Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
seiner Kameraden durch seine Schwäche.
    Er drehte die Hände in den Fesseln und stellte fest, dass Mikhail den Knoten sehr ungeschickt geknüpft hatte. Er hob den Strick an die Zähne und arbeitete fieberhaft daran, drehte und wand die Handgelenke, bis sie wund gescheuert waren. Allmählich lockerte sich der Knoten, und schließlich fiel der Strick herunter.
    Er wappnete sich, rappelte sich auf, blickte sich um und erblickte sofort das Instrument seiner Erlösung. Der Strick, mit dem Sadler gefesselt gewesen war, lag noch auf dem Boden.
    Er musste rasch zu Werk gehen, denn er wusste, dass die Angst ihn lähmen würde, falls er innehielt, um die Tragweite seines Handelns zu bedenken. Rasch band er eine Schlinge. Als er sich erneut in der Zelle umsah, hörte er sich erschrocken selbst fluchen.
    Die Decke war kahl und bot keine Möglichkeit, das andere Ende des Stricks zu befestigen. Verzweifelt blickte er sich genauer um und stellte mit kaltem Schauer fest, dass es nur eine Möglichkeit gab. Er musste den Strick ans Fenstergitter binden und dann die Füße hochziehen, bis die Strangulierung seinen Lebensfunken ausgelöscht hatte.
    Aber sobald er bewusstlos war – sanken die Füße dann nicht wieder herab und retteten ihn somit? Es gab nur eine Alternative. Er führte die Schlinge durchs Gitter und zog den Stuhl, auf dem Brian gesessen hatte, ans Fenster. Er kniete sich auf den Stuhl, packte ein anderes Stück Seil, band sich zwei Schlaufen um die Fußknöchel, machte sie am Gürtel fest und schnürte somit die Füße ans Hinterteil.
    »Gott vergebe mir diese Sünde!«, flüsterte er heiser, zog sich die Schlinge über den Kopf und zog sie straff zu. Dann packte er den Stuhl mit beiden Händen.
    Die Erinnerung an Schnee spülte über ihn hinweg, an sachte fallende Schneeflocken vor dem Fenster der Kapelle und an Bonnies Blick, der auf ihm ruhte.
    Der Stuhl kippte klappernd um, und der Strick spannte sich.
    »Verdammt, er will einen Scheiß unternehmen, außer einen Sendboten zu schicken! Er denkt, dass sie schon tot sind!«, tobte Andrew. »Ich habe anderthalb Tage mit ihm verschwendet. Inzwischen könnten wir kurz vor Nowrod stehen. Dann könnten sie mal erleben, was ein Feldgeschütz aus ihrer Stadtmauer macht, und ich hätte Sadler und Hawthorne verdammt schnell wieder hier!«
    »Trinken Sie einen Schluck, mein Junge«, sagte Emil sanft und reichte seinem Freund ein Glas von dem inzwischen kostbaren Brandy.
    »Es sind zwei meiner Jungs!«, schimpfte Andrew zwischen einzelnen Schlucken. »Ich habe gestern da draußen zehn Mann verloren, die zwei von O’Donald mitgezählt. James war der elfte. Ich will verdammt sein, wenn ich zwei weitere verliere!«
    »Und was schlagen Sie vor?«, fragte Emil leise.
    »Wir kehren morgen früh nach Fort Lincoln zurück, machen das Regiment marschbereit und ziehen nach Nowrod, und zur Hölle mit Iwor! Das Regiment kümmert sich um die eigenen Leute, wie von jeher und wie es das bei Gott immer tun wird. Lieber Himmel, Mann, erst zweimal sind Leute von uns in Gefangenschaft geraten, bei Antietam und Gettysburg, und sie fielen in die Hände der Rebellen, die sich wenigstens an die Regeln des Krieges hielten. Sie sehen ja selbst, wie Iwor Feinde und Verbrecher an der Stadtmauer aufhängt. Lieber Gott, er hat heute Morgen einige verletzte Feinde dort aufgehängt, damit sie krepieren. Das reichte wirklich, um einem den Magen umzukehren!«
    »Verdammt richtig«, brummelte Hans in der Ecke. »Verdammte Barbaren sind das.«
    »Und falls Iwor nein sagt?«, gab Emil zu bedenken.
    »Meine Loyalität gilt vor allem dem Regiment!«, raunzte Andrew. »Meine Männer kommen an erster Stelle, und zur Hölle mit jedem, der mir dabei in die Quere kommt!«
    »Das könnte zu einem ausgewachsenen Krieg führen. Iwor ist unser einziger Bundesgenosse«, mahnte Emil.
    »Dann gebe ich ihm zum Ausgleich Nowrod, sobald ich damit fertig bin. Das müsste ihn glücklich machen.«
    »Er ist in ein Machtspiel verwickelt, das wir nicht mal richtig überblicken«, entgegnete Emil. »Falls wir Nowrod angreifen, verpfuschen wir vielleicht sein Blatt, und alles stürzt auch über uns zusammen.«
    »Das ist mir lieber, als auf das Niveau ihrer Justiz herabzusinken. Ich möchte nicht, dass hier irgendjemand glaubt, er könnte jemanden aus meiner Truppe nehmen und mit ihm anstellen, was ihm gefällt.«
    »Ich denke, Sie sehen das falsch«, stellte Emil gelassen fest.
    »Dann halten Sie es ruhig für falsch. Ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher