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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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jetzt verstecken du und ich uns im Schatten der Nacht und starren auf diesen verfluchten Ort, wo das Vieh Brüder der Horde niedergeworfen hat.«
    »Du klingst ängstlich«, flüsterte Tamuka.
    »Ich habe Angst«, räumte Hulagar ein.
    Tamuka blickte den Schildträger des Qar Qarth an und nickte respektvoll. Kein Krieger hätte jemals Furcht eingestanden, nicht mal dem eigenen Ka. Aber Hulagar war ein Schildträger wie Tamuka selbst, von dem kleinen Kreis seiner Bruderschaft mit dem Ziel ausgebildet, nach der Wahrheit zu suchen, selbst wenn deren Äußerung Worte erforderlich machte, die die Verachtung anderer hervorriefen. Denn wie sonst hätte ein Qar Qarth in seiner unbeschränkten Macht Anleitung finden können, wenn nicht an seiner Seite jemand ritt, der alle Dinge klar zu erkennen vermochte?
    »Sprich zu mir von deiner Furcht«, sagte Tamuka und drehte sich erneut zu Hulagar um.
    »Vor hundertfünfzig Umkreisungen erlebten unsere Clans eine große Veränderung«, begann Hulagar, halb sprechend, halb singend, sodass Tamuka erschauerte, denn es kündete davon, dass ein Geist in Hulagar gefahren war und seine Worte leitete.
    »Denn wir wussten, dass der Lichttunnel, der Weg der Ahnengötter, die zwischen den Sternen wandelten, hinaus zu vielen Orten reichte. Dinge, die uns fremd waren, tauchten unvermittelt auf, Dinge, die einschrumpften und im Licht unserer Sonne starben. Und doch kamen auch andere Dinge wie die Ewa, die wandeln wie wir und das Vieh der Pao sind, noch hinter dem Reich der Bantag, oder auch die gefürchteten Yor, die wir niederwarfen. Auch seltsame Pflanzen, die Früchte der Desar, der Bäume genau dieses großen Waldes hier, all diese Dinge kamen zu uns. Und das Vieh erschien ebenfalls, immer wieder neues Vieh. Alle waren sie die Gleichen und doch wiederum anders, anscheinend von vielen Orten stammend, aber wir wussten nichts von diesen Dingen, denn wir von der Horde wohnten in Barkth und baten singend um die Rückkehr unserer Ahnengötter, die uns hier vor zehntausend Umkreisungen zurückgelassen hatten.«
    Tamuka nickte zu Hulagars Worten, denn so lauteten die Lieder, wie sie des Abends am Lagerfeuer gesungen wurden, wenn die Frauen und Kinder der Horde im Kreis saßen und die Krieger hinter ihren Familien standen.
    »Und dann traf jenes Vieh ein, das uns die Pferde brachte, das heilige, uns von den Ahnengöttern gesandte Geschenk, und wir nahmen dieses Geschenk an und ritten hinaus zu endlosen Umkreisungen der Welt, befreiten uns selbst, ritten fortwährend der Sonne entgegen, blickten stets suchend nach vorn, hielten Ausschau nach dem Weg, der zu den Sternen führt, waren bestrebt, die ganze Welt Waldennia in unsere Hand zu bekommen, während wir allmählich lernten, was unser Geburtsrecht war. Nicht länger gruben wir im Staub nach Nahrung, denn die Ahnen hatten uns das Vieh geschickt. Sie hatten uns alles geschickt, was wir uns ersehnten, das Pferd als unsere Stärke, das Vieh als unsere Diener und unsere Nahrung.
    Sie machten uns frei.«
    Hulagar seufzte mit geschlossenen Augen, und Tamuka erkannte, dass der Geist noch in ihm verweilte, und wartete geduldig.
    »Ich vernehme eine Stimme der Furcht, die mit dem Wind flüstert«, seufzte Hulagar.
    Tamuka spürte, wie sich ihm die Haare am Leib aufrichteten, und er ließ die Empfindung durch sich laufen, denn er war ein Schildträger, jemand, der nach innen blicken musste, und er wich vor Hulagars Worten nicht zurück.
    »Das Vieh hat sich verändert«, seufzte Hulagar. »Das Gleichgewicht der Welt ist zusammengebrochen. Der Visu, der Singvogel, verschlingt jetzt die Jäger der Lüfte, und die Maus springt dem Fuchs an die Kehle. Das Vieh befindet sich im Wandel, und wir müssen uns ihm angleichen, während sich das Vieh uns angleicht. Das Gleichgewicht geht unter. Unsere Ahnen, die über den Himmel reiten, blicken furchtsam herab und rufen uns eine Warnung zu, denn hier unten ist die Stätte, wo alles endet. Die Freude des immer währenden Ritts, all unsere Freiheit, es entgleitet in die Nacht. Wir kehren zurück nach Barkth, und werden wir jeweils wieder in Unschuld von dort hinausreiten?«
    Hulagar wurde still.
    Der Schrei eines Nachtfalken zerriss die Luft, und Hulagar rührte sich, öffnete die Augen und blickte Tamuka an.
    »Wir alle sind Dummköpfe, falls wir ernsthaft glauben, solche Dinge einfach wieder verbannen zu können.« Und er deutete dabei auf die in der Flussmitte ankernde Ogunquit.
    »Dann vernichten wir doch alles Vieh«,

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