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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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später rollte ein dumpfes Donnern über den Fluss.
    »Wir müssen alles lernen, was wir von ihnen nur lernen können«, erklärte Tamuka heftig und blickte zurück in den Schatten, wo Hulagar nach wie vor saß. »Wir müssen lernen, mit eigener Hand auch solche Waffen herzustellen und nicht nur Vieh überreden, dass es diese Dinge für uns produziert.«
    »Die Welt, die wir seit zahllosen Umkreisungen kennen, wird dann nicht fortbestehen«, entgegnete Hulagar.
    »Dann tut sie es halt nicht.«
    »Mein Qar Qarth plant, diese Viehwaffen gegen die Bantag einzusetzen.«
    »Torheit!«
    »Warum?«
    »Weil die dort der Feind sind«, antwortete Tamuka und deutete auf die Stadt. »Wir alle werden von dem bedroht, was sie verkörpern. Soll doch Vieh anderes Vieh abschlachten; warum sollte der Merki den Bantag töten?«.
    »So zeigen wir von jeher, dass wir Krieger sind; das ist der Grund, warum wir reiten, warum wir leben. Dazu dient schließlich der Krieg: unsere Feinde vor uns herzutreiben, den Jubel unseres Ka über ihre Klagen zu spüren.«
    »Das Vieh hat den Krieg ebenfalls entdeckt, Hulagar Schildträger, aber ihm dient er dazu, uns zu vernichten. Ruhm ist ohne Bedeutung. Wir müssen alle dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen: dass sich schon der Grund für Krieg verändert hat, bis wir die Welt von dieser fremden Denkweise gereinigt haben.«
    »Mir ist noch etwas anderes aufgefallen«, erklärte Hulagar. »Woher stammen diese Maschinen, die töten, die ohne Wind auf dem Wasser fahren, die, wie wir gehört haben, sogar ohne Pferde über trockenes Land fahren – woher stammen sie?«
    »Aus den Bauwerken, die sie Fabriken nennen«, antwortete Tamuka. »Warum?«
    »Bauwerke bewegen sich nicht. Falls wir diese Dinge selbst herstellen möchten, müssen wir solche Bauwerke errichten und die Maschinen bauen, die andere Maschinen herstellen, und selbst dort arbeiten.«
    Die Überlegungen Hulagars betäubten Tamuka regelrecht; mit einem Herzen voller Bitterkeit blickte er zur Stadt zurück.
    Ist das unser Schicksal?, fragte er sich voller Abscheu. Um zu leben, müssen wir wie sie werden, dürfen nicht mehr mit dem Wind im Gesicht reiten, sondern müssen an den heißen Feuern schuften, die das Vieh erschaffen hat. Müssen mit eigenen Händen Dinge herstellen, anstatt mit eigener Kraft den Bogen zu spannen.
    »Und bedenke auch dies:
    Ich habe die erste Kanone gesehen, die die Yankees gebaut und bei den Carthas gegen Metall eingetauscht haben, um noch mehr von diesen Dingen zu erzeugen. Sie war klein – ein Krieger konnte den Lauf beinahe anheben. Jetzt stellen sie neue her, die anzuheben fünfzig Krieger erfordern würde, die Mauern niederreißen und, wie eben gesehen, aus so großer Distanz schießen, dass man seinen Feind nicht einmal sieht.
    Dieses Vieh ist listig. Dieser Keane baut eine Waffe, und dann baut Cromwell eine noch stärkere.
    Ich vermute sogar«, setzte er hinzu, »dass dieser Keane, wenn er zurückkehrt, Waffen mitbringt, die wiederum machtvoller sein werden. Ich habe die heiligen Bögen des Qar Qarth gesehen, die in der heiligen Jurte verborgen sind und über hundert Umkreisungen hinweg im Besitz seiner Vorfahren waren. Sie sind alle gleich. Bei den Waffenbauern der Yankees ist das anders. Sie werden die Dinge weiter verändern, noch während wir dabei sind, uns ebenfalls zu ändern.«
    »Ich habe dir von diesem neuen Ding erzählt, das ich in der Carthastadt sah«, sagte Tamuka hoffnungsvoll. »Es enthält sogar einen Apparat unserer ältesten Ahnen.«
    »Vielleicht wird es uns erst mal helfen«, sagte Hulagar, »aber die Yankees bauen anschließend etwas, um sich dagegen zu wehren.«
    Tamuka drehte sich der Kopf, wenn er über all das nachdachte. Falls sie jetzt etwas einsetzten, was sie aus dem Hügelgrab eines der Uralten genommen hatten, entdeckt irgendwo auf der endlosen Steppe – was fanden sie dann womöglich auf dem Dach der Welt, an jenem heiligen Ort, wo die Ahnen unzählige Generationen lang gehaust hatten? Was finden wir dort womöglich, um uns zu retten?, fragte er sich.
    All diese Dinge mussten getan werden, falls sie überleben wollten. Und er musste auch daran denken, dass er ja ein Schildträger war und damit in solchem Denken geübt. Wie nahmen wohl die Qarths der Clans diese Dinge auf? Wie nahmen wohl die Krieger sie auf, die nur mit ihrem Ka dachten? Wie der Zan Qarth, der sein Volk zu diesen neuen Dingen führen würde?
    Das war letztlich, wie ihm bewusst wurde, seine größte Aufgabe.

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