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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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gesessen hatte, ihr Sohn, und er drückte das Ohr an die Zeltwand.
    »Er ist ein Soldat der Garnison«, sagte Louis d'Evreux mit seiner arroganten Stimme. »Heißt Sajhë de Servian. Der Bursche, der vorhin so viel Ärger gemacht hat. Diese Bauern aus dem Süden«, spie er verächtlich aus. »Selbst wenn man sie gut behandelt, benehmen sie sich wie die Tiere.« Er lachte kurz auf. »Man hat ihn in den Pferch neben dem Zelt von Hugues des Arcis gesperrt, getrennt von den anderen Gefangenen, damit er die nicht auch noch aufwiegelt.«
    Louis' Stimme wurde leiser, und Guilhem konnte ihn kaum noch verstehen. »Das ist für dich«, sagte er. Guilhem hörte das Klimpern von Münzen. »Die Hälfte jetzt. Falls der Bauer noch lebt, löse das Problem. Den Rest bekommst du, wenn du die Sache erledigt hast.«
    Guilhem wartete, bis der Soldat herauskam, dann schlüpfte er durch den unbewachten Eingang.
    »Ich hab doch gesagt, ich will nicht gestört werden«, sagte Louis d'Evreux barsch, ohne sich umzudrehen. Guilhems Messer war so schnell an seiner Kehle, dass er nicht mehr dazu kam, einen Schrei auszustoßen.
    »Wenn du einen Laut von dir gibst, bist du ein toter Mann«, zischelte Guilhem.
    »Nimm, was du willst, nimm, was du willst. Tu mir nichts.« Guilhem schaute sich in dem luxuriösen Zelt um, sah die edlen Teppiche und warmen Decken. Oriane hatte den Reichtum und das Ansehen erreicht, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Er hoffte, dass sie nicht glücklich damit geworden war.
    »Wie heißt du?«, fragte er mit tiefer, bedrohlicher Stimme. »Louis d'Evreux. Ich weiß nicht, wer du bist, aber meine Mutter wird ...«
    Guilhem riss seinen Kopf nach hinten. »Spar dir deine Drohungen. Du hast deine Wachen weggeschickt, schon vergessen? Es ist niemand hier, der dich hören könnte.« Er drückte die Klinge fester gegen die blasse nordfranzösische Haut des jungen Mannes. D'Evreux erstarrte. »Schon besser. Also. Wo ist Oriane? Wenn du nicht antwortest, schneide ich dir die Kehle durch.« Guilhem spürte seine Verblüffung, als Orianes Name fiel, doch die Angst löste seine Zunge. »Sie ist weg, mit einem Mädchen, aus dem Gehege, wo die Frauen festgehalten werden«, stammelte er.
    »Stiehl mir nicht meine Zeit, nenon«, sagte Guilhem und bog d'Evreux' Hals noch weiter nach hinten. »Was für ein Mädchen? Was will Oriane von der Kleinen?«
    »Das Kind einer Häretikerin. Der Schwester meiner Mutter«, sagte er, als wären die Worte Gift in seinem Mund. »Meiner Tante. Meine Mutter wollte sie sehen.«
    » Alaïs «, flüsterte Guilhem fassungslos. »Wie alt ist das Kind?« Er konnte die Angst auf d'Evreux' Haut riechen. »Woher soll ich das wissen? Neun, zehn.«
    »Und der Vater? Ist er auch gestorben?«
    D'Evreux versuchte sich zu bewegen. Guilhem erhöhte den Druck auf den Hals und drehte die Klinge so, dass die Spitze unter d'Evreux' linkem Ohr lag.
    »Er ist ein Soldat, einer von Pierre-Roger de Mirepoix' Männern.«
    Guilhem begriff sofort. »Und du hast gerade einen von deinen Leuten losgeschickt, dafür zu sorgen, dass der Mann den Sonnenaufgang nicht mehr erlebt«, sagte er.
    Guilhems Dolchklinge blitzte, als das Licht der Kerze darauf fiel. »Wer bist du?«
    Guilhem antwortete nicht. »Wo ist dein Vater? Warum ist er nicht hier?«
    »Mein Vater ist tot«, sagte er. In seiner Stimme schwang keine Trauer, nur eine Art prahlerischer Stolz, den Guilhem sich nicht erklären konnte. »Ich bin jetzt Herr über die Besitzungen der d'Evreux.«
    Guilhem lachte. »Wohl eher deine Mutter.«
    Louis d'Evreux zuckte zusammen, als wäre er geohrfeigt worden.
    »Also, Herr d'Evreux«, knurrte er verächtlich, »was hat Eure Mutter mit der Kleinen vor?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Sie ist das Kind von Häretikern. Man hätte sie alle verbrennen sollen.«
    Kaum waren die Worte ausgesprochen, spürte Guilhem, dass d'Evreux seine Unbeherrschtheit bereute, aber es war zu spät. Guilhem bog den Arm und zog das Messer von einem Ohr zum anderen, schlitzte dem jungen Mann die Kehle auf.
    »Per lo Miegjorn«, sagte er. Für den Midi.
    Das Blut spritzte stoßweise auf die edlen Teppiche. Guilhem nahm seinen Arm weg, und d'Evreux fiel nach vorn.
    »Wenn dein Diener rasch zurückkommt, überlebst du es vielleicht. Wenn nicht, bete lieber, dass Gott dir deine Sünden vergibt.«
    Guilhem zog sich die Kapuze wieder über den Kopf und lief nach draußen. Er musste Sajhë de Servian finden, bevor es d'Evreux' Mann gelang.
     
    Die kleine

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