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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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noch eins: ich war in diesem geschlossenen Turm, und die Hitze hat mich zum Wahnsinn getrieben; ich konnte es einfach nicht ertragen! Der Gedanke, die Schlacht da drin zu erleben, ist erschreckend.
    Ich werde von meinen Männer abgeschnitten sein; das Fünfunddreißigste wird über all diese Schiffe verstreut werden, und ich kann die Männer nicht sehen, ihnen nicht in die Augen blicken, nicht feststellen, was sie denken, und damit auch nicht beurteilen, ob sie schaffen können, was ich von ihnen erwarte.«
    Er schwieg einen Augenblick lang.
    »Ich verstehe einfach gar nichts von Seegefechten, und Cromwell weiß alles darüber.«
    »Ah, mein Junge, also darum geht es auch«, stellte Emil fest und rutschte an der Wand hinab, bis er neben dem alten Freund saß.
    »Schachmatt«, flüsterte Andrew. »Bislang hat er mich auf Schritt und Tritt besiegt. Er zwingt mich, gegen ihn auf dem Schlachtfeld anzutreten, wo er alle Trümpfe in der Hand hält. Sogar bei den Tugaren hatte ich eine gute Vorstellung von ihrer Kampfesweise. Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, die Gedanken ihres Generals verfolgen zu können, dieses Graupelzigen.«
    Das Deck stieg hoch und sackte wieder ab, und Andrew stöhnte.
    »Das hier ist für mich ein komplettes Mysterium.«
    »Es ist einfach nur neu«, gab Emil leise zu bedenken und beugte sich herüber, um Andrew erneut das Gesicht abzuwischen. »Wir haben Bullfinch dabei, und Gott sei Dank ist dieser von Cromwell zu uns übergelaufen. Er wird bei Ihnen an Bord sein. Der Junge ist gut, vielleicht ein bisschen nervös, aber ich denke, er wird die Nerven behalten.
    Und Sie haben auch Marcus an Ihrer Seite. Vergessen Sie nicht: fast hundert Galeeren folgen uns, und Marcus ist wirklich auf Vergeltung aus. Die Jungs werden schon gut kämpfen, wenn es soweit ist.«
    Emil stand auf und beugte sich zu ihm herüber.
    »Genau wie Sie, mein Junge.«
    Ein lautes Husten, gefolgt von einem absichtlichen Räuspern ertönte an der Ecke des Geschützturms.
    »Helfen Sie mir auf, Doc«, flüsterte Andrew.
    Emil zog ihn hoch.
    »Sehe ich einigermaßen aus?«
    »Ein bisschen grün im Gesicht«, antwortete Emil kopfschüttelnd. »Und Himmel, verbreiten Sie einen Geruch! Aber sonst ist alles okay.«
    Bullfinch spähte um die Ecke.
    »Tut mir Leid, Sie zu stören, Sir.«
    »Ist schon in Ordnung, Bullfinch. Was gibt es?«
    »Wollte nur melden, Sir: wir fahren wieder in den Fluss ein.«
    Andrew blickte auf und stellte fest, dass sie schon an der Sandbank vorbei waren und das Ufer näher kam. Auf einmal bemerkte er auch, dass das Schiff nicht mehr schwankte.
    »Es ist draußen wirklich etwas rau geworden«, sagte Bullfinch.
    »Wie rau?«
    »Oh, vielleicht einen knappen Meter Wellengang oder so.«
    Andrew schüttelte den Kopf.
    »Junge, ich stamme aus Maine, habe dort oft am Ufer gestanden und gesehen, wie Menschen durch fünf Meter hohen Seegang segelten. Aber trotzdem danke.«
    »Na ja, Sir, wir sind hier auch nicht im Atlantik. In ein oder zwei Tagen kommen Sie an Deck klar. Außerdem möchte ich in dieser Badewanne lieber nichts riskieren, was über einsachtzig Wellengang hinausgeht.«
    »Danke«, sagte Andrew steif. »Wie haben wir uns geschlagen?«
    »Ferguson sagt, dass der Riemen an der Steuerbordmaschine wirklich rutscht. Das Schiff rüttelt bei jedem Tempo über ein viertel Fahrt wie der Teufel. Ich schätze jedoch unsere Geschwindigkeit bei halber Fahrt auf knapp unter vier Knoten. Falls wir auf dieser Einstellung bleiben, müssten wir Suzdal in etwas weniger als sechs Tagen erreichen. Da die Galeeren die ganze Strecke gerudert werden, müsste das einigermaßen passen.«
    »Sie haben gute Arbeit geleistet, mein Junge«, sagte Andrew und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
    »Danke, Sir!« Bullfinch strahlte.
    »Emil, rufen Sie die restlichen Männer wieder her. Bullfinch, Sie steuern das Schiff in den Hafen.«
    Der junge Mann nahm Haltung an und salutierte forsch, ehe er mit geschwellter Brust die Außenleiter zum Steuerhaus hinaufstieg.
    Die Männer näherten sich nacheinander wieder und musterten Andrew nervös.
    Andrew kam sich ohne Uniformjacke und Hemd irgendwie nackt vor. Die bleiche, schmale Brust mit den sichtbaren Rippen war ihm von jeher peinlich, und auf einmal war er richtig befangen. Er sah, dass mehr als nur einer der Männer verstohlene Blicke auf seinen Armstumpf warf, der unmittelbar über dem Ellbogen endete. Unwillkürlich deckte er den Stumpf einen Augenblick lang mit der rechten Hand ab

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