sind auf der Suche nach ihr.«
    Alice beschloss, sich nicht dadurch beirren zu lassen, was er alles wusste.
    »Sie hat das Ausgrabungshaus vor ein paar Tagen verlassen. Seitdem hat sie keiner mehr gesehen. Ich weiß, dass ihr Verschwinden irgendwie mit der Entdeckung des Labyrinths in Zusammenhang steht.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher