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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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sich.
    Er hatte das Gefühl, die Seile nicht noch stärker spannen zu können, und sein Gebet verwandelte sich in einen lautlosen Fluch. Ein gedämpftes Stöhnen entfloh ihm, und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Dann sah er, wie sich die gelockerte Eisenstange in der Mitte langsam durchbog.
    »Lieber Gott, gib mir Kraft!«, flüsterte er.
    Die Stange bog sich nach innen durch, und Mörtelstaub rieselte herab. Dann löste sich die Stange mit einem Knall und platzte aus ihrer Halterung. Mit lautem Klappern fiel Vincent zu Boden.
    Erschrocken packte er die Eisenstange, duckte sich und starrte auf die Tür, lauerte auf eine Reaktion der Wärter. Für eine Zeitspanne, die ihm ewig zu dauern schien, saß er still da, und tierische Instinkte spannten ihm die Muskeln und hielten ihn sprungbereit.
    Keinerlei Reaktion erfolgte, und allmählich entspannte er sich, stand auf und steckte den Kopf aus dem Fenster, und er stellte fest, dass die Zelle gute sieben Meter über der Erde lag.
    Er steckte sich die Stange in den Gürtel und machte sich ans Werk. Einen Augenblick später wand er sich durch die schmale Öffnung. Er packte das Seil, das inzwischen an einer stabilen Stange befestigt war, und rutschte flink daran herab, wobei er sich die Hände verbrannte.
    Zum Glück war es immer noch dunkel, aber im Osten breitete sich ein Hauch von Lichtschimmer am Himmel aus. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Er blickte die schmale Gasse hinauf und hinab und fand, dass eine Richtung so gut war wie die andere. Er zog die Eisenstange aus dem Gürtel und lief los.
    Etliche verzweifelte Minuten lang fürchtete er, dass er sich völlig verirrt hatte und so herumwandern würde, bis mit Anbruch des Morgens Alarm geschlagen wurde. Aber als er um die nächste Ecke lief, sah er sich der Holzpalisade gegenüber, die als Stadtmauer diente.
    Mehrere Minuten lang betrachtete er sie forschend. Wie es schien, war niemand auf den Zinnen unterwegs.
    Im Laufschritt steuerte er die nächste Leiter an und huschte hinauf. Ein weiterer Sturz von sieben Metern lag vor ihm. Verzweifelt hielt er nach einem Weg auf die andere Seite Ausschau.
    »Heda!«
    Erschrocken blickte Hawthorne auf. Ein Wachmann kam auf ihn zu.
    Der Mann rief etwas, und Hawthorne zuckte verzweifelt die Achseln.
    Der Mann erreichte ihn und redete auf ihn ein.
    Plötzlich machte er große Augen.
    »Yankee!«, zischte er.
    Wie von tierischem Instinkt getrieben, schlug Hawthorne mit der Eisenstange zu, und mit Übelkeit erregendem Knirschen brach der Helm des Mannes ein.
    Schreiend stolperte er rückwärts, stürzte von den Zinnen und gab keinen Laut mehr von sich.
    Geschrei stieg von einem Wachtturm ein Stück entfernt an der Palisade auf. Ein Pfeil zischte vorbei, verfehlte Vincent nur um Zentimeter.
    Mit geschlossenen Augen sprang er erst auf die Zinnen und dann von dort herunter.
    Er prallte heftig auf und kullerte von der Palisade weg, und einen Augenblick später war er schon wieder auf den Beinen und rannte panisch zum Fluss. Ein weiterer Pfeil zuckte vorbei. Vincent stolperte und fiel hin, sprang auf und rannte wieder aus Leibeskräften, obwohl ihm ein Pfeil im Oberschenkel steckte.
    Er erreichte das schlammige Ufer, packte ein leichtes Skiff und schob es in den Fluss. Er sprang hinein, packte die Ruder und legte sich wie verrückt ins Zeug. Das Ufer fiel zurück, und die schwachen Umrisse der Stadt, die sich im schwachen Morgenlicht abzeichneten, verschwanden aus dem Blickfeld, als er eine Flussbiegung hinter sich brachte.
    Eine Zeitspanne lang, die ihm wie Stunden vorkam, ruderte er ohne Pause, ohne auf die blutenden Hände und die fürchterlichen Halsschmerzen zu achten. Als das Entsetzen schließlich nachließ, sah er sich die Pfeilwunde an. Der Schaft steckte tief im Muskelfleisch. Vincent raffte seinen Mut zusammen und versuchte das Ding herauszuziehen, fiel aber nur rückwärts hin und weinte vor Schmerzen.
    Er entdeckte ein rostiges Fischmesser auf dem Boden des Skiffs und sägte damit den Pfeilschaft dicht an der Wunde ab; jeder Schnitt tat furchtbar weh, da die Schwingung alle Nerven im Bein in Brand setzte. Er riss sich das Hemd vom Leib, zerriss es zu einem Verband und band die Wunde fest zu, sodass die Blutung endlich gestoppt wurde. Dann packte er von neuem die Ruder und legte los, getrieben von der Angst, jeden Augenblick könnte wieder dieser falkengesichtige Priester auftauchen, den Schlangenkorb in der Hand, und vor Freude gackern.
    Die Sonne stieg in den Zenit und wanderte

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