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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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direkt auf sie beide zu.
    »Ich denke«, sagte Andrew gelassen, »dass wir im Begriff’ stehen, es herauszufinden.«
    Muzta zügelte sein Pferd und blickte zu dem Holzturm auf dem Hügel hinauf. Der einzelne Mensch, der dort Wache gehalten hatte, lag tot am Boden, mehrere Pfeile in der Brust.
    Qubata stand über die Leiche gebeugt und betrachtete sie nachdenklich.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wollte Muzta wissen.
    Qubata deutete auf die roten und grünen Flaggen, die neben der Leiche auf der Erde lagen.
    »Sie wissen, dass wir kommen«, antwortete der General ruhig.
    »Der Mann hat uns schon aus tausenden Schritten Entfernung gesehen, und doch ist er geblieben und hat Signale übermittelt, bis wir ihn mit unserer Salve niederstreckten. Und er hat uns nicht nur gesehen – höchstwahrscheinlich konnte er auch einen guten Eindruck von unserer Anzahl gewinnen.«
    Muzta schirmte die Augen ab und blickte nach Nordosten. Verstreute Baumbestande verschmolzen allmählich miteinander, während das Gelände anstieg, und die fernen Höhen waren vollständig von einem Wald bedeckt, dessen Blätter mit Rot und Gold durchsetzt waren.
    Die vordersten der vorausgaloppierenden Späher waren schon nicht mehr zu sehen.
    »Dort: Siehst du es?«, fragte Qubata und deutete auf ein rotes Leuchten, das hin und her geschwenkt wurde.
    »Dieser Turm hier hat dem dort drüben Signale übermittelt, und hinter jener Höhe muss ein dritter stehen, und weiter so bis zur Furt, achtzig mal tausend Schritte dahinter. Ich denke mir, dass die Nachricht schon die Stadt erreicht hat.«
    »Es ist noch ein harter Zwei-Tage-Ritt bis zur Furt«, stellte Muzta ruhig fest.
    »Sie werden dort auf uns warten«, sagte Qubata gelassen.
    Muzta drehte sich im Sattel um, als über den Hügel hinter ihm die Standarten der Olkta heranströmten, der zehntausend Krieger seiner Garde, erstes Urnen der Tugarenhorde. Ihre Rossschweifwimpel flatterten an Muzta vorbei, und die vorbeigaloppierenden Befehlshaber grüßten ihn mit erhobenen Fäusten. Ihnen wiederum folgten in Reihen zu je hundert Mann die Besten der Besten, die tugarische Garde.
    Muzta schwoll das Herz vor Stolz. Mehr als eine Umkreisung lang war ein solcher Aufmarsch reines Ritual gewesen. Seit Onci waren die Olkta nicht mehr in die Schlacht geritten. Damals waren es noch ihre Väter gewesen; heute füllten die Söhne ihre Reihen, und Muzta sah die eigenen drei vorbeigaloppieren, geboren von seiner Ersterwählten. Sie winkten ihm fröhlich zu, und Muzta reagierte mit strengem Blick auf diese Respektlosigkeit.
    »Sie sind jung und aufgeregt von der Jagd«, sagte Qubata, als wollte er sie entschuldigen. »Wie auch du einst warst.«
    Muzta drehte sich lächelnd zu ihm um.
    »War ich wirklich so schlimm?«
    »Du wirst ein richtiger Adler«, antwortete Qubata lächelnd.
    »Dann steigen wir mal in diesen Horst und riskieren einen Blick«, schlug Muzta vor. Er packte die Leiter und stieg hinauf. Oben angekommen, blickte er nach Westen, und das Herz ging ihm auf.
    Ein Dutzend Urnen breiteten sich vor ihm aus, und die geschlängelten Kolonnen reichten bis zum Horizont. Hundertzwanzigtausend Tugaren ritten in disziplinierter Formation, und die jeweils hundert Reiter breiten und langen Blöcke überzogen die riesige offene Steppe mit einem Schachbrettmuster.
    »Herrlich, einfach herrlich!«, rief Muzta und blickte Qubata an, der mit verschränkten Armen dastand und den Vormarsch verfolgte.
    »So schön wie bei Onci«, bestätigte der alte General nachdenklich, und das Blut regte sich in ihm bei diesem Anblick.
    Dann blickte er über die Schulter zum allmählich ansteigenden Wald hinüber.
    »Und sie alle«, sagte er ruhig und deutete auf das Heer, »müssen wir durch diese Höhen schleusen und schließlich über eine einzelne Straße zur einzigen brauchbaren Furt. Dort wird man uns erwarten.«
    »Die Olkta werden uns den Weg bahnen«, versetzte Muzta ruhig.
    Andrew galoppierte die dicht geschlossenen Reihen entlang und betrachtete kritisch die Division, die im frühen Morgenlicht aufmarschiert war.
    Zehntausend Mann unter seinem Kommando, sagte er zu sich. Er erinnerte sich daran, wie einmal sein alter Korps-Oberbefehlshaber Reynolds auf genau diese Art vorbeigeritten war, gefolgt von seinen Korps-Standarten, seinem Stab und den Kurieren. Andrew erinnerte sich noch an sein Staunen über so viel Macht und auch an seinen Neid.
    Und jetzt tat er also das Gleiche, während die Männer in den Reihen zu ihm aufblickten wie er

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