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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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innegehalten hatten und zu ihm aufblickten, und setzte seinen Weg fort. Als er das Osttor durchquerte, erblickte er die blauen Uniformen des 35., dessen Kolonne gerade aus der hartumkämpften Nordostbastion marschiert kam und die Militärstraße herabzog, um ihn zu treffen.
    Sie sahen immer noch gut aus, dachte er lächelnd. Über ein Drittel derer, die vor einem Jahr hier angekommen waren, lebten nicht mehr, aber andererseits: War es je anders gewesen? Bei Gettysburg hatte er an einem einzigen Tag die Hälfte von ihnen verloren, und das Gleiche geschah bei Cold Harbor. Trotzdem hatte das Regiment durchgehalten. Die von Kampfspuren zerfetzten Standarten zogen an ihm vorbei und flatterten in der frischen, kalten Brise. Auf die Bundesflagge waren zwei neue Namen gestickt worden, die Furt und die Flussstraße, und ergänzten nun die Liste, die mit Amtietam ihren Anfang genommen hatte.
    Männer blickten zu ihm auf und nickten mit der alten Vertrautheit des Veteranen dem Befehlshaber gegenüber, während neue Gesichter schlicht Ehrfurcht vor dem inzwischen legendären Keane verrieten.
    Hans, der neben seinem alten Regiment einherritt, lenkte das Pferd an Andrew heran und salutierte.
    »Die Tugaren haben einen Sendboten geschickt. Spricht recht gutes Suzdalisch. Er hat namentlich nach Ihnen gefragt und um Verhandlungen gebeten.«
    »Welche Garantien gewähren sie?«
    »Zunächst gar keine, und so habe ich ihm gesagt, er solle sich zum Teufel scheren.«
    Andrew lachte in sich hinein.
    »Sie erwarten wohl weiter von uns, dass wir angekrochen kommen, vermute ich.«
    »Na ja, er ist fünfzehn Minuten später zurückgekommen. Er bot zehn Krieger als Geiseln an, und ich erklärte ihm, Sie wären nicht weniger als hundert ihrer Besten wert, und selbst das würde noch nicht reichen.
    Na, da fing das Ungeheuer aber an zu knurren; ich will jedoch verdammt sein, wenn er nicht sofort einwilligte!«
    »Sie möchten wohl sehr dringend einen Blick auf mich werfen«, sagte Andrew leise.
    »Er sagte auch, sie würden Blutband für Sie gewähren, was immer das bedeuten mag.«
    Andrew sah Casmar an, der seine Verblüffung nicht verhehlte.
    »Das Blutband ist die tugarische Zusage der Fairness. Ich habe jedoch noch nie gehört, dass ein Mensch sie erhalten hätte. Das ist wirklich einmalig!«
    »Gut gemacht, Hans«, sagte Andrew mit einem Lächeln.
    »Führen Sie ihre Geiseln in diesen Bereich. Ich möchte, dass ringsherum zusätzliche Truppen Aufstellung nehmen; lassen Sie auch Rationen bringen. Bieten Sie ihnen Rind an, nur damit sie was zum Nachdenken haben.«
    Hans bemühte sich um ein Lächeln.
    »Seien Sie vorsichtig, ja?«
    »Das dürfte mal eine interessante Abwechslung werden«, sagte Andrew und gab mit einem Nicken Anweisung, das Tor zu öffnen. Er trabte durch die Schanzen, während das 35. beiderseits der Straße einfiel und dabei die Waffen in Präsentierhaltung hielt.
    Andrew fühlte sich irgendwie nackt, als er allein über die Brücke ritt und auf der anderen Seite des Grabens das Pferd zügelte.
    Der Sendbote saß dort allein und überragte dabei Andrew deutlich; seine Miene war kalt und ungerührt.
    »Du bist also der einarmige Mensch, der dieses Vieh anführt«, sagte er kalt.
    »Ich bin Colonel Keane, Befehlshaber der suzdalischen Armee der Menschen!«, raunzte Andrew. »Falls ich das Wort ›Vieh‹ noch ein einziges Mal höre, sind diese Verhandlungen beendet.«
    Der Tugare schnaubte verächtlich und reckte die Hand hoch.
    Aus den Belagerungslinien trat eine Kolonne aus Kriegern hervor, die die Straße entlangtrabten.
    Andrew bekam es kurz mit der Angst zu tun, als er sie näher kommen sah. Falls hier wirklich die Absicht bestand, ihn zu töten, bot sich jetzt die Gelegenheit.
    »Ruhig, Männer, ruhig«, sagte er und drehte sich zu seiner Eskorte um, die nervös bereitstand, die Waffen fest umklammert.
    Andrew lenkte das Pferd an den Wegesrand, und in gespielter Tapferkeit hielt er den Blick stur geradeaus gerichtet und warf keinen Blick auf die vorbeitrabenden Kriegen Er hoffte dabei, dass man ihm die Schauspielerei nicht ansah, während ihre schweren Schritte bei Überquerung der Brücke rhythmisch dröhnten.
    »Dann reite voraus, Sendbote«, sagte Andrew hochmütig und spornte das Pferd an, als sich der Tugare auf den Rückweg zu den eigenen Linien machte.
    Der Gestank des Todes hing schwer in der Luft, als sie an den Gruben und Verhauen vorbeikamen, wo noch die Leichen vom ersten Tag der Belagerung herumlagen. Als

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