Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Entschlossenheit erwiesen, frei zu sein.«
Wilde Jubelschreie stiegen auf, und Andrew musste abwarten, bis sie sich endlich wieder legten.
»Ihr habt darum gekämpft, eure Freiheit zu erringen, aber ihr habt auch den ersten Preis für diese Freiheit in Blut entrichtet. Ich wünschte, ich könnte Euch Frieden bieten, aber wir alle wissen, dass es unmöglich ist. Ich wünschte, ich könnte euch die Freiheit bieten, euer Leben zu führen, wie es euch gefallt, aber vorläufig ist auch das nicht möglich.
Denn wir wissen, was sich uns aus dem Westen nähert.«
Alle waren still.
»Falls wir siegreich bleiben wollen, um die Befreiung von den Schlachtgruben der Tugaren zu erringen, dann wird dies nur durch Einigkeit möglich, durch den Einsatz von Herz und Seele für die gemeinsame Verteidigung aller. Es wird ein langer Weg sein, aber ich bete darum, dass es ein Weg sein wird, der uns letztlich zu Sieg und Freiheit führt.«
»Führt uns, Bojar Keane!«, schrie jemand vorn in der Menge.
Innerhalb von Sekunden wurde dieser Ruf aufgegriffen und verwandelte sich in einen Sprechgesang.
»Bojar Keane, Bojar Keane!«
Andrew blickte zu Kal hinüber und nickte.
Der rundliche Bauer, der den Arm in einer Schlaufe hatte und den groben Kittel und Mantel der einfachen Leute trug, stieg ebenfalls die Treppe hinauf, und bei seinem Anblick ertönten donnernde Jubelrufe.
Lachend bat er mit ausgestrecktem rechtem Arm um Ruhe.
»Und so haben sie gelernt, dass die Zähne der Mäuse letztlich doch scharf sind«, leitete er seine Ansprache ein, und die Menge johlte vor Begeisterung.
»Wir brauchen einen starken Anführer«, fuhr Kal fort. »Einen, der sich auf Kriegsführung versteht, denn es wird Krieg geben. Wir brauchen einen Fuchs, der uns allen zeigen kann, wie wir ebenfalls zu Füchsen werden. Ich sage, dass wir auch diese Yankeesache machen werden, diese Unabhängigkeitserklärung, sobald die Zeit reif ist. Allerdings müssen wir erst die Tugaren vertreiben, und vorläufig möchte ich, dass uns ein Fuchs dabei führt. Ich vertraue Keane. Lasst uns ihn zum Anführer ernennen und seinen Worten zuhören. Er wird kein Bojar sein – er hat mir gesagt, dass er dieses Wort verabscheut. Also sage ich, dass wir ihn Colonel Keane nennen und von ihm lernen sollten, wie wir für unsere Freiheit kämpfen können.«
Erneut stiegen laute Rufe auf, und im Angesicht der Menschenmenge knieten Andrew und Kal vor Casmar nieder, der sie beide segnete.
»So lasst uns nun feiern!«, brüllte Kal, als die Zeremonie vorüber war, und die Menge brach in einen Rausch des Lachens, Tanzens und Jubelns aus.
Andrew blickte die Stufen hinab zu Hans, der heraufkam.
»In Ordnung, Hans!«, überschrie Andrew das Getöse. »Stabskonferenz innen – die Übrigen haben Ausgang bis Einbruch der Dunkelheit.«
»Die Jungs werden einen Tag erleben, den sie nie wieder vergessen«, sagte Hans lächelnd.
»Es wird für lange Zeit der Letzte dieser Art sein, also sollen sie ihn genießen.«
Andrew wandte sich ab und betrat den Dom, begleitet von Kal und Casmar. Er blickte den Bauern an und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Der Mann war ein Meister der Politik wie nur irgendein Bezirksvorsteher zu Hause. Die ganze Veranstaltung, der Triumphzug, Casmars Segnung, die Ansprachen, der Ruf aus dem Publikum, Andrew möge sie alle führen – das war alles von dem listigen, so simpel wirkenden Mann arrangiert worden.
Am Morgen nach der Schlacht hatte Kal ihn aufgesucht und auf einige politische Erfordernisse hingewiesen, um wieder Ordnung in die Stadt zu bringen, und Andrew konnte sich nur fragen, ob dieser Mann nebenher Unterricht in Politik nahm.
Die drei gingen am Altar vorbei und folgten dem Flur zu Rasnars altem Büro.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte sich Casmar auf einen der Stühle rings um den Tisch, und während Andrews Stab und Kals Begleiter eintrafen, bedeutete er ihnen, sich ebenfalls zu setzen.
Casmar blickte sich nervös um und fühlte sich offenkundig immer noch unwohl in der Stellung, in die ihn die Umstände so unvermittelt geführt hatten. Als Dr. Weiss eintraf, trat dieser sofort an die Seite des neuen Prälaten und prüfte seine Temperatur.
»Sie sollten verdammt noch mal im Bett liegen!«, knurrte Weiss.
»Sobald ich Zeit finde«, entgegnete Casmar gutmütig und forderte ihn mit einem Wink auf, sich neben ihn zu setzen.
Als alle Stabsangehörigen eingetreten waren, gab Andrew mit einem Wink zu verstehen, dass die Tür
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