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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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der Gnade vor dem Altar niederknien und die heilige Kommunion empfangen. Dann waren sein Leib und seine Seele bereit, Gottes Willen zu tun.
    Will spürte, dass der Wagen langsamer wurde und von der Straße in einen Feldweg einbog.
    Der Fahrer war vorsichtig, wich Löchern und Hubbein aus. Dennoch klapperten Will die Zähne, als der Wagen holpernd und ruckelnd einen Hang hinauffuhr.
    Endlich blieben sie stehen. Der Motor wurde abgestellt.
    Will spürte das Schaukeln des Wagens, als zwei Männer ausstie- gen, dann knallten die Türen so laut wie ein Schuss, und die Zentralverriegelung klickte. Man hatte ihm die Hände nicht vor dem Körper, sondern auf dem Rücken gefesselt, was es schwieriger machte, aber Will drehte die Handgelenke, um die Stricke zu lockern. Es brachte nicht viel, aber immerhin bekam er wieder Gefühl in die Hände. Seine Schultern waren vom langen, unbequemen Liegen schmerzhaft verspannt.
    Plötzlich wurde der Kofferraum geöffnet. Will rührte sich nicht, lag mit pochendem Herzen da, als die Verschlüsse des Plastikcontainers aufgeklappt wurden. Einer der Männer packte ihn unter den Armen, der andere in den Kniekehlen. Man hievte ihn aus dem Kofferraum und ließ ihn zu Boden fallen.
    Selbst in seinem halb betäubten Zustand spürte Will, dass sie meilenweit von jeder Zivilisation entfernt waren. Die Sonne brannte stark, und der frischen, würzigen Luft nach zu urteilen, waren sie in der freien Natur, wo weit und breit niemand wohnte. Es war völlig still, völlig ruhig. Keine Autos, keine Menschen. Will blinzelte. Er versuchte irgendetwas zu erkennen, aber es war zu hell. Die Luft war zu klar. Die Sonne schien sich ihm in die Augen zu brennen, verwandelte alles in blendendes Weiß. Er spürte, wie sich erneut die Spritze in seinen Arm bohrte, gefolgt von der inzwischen vertrauten Umarmung der Droge in seinen Adern. Die Männer zogen ihn grob auf die Beine und schleiften ihn bergauf. Der Hang war steil, und Will hörte ihr angestrengtes Keuchen, merkte, dass ihnen in der Hitze der Schweiß ausbrach.
    Will nahm das Knirschen von Kies und Steinen wahr, dann glitten seine schleifenden Füße über Holzbalken, die als Stufen in den Hang eingelassen worden waren, dann über weiches Gras.
    Kurz bevor er wieder das Bewusstsein verlor, erkannte er noch, dass das pfeifende Geräusch in seinem Kopf das geisterhafte Seufzen des Windes war.

Kapitel 66
Foix
     
    D er Chef der Police Judiciaire der Haute-Pyrénées kam in Inspektor Noubels Büro in Foix gestürmt und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Noubel, ich rate Ihnen, dass es wirklich wichtig ist.«
    »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich hätte Sie nicht beim Mittagessen gestört, wenn es nicht so dringend wäre.«
    Er schnaubte. »Haben Sie Biaus Mörder identifiziert?«
    »Cyrille Braissart und Javier Domingo«, bestätigte Noubel und wedelte mit einem Fax, das er wenige Minuten zuvor erhalten hatte. »Zeugen haben sie in dem Wagen in Foix gesehen, kurz vor dem Unfall und unmittelbar danach. Er wurde gestern verlassen an der Grenze zwischen Spanien und Andorra gefunden.« Noubel schwieg kurz, um sich den Schweiß von Nase und Stirn zu wischen. »Chef, die beiden arbeiten für Paul Authié.«
    Der Polizeichef senkte seinen massigen Körper auf die Schreibtischkante.
    »Lassen Sie hören.«
    »Von den Verdächtigungen gegen Authié wissen Sie? Dass er ein Mitglied der Noublesso Véritable ist?« Er nickte. »Ich hab heute Mittag mit den Kollegen in Chartres telefoniert - in Sachen Shelagh O'Donnell -, und die haben bestätigt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dieser Organisation und einem Mord, der Anfang dieser Woche geschehen ist.«
    »Was hat das mit Authié zu tun?«
    »Die Leiche wurde sehr schnell gefunden, dank eines anonymen Hinweises.« »Irgendwelche Beweise dafür, dass es Authié war?«
    »Nein«, räumte Noubel ein, »aber es gibt Hinweise, dass er sich mit einer Journalistin getroffen hat, die ebenfalls verschwunden ist. Die Kollegen in Chartres glauben an einen Zusammenhang.« Noubel sah die skeptische Miene seines Vorgesetzten und sprach hastig weiter.
    »Die Ausgrabung am Pic de Soularac wurde von Madame de l'Oradore finanziert. Geschickt getarnt, aber das Geld stammt eindeutig von ihr. Brayling, der Leiter der Ausgrabung, verbreitet das Gerücht, dass O'Donnell untergetaucht ist, weil sie Fundstücke gestohlen hat. Aber ihre Freunde sind nicht der Meinung.« Er legte eine Pause ein. »Ich bin sicher, dass Authié O'Donnell

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