Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Gesichtern und brachten die beiden Pässe hinter sich. An offenen Feldern strömten sie vorbei, wo sich Bauern für einen Augenblick aufrichteten und ihnen nachblickten, um sich dann eilig wieder der Ernte zuzuwenden. Arbeiter wichen aus, damit die Armee passieren konnte, und widmeten sich danach erneut der Aufgabe, weitere Verteidigungslinien auszuheben.
Über drei Kilometer wurden pro Stunde zurückgelegt; jeweils fünfzig Minuten Marsch wurden gefolgt von zehn Minuten Pause; mit steifen Beinen ging es dann auf weitere drei Kilometer.
Andrew stoppte an jedem Signalturm und hörte sich die aktuellen Meldungen an. Erst waren dreißig Türme überrannt worden, dann einunddreißig und zweiunddreißig. Er wusste, dass mit jedem Fall einer Signalstellung ein weiterer Mann tot war, der bis zuletzt ausgeharrt hatte, um die so dringend benötigten Informationen zu übermitteln.
Die Tugaren rückten schnell und entschlossen vor. Andrew hatte ursprünglich geglaubt, die Vorwarnung über hundertdreißig Kilometer gäbe den Menschen ausreichend Zeit, aber der Feind drang ohne Pause vor. Wie gemeldet wurde, waren die Ogunquit und das 35. inzwischen in Stellung, aber das würde niemals reichen. Über dreißig Kilometer waren inzwischen geschafft; das Rad füllte den Abendhimmel über ihnen aus, und doch trieb Andrew seine Männer weiter.
Durch Dörfer und Wegkreuzungen marschierte die Kolonne. Andrew musste erneut an Gettysburg denken, an jenen seltsamen, traumähnlichen Nachtmarsch, als alle irgendwie gewusst hatten, dass das Schicksal einer Nation sie ein Stück weiter auf der Straße erwartete. Sogar die heutige Nacht erinnerte ihn an damals, eine kühle Nacht nach heißem Tag, durchklungen vom stetigen Trampeln der Füße, dem gleichen Singsang der Marschlieder.
»Aufschließen, Jungs, nicht nachhängen, aufschließen, Jungs!«
Das Große Rad stieg am Himmel immer höher, um schließlich im Westen zu sinken.
An einem weiteren Signalturm blickte Andrew nach oben und rief nach der Meldung. Der Mann reagierte nicht, schwenkte weiter seine Fackel. Als er die Signale schließlich übermittelt hatte, stieg er herab. Der die alten Formen gewohnte Suzdalier vergaß zu salutieren und verneigte sich tief.
»Alle Signaltürme außer den letzten fünf sind gefallen«, berichtete der Alte.
Sechzehn Kilometer für sie, rechnete sich Andrew aus, während wir noch acht vor uns haben. Sie müssen so müde sein wie wir. Er blickte zur Kolonne zurück; die Männer stolperten vorbei wie Schlafwandler. Ein suzdalisches Regiment und das 35. waren schon an Ort und Stelle. Die Männer, die mit ihm marschierten, brauchten Ruhe; erschöpft nützten sie nichts bei dem, was sie erwartete.
»Kurier!«
Ein erschöpfter Junge ritt herbei und salutierte.
»Meine Grüße an General Schuder; sag ihm, er soll anhalten lassen. Die Männer sollen den Rest der Nacht hindurch schlafen und im Morgengrauen wieder aufstehen. Ich reite weiter zur Furt.«
Der Junge salutierte und verschwand entlang der Straße.
Hans, alter Freund, du solltest sie lieber rasch wieder auf die Beine bringen, falls du Schüsse hörst, dachte Andrew. Stöhnend vor Anstrengung stieg er in den Sattel und galoppierte nach Norden in die Nacht, gefolgt von seinem Stab.
Kapitel 16
Der Reiter galoppierte durch die Furt, dass das Wasser spritzte, richtete sich in den Steigbügeln auf und winkte aufgeregt mit dem Hut.
»Sie kommen! Sie kommen!«
Andrew, der am Ufer stand, nickte, während der Mann sein Pferd heftig weiter antrieb, das Ufer hinauf und in den Wald.
Es war so ein schöner Morgen, dachte Andrew ruhig. Die rote Sonne stieg gerade hinter ihm über den Horizont; die Strahlen ihres dunkelroten Lichtes überzogen die Landschaft mit der entsprechenden Tönung. Er glaubte, er hätte dies als Zeichen deuten sollen, aber im Augenblick war es für ihn einfach eine Quelle der Schönheit. Die Vögel sangen lebhaft im Wald, und Eichhörnchen schnatterten, aufgeregt von den Männern unter ihnen am Boden.
Andrew blickte seine Linien entlang. Die Stellungen waren gut getarnt; die lose Erde, die beim Ausheben der Gräben angefallen war, lag abgedeckt unter Gestrüpp, umgestürzten Bäumen und Grassoden.
Er hörte den Feind jetzt, ein gleichmäßiger Donner in der Ferne wie von einer anrollenden Meereswoge. Er wandte sich ab, stieg die Uferböschung hinauf, glitt in den Schützengraben, holte den Feldstecher hervor und wartete.
Der Donner wurde lauter. Eigentlich müssten sie
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