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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Andrew zu folgen, wurde aber regelrecht heraufgezogen. Auf dem Geschützdeck kam ihm die Luft, die er zuvor als so heiß empfunden hatte, wie eine kalte Dusche vor.
    »Obacht!«, keuchte Andrew und stürmte zum Geschützluk an Steuerbord. Er steckte den Kopf durch das Loch, und alles, was in ihm war, sprudelte in krampfhaftem Würgen hinaus.
    »Verdammt, Sie Idiot, passen Sie doch auf, wohin Sie kotzen!«
    Stöhnend blickte Andrew auf.
    »Obwohl ich Arzt bin, hasse ich es nach wie vor, wenn mir jemand auf die guten Schuhe kotzt.«
    »Na, passen Sie lieber auf«, stieß Andrew hervor, als die nächste Welle hereinbrach.
    »Noch nicht zum Seemann geworden?«, fragte Emil besorgt.
    »Ach verdammt, halten Sie die Klappe«, stöhnte Andrew; die Krämpfe klangen ab, und er sackte schlaff nach vorn, halb aus dem Luk hängend.
    »Kommen Sie, mein Junge, schaffen wir Sie hier heraus. Sie bieten einen kläglichen Anblick.«
    Andrew versuchte matt, durch das Geschützluk zu kriechen; schließlich schob O’Malley von hinten, und Andrew rutschte auf das immer noch schwankende Deck. Von sich selbst angewidert, rappelte er sich auf die Knie auf und stellte fest, dass er im eigenen Frühstück gelandet war.
    Von beiderseits des Geschützturms sah er sich den Blicken einer kleinen Menschenmenge ausgesetzt.
    »Verdammt, haben Sie nicht alle was Besseres zu tun?«, brüllte er.
    Das Deck leerte sich augenblicklich, aber von der anderen Seite des Geschützturms vernahm er gedämpftes Lachen.
    »Jesus Christus«, seufzte er, stand auf und lehnte sich an die gepanzerte Seitenwand des Turms.
    Emil zog kopfschüttelnd ein Taschentuch und machte sich daran, Andrew das Gesicht abzuwischen.
    »Sie sind ein Mordsinfanterist, aber ein Seemann wird nie aus Ihnen«, erklärte er und lachte leise.
    »Emil, da unten, das war die Hölle! Dort muss es über sechzig Grad heiß sein.«
    »Na ja, ich habe gehört, dass es im Rumpf der alten Moni- Vorüber achtzig Grad wurden.«
    »Jeder, der auf einem Panzerschiff anheuert, muss verrückt sein.«
    »Irgendjemand muss es ja tun«, wandte Emil ein. Er trat an die Bordwand und wusch das Taschentuch aus.
    Wie ein Vater, der sich um sein krankes Kind sorgte, öffnete Emil Andrews Uniform und half ihm aus Wolljacke, Weste und Hemd. Mit einer Miene gespielten Ekels schleuderte er alles durchs Geschützluk.
    Der kühle Wind traf Andrew wie ein Schock, und er zitterte.
    »Bringen wir Sie mal nach achtern aus dem Wind.«
    Besorgt legte Emil einen Arm um ihn, führte ihn um den Turm und half ihm, sich zu setzen. Die Männer, die sich dort versammelt hatten, entfernten sich respektvoll nach Backbord. Emil kniete neben Andrew nieder und rieb ihm den Hinterkopf mit einem Taschentuch.
    »Wie zum Teufel soll ich in der Schlacht das Kommando führen, wenn ich mich nicht unter Deck traue?«
    »Sie sind der General oder Admiral oder wie immer Sie sich selbst nennen möchten. Solche Männer bleiben auf dem Oberdeck und stolzieren in Galauniform herum. Sollen die Jungs unten arbeiten, die auch damit fertig werden.«
    »Das war noch nie mein Führungsstil«, seufzte Andrew. »Ich habe immer selbst das getan, was ich auch vom letzten Gefreiten verlangt habe.«
    »Manche Dinge gehen einfach nicht, Andrew. Und diesmal wird es anders sein als früher: keine angreifende Linie mit Ihnen vorneweg. Verdammt, ich habe Sie ohnehin aufgrund dieser Kampfesweise schon immer für verrückt gehalten! Sie hatten richtig Glück, nur den hier zu verlieren.« Und er tätschelte den Stumpf von Andrews linkem Arm.
    »Seit ich mich beim Fünfunddreißigsten verpflichtete, hatte ich immer Angst, dass mir eines Tages Ihre Leiche überbracht würde. Nicht viele Colonels haben in Ihrem Stil mehr als ein oder zwei Gefechte überlebt.«
    Andrew lächelte matt.
    »Und ich hatte gewöhnlich eine Todesangst«, flüsterte er. »Aber ich wusste einfach keinen anderen Weg. Ich hatte Angst und entdeckte die gleiche Angst in den Augen irgendeines jungen Burschen wie Vincent in seiner ersten Schlacht, und ich musste versuchen, ihm diese Angst zu nehmen.«
    »Und Sie siegten stets.«
    »Sogar bei Gettysburg«, sagte Andrew geistesabwesend. »Der Arm war das wert, was wir dort geleistet haben.«
    »Keine Sorge, Sie werden auch diesmal wieder siegen.«
    »Ich werde beinahe ohnmächtig und muss mich übergeben, und das bei nahezu ruhiger See! Mal angenommen, es herrscht kräftiger Seegang, wenn wir auf Cromwell stoßen? Ich werde die Eingeweide herauskotzen! Und

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