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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Rasnar. »Ich habe Euer Gesicht gesehen, als die Donnerwaffen feuerten. Ihr hattet Angst, und doch wandten sich Eure Gedanken bereits anderen Dingen zu. Ihr maltet Euch aus, was diese Dinger gegen Boros von Nowrod oder Iwan von Wasima ausrichten könnten. Ihr möchtet Euch diese Apparaturen aneignen und sie Eurem verrückten Traum von der Herrschaft über alle Rus dienstbar machen.«
    Iwor schwieg, während der Priester aussprach, was der Bojar überlegt hatte.
    »Ihr könntet dabei Erfolg haben«, flüsterte Rasnar, »aber wie reagieren die Tugaren darauf? Was sagen sie, sobald sie kommen und sehen, was Ihr getan habt? Letztes Mal, als ein einzelner Bojar die Rus ohne ihre Zustimmung einte, zerschmetterten sie seinen Leib und warfen ihn in die Grube. Was sagen sie wohl dazu, falls Ihr diese Apparaturen in Euren Besitz bringt?«
    »Ich würde sie dem Qar Qarth als Symbol meiner Treue übergeben«, antwortete Iwor nervös.
    Jetzt war Rasnar mit einem Lächeln an der Reihe, als er den Kopf schüttelte.
    »Die Tugaren setzten Bojar und Kirche ein, auf dass sie gemeinsam herrschen«, sagte er schnell, »und ich werde nicht dulden, dass Ihr die Apparaturen in Besitz nehmt; eher beschuldige ich Euch beim Qar Qarth der Intrige gegen seine Herrschaft. Was sollte Euch daran hindern, mit Hilfe dieser Apparaturen meine Kirche niederzuwerfen?«
    »Mistkerl!«, zischte Iwor. »Ich dulde nicht, dass Ihr die Apparaturen ergreift und gegen mich einsetzt!«
    »Und vergesst auch nicht«, fuhr Rasnar fort, ohne auf die Beleidigung einzugehen, »dass, falls wir die Dämonen nicht vernichten, die Tugaren sie schließlich entdecken und uns die Schuld geben.«
    »Inwiefern?«, fragte Iwor nervös.
    »Diese Dämonen könnten wiederholen, was sie uns antaten; und falls sie dann immer noch da sind, könnten sie auf die Idee kommen, das Gleiche mit den Tugaren zu probieren. Und wir wissen beide, wem die Tugaren die Schuld daran geben würden.«
    Iwor machte vor Angst große Augen.
    Rasnar erkannte, dass er die richtige Stelle getroffen hatte.
    »Bringt sie sofort um, Fürst Bojar, und übergebt ihre Waffen der sicheren Verwahrung der Kirche«, wisperte er.
    »Aber die Tugaren sind noch vier Winter entfernt«, versuchte Iwor Zeit zu gewinnen.
    »Aber heißt es nicht auch, dass die Ohren der Tugaren die ganze Welt überziehen?«, hielt ihm Rasnar leise entgegen.
    Er lächelte und legte Iwor versöhnlich die Hand auf die Schulter.
    Iwor, bekannt als Schwachauge, blickte mit zusammengekniffenen Augen zum Lager der Fremden hinüber, das sich in Form undeutlicher Flecken von Feuerschein auf der anderen Seite des Feldes abzeichnete. Wer waren diese Männer? Waren es letztlich doch Dämonen? Erwiesen sie sich womöglich als Gefahr für das Gleichgewicht zwischen Suzdalianern und Tugaren?
    Aber welche Macht versprechen sie?, fragte er sich. Zuerst könnte ich alle Rus unter meinem Banner vereinen, und sobald Rasnar erst mal keine Zuflucht mehr hätte, keinen rivalisierenden Bojaren, zu dem er rennen könnte, dann wäre ich in der Lage, ihn zu stürzen und durch eine eigene Marionette zu ersetzen. Sicherlich hätten die Tugaren dagegen nichts einzuwenden. Und außerdem sind die Tugaren vier Winter weit entfernt, während mich von den Nowrodern nur ein Tagesmarsch nach Osten trennt.
    Falls er diese Leute jetzt vernichtete, folgte darauf immer noch der Streit um die Waffen, denn sicherlich würde Rasnar von der Kanzel des Doms aus mit seinem Geschrei in allen Herzen Furcht säen. Ließ Iwor diese Leute hingegen leben und benutzte sie, war das auch problematisch, aber immerhin konnte man sie einsetzen und beherrschen. Vielleicht konnte er sie sogar auf die Kirche hetzen und dabei den Anschein erwecken, sie wären Dämonen und schlicht und einfach außer Kontrolle geraten. Sobald die Zeit reif war, konnte er sie dann beseitigen. An etwas so Erschreckendes wie die Tugaren zu denken, das war ihm zu anstrengend, und so verbannte er diesen Gedanken.
    Iwor sah wieder Rasnar an und lächelte. Er befreite sich von dessen Hand und kehrte zum Lagerfeuer zurück, wo seine Krieger ungeduldig auf ihn warteten. Verdammte Idioten!, dachte er. Trotz der Geschehnisse dieses Tages waren sie wahrscheinlich immer noch erpicht darauf, die blauen Krieger erneut anzugreifen.
    Er musste schnell handeln, denn höchstwahrscheinlich hatte die Nachricht von diesem seltsamen Vorfall inzwischen Nowrod erreicht. Es wäre unklug, wenn er die eigene Stadt zu lange des Schutzes ihrer

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