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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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berittenen Grenzwächter beraubte.
    Als er wieder den flackernden Lichtkreis betreten hatte, setzte er sich auf seinen Schemel und ließ die Augen an den nervösen Blicken entlangschweifen, die ihm galten.
    »Schickt nach meinem verdammten Barden!« schimpfte er.
    Er packte einen Holzkrug, bückte sich und schenkte sich einen Krug schales Bier aus dem kleinen Fass neben ihm ein. Er trank gleich aus und goss nach, und als er wieder aufblickte, entdeckte er den Bauern, nach dem er geschickt hatte.
    »Wo in Kesus’ Namen hast du gesteckt?«, brüllte Iwor.
    Der rundliche Bauer sah ihn mit großen Augen an.
    »Ich war dabei, eine neue Ballade zu Ehren meines Fürsten zu komponieren«, antwortete er nervös.
    »Kalencka, ich weiß verdammt gut, dass du dich versteckt hast. Ich habe dich, als wir vorrückten, nicht bei meiner Garde gesehen. Ich schenke dir die Brocken von meiner Festtafel und erwarte im Gegenzug, dass du mir verdammt noch mal treu bist!«, brüllte Iwor.
    »Aber mein Fürst, ich musste doch einen Aussichtspunkt beziehen, um Eure Heldentaten zu verfolgen und sie später in die Chronik eintragen zu können!«
    Iwor musterte den Mann aus einem trüben Auge hervor.
    Verdammte Bauern, die waren alle gleich! Verlogener, mörderischer Abschaum, schnell mit Klagen zur Hand, als Erste auf der Flucht und immer bereit, ihren Herrschern die Schuld an jedem Missgeschick zu geben. Zuzeiten dachte er, er oder die Tugaren sollten den ganzen Haufen einfach abschlachten, damit er dessen Gestank nicht mehr ertragen musste.
    »Du scheinst fähig, dich mit der Zunge aus allem herauszuwinden«, versetzte Iwor kalt. »Deshalb habe ich beschlossen, dass du mir einmal richtig von Nutzen sein kannst, statt für nichts weiter als schlecht geschmiedete Verse von meiner Tafel zu stehlen.«
    »Was immer Ihr wünscht, mein Fürst«, sagte Kalencka und verbeugte sich so tief, dass er dabei mit der rechten Hand über die Erde strich.
    »Suche das Lager der Blauen auf.«
    Kalencka blickte mit angstvoll geweiteten Augen zum Bojaren Iwor auf.
    »Aber mein Fürst«, sagte er leise. »Ich bin Balladendichter und Chronist, kein Krieger!«
    »Deshalb sollst du ja auch gehen«, erwiderte Iwor und machte mit dem Tonfall deutlich, dass jede Widersetzlichkeit die unerfreulichsten Folgen haben konnte.
    Der Bojar blickte sich unter seinen Männern um, und seine Augen blieben schließlich auf Rasnar haften.
    »Diese Dinge haben keine Eile«, sagte Iwor gelassen. »Sehen wir uns zunächst an, mit wem wir es zu tun haben. Vielleicht decken wir dabei ihre Geheimnisse auf und können sie gegen sie selbst einsetzen.«
    Wortlos wandte sich Rasnar ab und stürmte in die Dunkelheit. Iwor blickte ihm nach. Das versprach noch Arger. Vielleicht konnte er ihn später aus dem Dom und in den Palast locken, um als Gast an einem ganz besonderen Mahl teilzunehmen, falls die Lage zu heikel wurde. Und wie ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, entschied Iwor, dass es bis zur Klärung der gegenwärtigen Lage am besten wäre, den Leib des Herrn aus einer anderen Hand als der des Patriarchen zu empfangen.
    Er wandte sich erneut Kalencka zu, der noch vor ihm stand und ihn aus seinen scheußlichen Bauernaugen betrachtete.
    »Verschwinde aus meinem Blickfeld!«, schrie der Bojar. »Geh sofort ins Lager der Fremden! Sag ihnen, dass sie sich auf meinem Land befinden und ich dafür eine Erklärung verlange. Sobald du dich mit ersten Brocken ihrer Sprache vertraut gemacht hast, möchte ich, dass ihr Anführer zu einem Gespräch zu mir geführt wird. Ich möchte auch, dass du mir Informationen bringst; also kehre lieber nicht zurück, ehe du etwas erfahren hast, was für mich von Interesse ist. Ich übertrage meinem Halbbruder Mikhail hier das Kommando und kehre selbst mit den Grenzreitern zur Stadt zurück.« Bei diesen Worten deutete er auf einen riesengroßen, bärenhaften Krieger, der neben dem Lagerfeuer stand.
    Iwor lächelte und sah seinen Bruder an. Falls wirklich etwas schiefging, dachte er schlau, konnte er es Mikhail in die Schuhe schieben. Außerdem würde Rasnar heute Abend höchstwahrscheinlich nach Suzdal zurückkehren, und es wäre nicht klug, ihn in der Stadt allein zu lassen. Mehr als ein Bojar hatte schon seine Stadt verlassen und Tage später bei der Rückkehr die Tore verschlossen vorgefunden.
    »Jetzt geh mir aus den Augen und unternimm etwas, du stinkender Abschaum!«, brüllte Iwor.
    Mit wiederholten Verbeugungen zog sich Kalencka vom Zorn seines Fürsten

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