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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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gestoßen war. Andrew würde mit Hawthorne darüber sprechen müssen, denn falls Chris die Wahrheit erfuhr, brachte er wahrscheinlich den ersten Priester um, der ihm unter die Augen kam.
    Zum Wohle des Regiments musste er Hawthorne um Stillschweigen über die meisten Dinge bitten, die passiert waren, aber er wusste, dass der Junge das verstehen würde.
    Als er die Stufen zum Palast hinaufstieg, erwiderte er die Verbeugung der Wachtposten, indem er salutierte, ehe er eintrat. Iwor empfing ihn lächelnd, erpicht darauf zu erfahren, was sich zugetragen hatte. Der Bojar mit seinem fleischigen Gesicht hatte doch tatsächlich gelacht, als Andrew ihm erzählte, was er Rasnar zu sagen plante. Natürlich war es für Iwor hilfreich, erkannte Andrew, dass er einen Vasallen hatte, der Außenseiter war und sich daher nicht von den Priestern einschüchtern ließ.
    Andrew erwiderte Iwors Lächeln, ging an dem Bojaren vorbei und betrat einen schmalen Raum ohne Fenster.
    Mit panischem Blick versuchte Hawthorne sich aufzurichten, als die Tür geöffnet wurde.
    »Alles in Ordnung, mein Junge«, sagte Andrew beruhigend. »Sie sind völlig in Sicherheit.«
    Der vom Fieber geschüttelte Junge sank aufs Bett zurück.
    »Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Andrew nervös bei Emil.
    »Er kommt durch.« Emil tätschelte Hawthornes Schulter. »Der Hals wird heilen, aber er bleibt noch eine Zeit lang verdammt heiser. Die Hände sind übel zugerichtet, und ich denke, er hat sich sogar einen Fußknöchel angeknackst. Den Pfeil holen wir bald heraus. Aber ich möchte, dass dieses Zimmer erst ordentlich geschrubbt wird und meine Instrumente gekocht werden.«
    »Hawthorne, Sie sind beim alten Doc Weiss hier in besten Händen. Er bringt Sie ruck zuck wieder auf die Beine. Ruhen Sie sich einfach aus und erholen Sie sich. Unser Kal hier hat gesagt, sobald Sie sich etwas besser fühlen, wird es ihm eine Ehre sein, Sie bei sich aufzunehmen, damit seine Frau und seine reizende Tochter sich um Sie kümmern können. Ich möchte, dass Sie dort Ihr Russisch trainieren, und das ist ein Befehl!«
    Hawthorne stiegen Tränen in die Augen, während er Andrew flehend ansah.
    Sanft setzte sich dieser auf die Bettkante.
    »Was ist, mein Sohn?«
    »Colonel …«
    »Nur zu, Sie können es mir sagen. Ich bin stolz auf Sie, mein junge, und ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus, dass Sie geredet haben, weil Sie Brians Leben retten wollten. Das war eine edle Tat, und noch tapferer war es, dass Sie sich eher für den Tod entschieden haben, statt das Leben Ihrer Kameraden zu riskieren. Ich befördere Sie aufgrund Ihres Handelns hier und jetzt zum Corporal.«
    Hawthorne schüttelte den Kopf, und Tränen flossen ihm übers Gesicht.
    »Nein, das kann ich nicht annehmen«, flüsterte er.
    »Warum nicht?«
    »Colonel, ich – ich habe einen Menschen getötet!«
    Andrew schwieg. Warum musste es so sein? Er hatte dem jungen Quäker zuliebe gehofft, dass dieser nie erfahren würde, ob eine Kugel, die er in der Schlacht abfeuerte, tatsächlich einen Mann traf. Aber Vincents erste Prüfung war auf die schlimmstmögliche Art und Weise verlaufen -aus der Nähe, während er dem Mann, den er erschlug, in die Augen blickte.
    Die Erinnerung kehrte zurück. Wie viele Menschen hatte Andrew selbst aus solcher Nähe getötet? Mindestens zehn, seit sie hier eingetroffen waren. Und dann dieser Rebellen-Junge in Nordost-Virginia, Mai ’64. Er schoss ihn aus solcher Nähe nieder, dass die Uniform des Jungen angesengt wurde, und anschließend wurde der feindliche Beschuss so heftig, dass Andrew neben seinem Opfer am Boden liegen und zusehen musste, wie langsam das Leben aus ihm schwand.
    Gott, war er nur noch dafür zu gebrauchen – zu töten und andere dazu anzuleiten? Er bemühte sich, diesen Gedanken zu verbannen.
    »Ich denke, Gott wird Ihre Gründe verstehen und Ihnen vergeben«, sagte er ganz sanft und hielt dabei Hawthornes Hand.
    Aber wird Gott Verständnis für meine eigenen Sünden haben, für meine Kampfesleidenschaft?, fragte er sich traurig.

Kapitel 8
     
    Nachdem er in der Stunde vor der Morgendämmerung aufgewacht war, spürte Andrew erstaunt, wie leichter Frost unter seinen Füßen knirschte, als er vor die Hütte trat.
    Zu Hause war jetzt April, der fünfzehnte April, dachte er und blickte zum Himmel. Während er hinaufsah, zog ein feuriger Meteor seine Bahn darüber hinweg, und einen kurzen Augenblick lang fand Andrew, das müsste doch eine Art Zeichen sein, und zugleich tadelte

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