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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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antrieb. Zu Füßen der Pulvermühle waren die langen Schuppen errichtet worden, wo man das Pulver mit Patronenpapier und Bleikugeln zusammenbrachte und so in fertige Geschosse verwandelte, die schließlich in Schachteln zu jeweils tausend Kugeln landeten. In einem getrennten Haus nähten Dutzende Frauen Stoffbeutel und füllten sie mit Pulver für die Artilleriegeschosse; anschließend stapelten sie sie auf einem Tieflader, der die Geschosse in die Stadt, ins Depot transportierte.
    Aus dem Süden hörte Hawthorne jetzt einen Pfiff und erblickte eine Lokomotive vor einem Dutzend Wagen; der Zug ratterte gerade durch den südlichen Rangierbahnhof und passierte dort die alte Waterville, die mit drei leeren Wagen bereitstand.
    Unterhalb Hawthornes nahm die Arbeit an den Befestigungen ihren Fortgang; die inzwischen gut sechs Meter hohen Außenwälle umringten die Stadt vollständig.
    Das donnernde Knattern von Musketen ertönte, durchsetzt vom Dröhnen eines Dutzends Feldgeschütze, die eine Salve abgaben. Hawthorne blickte zu den Drillplätzen hinüber, und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er eine volle Brigade suzdalischer Truppen sah, tausendsechshundert Mann in einer Gefechtslinie von über zweihundertfünfzig Metern. Rauch trieb über das Feld, und die fernen Rufe der Soldaten über die gerade erfolgte Demonstration der eigenen Stärke drangen herüber. Tausende weitere Menschen standen an den Seiten und erlebten die Demonstration als Zuschauer mit; ihre Jubelschreie gesellten sich hinzu.
    Hawthorne wandte sich nach Norden und Osten. Die fernen Berge schienen immer höher zu steigen, einer über dem anderen. Die gut zwölf Kilometer entfernten Pässe waren mit dem Feldstecher gut zu erkennen, und Hawthorne sah auch die dort angelegten Befestigungslinien. In den Bergen über den Pässen sah er den wirbelnden Rauch der Kochfeuer aufsteigen, wo der Schwefel zu Pulver raffiniert wurde.
    Die Kriegsvorbereitungen fesselten ihn jedoch weniger als die wundervolle Schönheit der hügeligen Landschaft, die in den ersten verschwommenen Farben des Herbstes leuchtete. Eichen- und Ahornwälder zeigten die ersten Rot- und Gelbtönungen, und die Birken schimmerten im warmen Licht des Nachmittags, während sich auf den Feldern Tausende Arbeiter mit Fletchers Erntemaschinen abmühten, um die Ernte einzubringen.
    Wenn er weiter nach Norden blickte, konnte er beinahe die Lichtung erkennen, die man, fast fünfzig Kilometer von hier entfernt, rings um die Furt gerodet hatte. Indem er den Blick von der Furt aus weiterwandern ließ, sah er den hohen Wachtturm, den man dort errichtet hatte, und sogar winkende Signalflaggen, womit wahrscheinlich irgendwelche Meldungen an die Reihe der Türme übermittelt wurden, die westlich und südlich der Furt als Ausguck dienten. Hawthorne schwenkte das Fernglas nach Westen und blickte über die ferne Steppe hinweg, die sich dort seinem Blick öffnete und so weit reichte, bis Himmel und Land miteinander verschmolzen. Dort ruhte sein Blick einen Augenblick lang, während er versuchte, einen Flecken Rauch oder Staub am Horizont klarer zu erkennen.
    Ein gedämpftes Stöhnen lenkte ihn ab. Er drehte sich um und sah Hank zusammengesunken am Boden des Korbs sitzen.
    »Fehlt dir was?«, fragte Hawthorne.
    »Nein, gar nichts«, antwortete Hank matt.
    »Du siehst ein bisschen geschafft aus, mein Freund.«
    »Es geht vorbei«, sagte Hank matt.
    Eine leichte Bö wirbelte um sie herum und schaukelte den Korb, und Hank stöhnte.
    »Hank«, sagte Hawthorne leise, »ich habe eine Frage.«
    Stöhnend nahm Hank den Kopf zwischen die Hände.
    »Du hast noch nie eines von diesen Dingern geflogen, nicht wahr?«
    »Ich habe nur auf der Erde gesessen und zugeschaut«, ächzte Hank, als eine weitere Bö den Korb rotieren ließ.
    »Worüber zum Teufel lacht Hawthorne eigentlich da oben?«, wollte Andrew wissen.
    »Keine Ahnung, aber ich bin wirklich eifersüchtig auf den Jungen«, sagte Emil und blickte hinauf.
    »Na ja, Emil, wenn der Krieg vorbei ist, kann unser Hank vielleicht ein Geschäft aufmachen und Ihnen einen Ausflug anbieten.« Und damit ging Andrew zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel, und sein Stab beeilte sich, ihm zu folgen.
    »Los geht’s«, sagte Andrew; er gab seinem Pferd die Sporen, und die Gruppe galoppierte die Oststraße entlang zum Haupttor hinaus.
    Die Außenbefestigungen ragten etliche hundert Meter außerhalb der Holzmauern der Stadt auf. Sechs Monate in den

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