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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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dann ist er einfach abgehauen.«
    »Etwas Grauenhaftes lauert in diesem Mann«, meldete sich Vincent zu Wort. »Als ich mit ihm sprach, spürte ich es. Er verfügt über bemerkenswerte Gerissenheit, aber seine Ängste fressen ihn bei lebendigem Leibe von innen heraus auf. Ich vermute, sie haben ihn auch diesmal überwältigt.«
    Seine Ängste, dachte Andrew. Waren solche Schlachten nur eine Frage der Wahrnehmung? Lag der Sieg zuzeiten nur in der Überzeugung einer Seite, sie würde ihn gewiss davontragen, während es der anderen daran mangelte? Nachdem eine Galeere ihn und die übrigen Überlebenden der Suzdal aufgefischt hatte, stand er dann auf dem Deck und blickte hinaus zu dem verrückten Chaos von über zweihundert Schiffen, die sich ineinander verbissen hatten. Es war unmöglich zu erkennen, was sich im Einzelnen zutrug. In gewisser Hinsicht fühlte er sich an den Virginia-Feldzug erinnert, als die Potomac-Armee in Lees Truppen hineinkrachte, inmitten feuerdurchzuckter Wälder, wo beide Parteien dann zwei Tage lang aufeinander einschlugen. Es sah nach einer Niederlage für den Norden aus, aber Grant weigerte sich einfach, das einzugestehen, und machte weiter.
    »Immerhin hat sich die Waagschale der Galeerenschlacht zu unseren Gunsten geneigt«, sagte Marcus und verzog das Gesicht, als er den Arm zurechtlegte, der fest mit einem blutdurchnässten Verband umwickelt war. »Mit den Corvi und dem Musketenfeuer haben wir sie auseinander genommen. Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal den Tag zu erleben, an dem wir die verdammten Carthas vom Meer fegen!«
    Er blickte Andrew an, und dieser spürte, dass der Roumkonsul und sein Volk durch diesen Kampf jetzt fest an die Rus gebunden waren. Zumindest das hatte die Schlacht bewirkt. Er blickte am Strand entlang und sah, dass die Rus Soldaten und die ehemaligen Roumsklaven nun alles miteinander teilten und Seite an Seite arbeiteten, ohne Behinderung durch die Sprachbarriere – nachdem sie zuvor während des langen Monats des Aufbaus und der Ausbildung noch auf Distanz geblieben waren.
    »Falls wir nach wie vor eine Chance haben, unsere Stadt zu retten«, sagte Andrew, »dann liegt sie an Ihrer Hilfe.«
    Lächelnd gab ihm Marcus einen Klaps auf die Schulter.
    »Was kommt jetzt?«
    »Mit welchen Kräften konnte Cromwell entkommen?«, fragte Andrew und wandte sich wieder John zu.
    »Es ist schwierig, sich ein klares Bild zu verschaffen. Wir wissen mit Bestimmtheit, dass die Ogunquit mit ordentlich Dampf die Flucht ergriffen hat. Fünfseiner Kanonenboote sind ihr gefolgt, obwohl eines davon deutliche Schwierigkeiten hatte und weit zurückhing. Die Schätzungen, wie viele Galeeren sich davonmachen konnten, belaufen sich auf zwischen fünfzehn und über dreißig. Hier am Strand haben wir sechstausend, vielleicht bis zu zehntausend Carthagefangene.«
    Andrew blickte zu mehreren verletzten Carthas hinüber, die keine zehn Meter entfernt lagen; einer ihrer Kameraden saß daneben und bemühte sich sachte, einen Mann zu futtern, der fürchterliche Verbrennungen davongetragen hatte.
    »Irgendwelche Probleme mit den Gefangenen?«
    »Mir sind einige Zwischenfalle zu Ohren gekommen. Der Kampfgeist scheint sie jedoch verlassen zu haben. Einige sind einfach in die Hügellandschaft davonspaziert. Die Übrigen verhalten sich zunächst ruhig.«
    »Haben wir noch ein einigermaßen intaktes Regiment?«
    »Das Zweite Kewanische hat kaum einen Kratzer abbekommen und lagert ein paar hundert Meter entfernt am Strand.«
    »Teilen Sie diese Soldaten als Wachtposten ein.
    Vincent, haben Sie einen der Carthakommandeure gefunden und jemanden, der Rus spricht?«
    Vincent deutete mit dem Kopf auf vier Männer, die ein Stück neben ihnen warteten, bewacht von einem einzelnen Posten hinter ihnen. Andrew spürte die Kälte, die von Vincent ausging. Etwas war mit ihm eindeutig falsch gelaufen. Marcus hatte sich sogar einen Augenblick Zeit genommen und Andrew berichtet, dass der Junge in der Schlacht zum Berserker zu werden schien und davon hatte abgehalten werden müssen, einige Männer umzubringen, die sich schon ergeben hatten.
    »Haben Sie mit ihnen gesprochen?«, wollte Andrew wissen.
    »Nur, insoweit Sie es mir befohlen hatten«, antwortete Vincent kalt.
    »Nun, dann begleiten Sie mich.«
    Andrew und sein Stab gingen zu den vier Gefangenen hinüber. Die Männer wirkten erschöpft und besiegt, und doch spürte er immer noch einen kalten Stolz in ihnen, wie sie ihn da mit dunklen Augen anstarrten; die

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