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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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früher zu Reynolds.
    Die drei Divisionen waren in voller Gefechtsausrüstung angetreten – die Musketen geschultert, pro Mann hundert Kugeln in den Taschen und Patronenschachteln, die Decken zusammengerollt auf den Buckeln, und grob gestrickte Proviantbeutel aus Fell oder Sackleinen baumelten an den Gürteln, jeweils mit sieben Tagesrationen gefüllt. Eine schrecklicher aussehende Infanterie hatte Andrew noch nie zu Gesicht bekommen: Fast alle Männer trugen nach wie vor ihre traditionellen übergroßen Hemden und Kreuzwickel an den Beinen, und die Füße waren, wie bei suzdalischen Bauern üblich, in Sackleinen gewickelt; trotzdem waren sie Soldaten und zeigten ihren Stolz, als sie bei Andrews Ankunft in spontanen Jubel ausbrachen.
    Andrew winkte ihnen grüßend zu, während er seinen Inspektionsritt fortsetzte, vorbei an den fünfzig Feldgeschützen, die unter O’Donalds Kommando aufgefahren werden würden, während die übrige Artillerie in Reserve gehalten wurde oder auf Tobias’ Schiff bereitstand.
    An der Spitze der Kolonne angekommen, drehte sich Andrew um und blickte ein letztes Mal am Heer entlang zurück.
    Hatten sich Grant oder Bobbie Lee so gefühlt?, fragte er sich kühl. Er spürte einen kalten Kitzel bei all dem, und sein Herz klopfte entsprechend, aber hinzu kam jetzt eine schreckliche Verantwortung. Bislang hatte er stets jemanden über Sich gehabt, der ihn anwies, diese oder jene Stellung zu halten oder zu marschieren oder sich zurückzuziehen. Jetzt war er auf sich gestellt. Ein einziger Fehler, und alles konnte innerhalb eines Augenblicks verloren sein. In seinem alten Krieg waren er und seine Leute angetrieben worden mit Schreien des Sieges oder des Todes, aber jeder hatte gewusst, dass selbst in einer Niederlage noch die Chance auf ehrenvolle Kapitulation bestand. Hier hingegen erwies sich der alte hohle Schrei als erschütternd real. Falls er jetzt einen Fehler beging, starben nicht nur seine Soldaten, sondern alle, die ihm ihr Leben anvertraut hatten.
    Er blickte zur Stadtmauer hinüber, wo Tausende den Abmarsch der Armee verfolgten.
    Er hatte den Krieg nicht so beginnen wollen. Die Tugaren zwangen ihn jedoch dazu, denn sie trafen nun viel früher ein als in seinen schlimmsten Befürchtungen.
    Er und seine Armee mussten Zeit erkaufen, mussten die Tugaren nicht nur einen oder zwei Tage, sondern möglichst zwei Wochen lang aufhalten. Jeder Tag bedeutete zusätzliche Gewehre, zusätzliches Schießpulver und am wichtigsten: verzweifelt benötigte Lebensmittel, die nach wie vor von den Feldern eintrafen.
    Er musste dafür Zeit erkaufen, und das hing von seinen herzlich wenigen Soldaten ab.
    Sein Stab versammelte sich bei ihm; manche machten grimmige Gesichter, aber andere, besonders die jungen Divisions- und Brigadebefehlshaber, zeigten strahlende Miene zu der Aussicht, solche Truppenstärken ins Feld zu führen.
    Vom Fluss her wurde das Horn der Ogunquit vernehmbar, als das Schiff ablegte und Kurs flussaufwärts zur Furt nahm. An Bord waren die Männer des 35. als Voraustrupp, und sie führten die vier Napoleoner mit und ein Dutzend Vierpfünder, die an Bord des Schiffes bleiben und die Furt als schwimmende Batterie sichern sollten.
    »In Ordnung, meine Herren, setzen wir unsere Armee in Marsch«, sagte Andrew ruhig. Mit lauten Begeisterungsschreien galoppierten die Offiziere zu ihren jeweiligen Einheiten und machten dabei auf den Rücken der langsamen Clydesdales eine irgendwie alberne Figur.
    Andrew blickte zu Mina, Kal und Fletcher hinunter, die neben ihm standen.
    »Meine Herren, ich werde Zeit mit Blut erkaufen. Ist Ihnen das klar? Zeit mit Blut. Machen Sie das Beste daraus.« Und er trieb das Pferd an.
    Laut geschriene Befehle klangen übers Feld. Trommelwirbel setzten ein; Flaggen wurden entrollt.
    »Ja, wir sammeln uns um die Flagge, Jungs …«
    Das erste Regiment in der Kolonne begann das Lied, und es setzte sich nach hinten fort.
    Es klang auf Russisch seltsam, und doch riefen die Worte Andrew Tränen in die Augen.
    »Wir stoßen den Schlachtruf der Freiheit aus. Die Union auf immer, hurra, Jungs, hurra! Nieder die Tugaren und hoch mit uns’rer Flagge, Stoßen wir den Schlachtruf der Freiheit aus …«
    Und mit Andrew allein an der Spitze, marschierte die Armee unter den Wällen Suzdals dahin und zog dann die Straße nach Norden hinauf.
    Den Vormittag hindurch, während es wärmer wurde, durch die Mittagshitze und hinein in die sanfte Abendkühle zogen die Regimenter mit grimmigen

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