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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Geschichten aus der Jugend ihres Vaters erzählt und von der Noublesso.
    Als sie auf ihn hinunterschaute, auf die olivenfarbene Haut, die jetzt grau geworden war, auf sein weißes, früher tief schwarzes Haar, wurde ihr weh ums Herz. Er war zu alt für diese Mühsal. Er hatte zu viel gesehen, zu viel erlebt, als dass es so hart enden durfte.
    Harif hatte seine letzte Reise zu spät angetreten. Und obwohl er das nie gesagt hatte, wusste Alaïs , dass nur der Gedanke an
    Los Seres und Bertrande ihm die Kraft verlieh, weiter durchzuhalten.
    » Alaïs «, sagte er leise, als er wieder wusste, wo er war. »Ja.«
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte sie, als sie ihm auf die Beine half. »Wir sind schon fast zu Hause.«
     
    Guilhem und Sajhë sprachen kaum ein Wort, während sie im Schutz des Berges kauerten, wo der beißende Wind sie nicht erreichen konnte.
    Guilhem hatte mehrmals ein Gespräch angefangen, war aber von Sajhë s einsilbigen Antworten entmutigt worden. Schließlich gab er es auf und zog sich in seine eigene Gedankenwelt zurück, wie Sajhë es offenbar wollte.
    Den jüngeren Mann quälte das Gewissen. Sein Leben lang hatte er Guilhem zuerst beneidet, dann gehasst und schließlich hatte er mühsam gelernt, ihn zu vergessen. Er hatte Guilhems Platz an Alaïs ' Seite eingenommen, aber nie in ihrem Herzen. Sie war ihrer ersten Liebe treu geblieben. Und diese Liebe hatte fortgedauert, trotz Trennung und Schweigen.
    Sajhë wusste von Guilhems Mut, von seinem furchtlosen, langjährigen Kampf, die Kreuzfahrer aus dem Pays d'Oc zu vertreiben, aber er sträubte sich, Guilhem zu mögen, ihn zu bewundern. Und er wollte auch kein Mitleid für ihn empfinden. Er sah, wie er um Alaïs trauerte. In seinem Gesicht spiegelten sich tiefer Schmerz und Reue. Sajhë brachte es nicht über sich, ihm die Wahrheit zu sagen. Aber er verachtete sich selbst dafür.
    Sie warteten den ganzen Tag. Während der eine schlief, wachte der andere. Kurz vor Anbruch der Dämmerung flatterte ein Krähenschwarm weiter unten am Hang auf, flog in die Luft wie Asche aus einem erlöschenden Feuer. Die Vögel kreisten und schwebten und krächzten flügelschlagend in der eiskalten Luft.
    »Da kommt jemand«, sagte Sajhë , schlagartig hellwach.
    Er spähte hinter dem großen Felsen hervor, der auf dem schmalen Sims über dem Höhleneingang lag, als hätte ihn die Hand eines Riesen dort abgelegt.
    Er konnte nichts erkennen, nichts rührte sich weiter unten. Vorsichtig verließ Sajhë das Versteck. Alles tat ihm weh, sein ganzer Körper war stocksteif von den brutalen Schlägen, die er eingesteckt hatte, und dem langen, untätigen Warten. Er hatte kein Gefühl in den Händen, und die aufgeschürfte Haut an den Knöcheln war wund und rissig. Sein Gesicht war eine einzige Masse aus Blutergüssen und Platzwunden.
    Sajhë ließ sich von dem Felsensims herab und das letzte Stück fallen. Er landete unbeholfen. Ein Schmerz jagte ihm von dem verstauchten Knöchel das Bein hoch.
    »Gebt mir mein Schwert«, sagte er und hob den Arm.
    Guilhem reichte ihm die Waffe nach unten, sprang dann selbst hinab. Gemeinsam blickten sie über das Tal.
    Plötzlich waren in der Ferne Stimmen zu hören. Dann entdeckte Sajhë in dem schwächer werdenden Licht einen dünnen Rauchfaden, der sich durch die spärliche Deckung der Bäume schlängelte.
    Sajhë schaute zum Horizont, wo sich das in Rot getauchte Land und der dunkelnde Himmel berührten.
    »Sie sind auf dem südöstlichen Pfad«, sagte er. »Das heißt, Oriane war nicht im Dorf. Aus der Richtung kommen sie mit Pferden nicht weiter. Das Gelände ist zu unwegsam. Es gibt da Gebirgsrinnen mit Steilwänden auf beiden Seiten. Sie müssen zu Fuß weiter.«
    Plötzlich übermannte ihn der Gedanke, dass Bertrande jetzt so nah war.
    »Ich geh runter.«
    »Nein!«, sagte Guilhem rasch, dann ruhiger: »Nein. Das ist zu riskant. Wenn sie Euch sehen, bringt Ihr Bertrandes Leben in Gefahr. Wir wissen, dass Oriane zur Höhle will. Hier können wir sie überrumpeln. Wir müssen abwarten, bis sie zu uns kommt.« Er hielt inne. »Ihr dürft Euch keine Vorwürfe machen, Freund. Ihr hättet es nicht verhindern können. Ihr dient Eurer Tochter besser, wenn Ihr an unserem Plan festhaltet.«
    Sajhë schüttelte Guilhems Hand von seinem Arm.
    »Ihr habt keine Ahnung, was ich empfinde«, sagte er mit wutbebender Stimme. »Wie könnt Ihr es wagen, Euch einzubilden, dass Ihr mich kennt?«
    Guilhem hob die Hände in gespielter Kapitulation. »Es tut mir

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