Das Verlorene Symbol
gebeten, der eine kleine Pyramide in einem würfelförmigen Kästchen zu sein schien. Normalerweise wäre ein fünf Zentimeter großer Gegenstand keine Frage der nationalen Sicherheit, es sei denn, es handelte sich um angereichertes Plutonium. Daraus bestand dieser Gegenstand zwar nicht, doch er war nicht minder brisant.
»Die Analyse der Stoffdichte war eindeutig«, sagte Nola. »Neunzehn Komma drei Gramm pro Kubikzentimeter. Das ist reinstes Gold.«
»Sonst noch was?«
»Ja. Der Dichtigkeitsscan hat einige Unregelmäßigkeiten auf der Oberfläche der goldenen Pyramide zutage gefördert. Dabei hat sich herausgestellt, dass ein Text in die Goldoberfläche geritzt ist.«
»Wirklich?« Sato klang hoffnungsvoll. »Was steht denn da?«
»Das kann ich noch nicht sagen. Die Inschrift ist nur marginal eingeritzt. Ich versuche, das Bild mit Filtern zu verbessern, doch die Röntgenaufnahme ist nicht sehr gut.«
»Versuchen Sie es weiter. Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas haben.«
»Jawohl, Ma'am.«
»Noch was, Nola.« Satos Stimme nahm einen bedrohlichen Tonfall an. »Wie alles, was sie in den letzten vierundzwanzig Stunden erfahren haben, unterliegen auch die Bilder der Steinpyramide und des goldenen Decksteins strengster Geheimhaltung. Berichte gehen nur an mich. Ist das klar?«
»Natürlich, Ma'am.«
»Gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Sato legte auf.
Nola rieb sich die Augen und blickte müde auf ihre Computermonitore. Sie hatte seit sechsunddreißig Stunden nicht geschlafen, und sie wusste sehr genau, dass sie kein Auge zu tun würde, ehe diese Krise nicht überwunden war.
Auf welche Weise auch immer.
Im Besucherzentrum des Kapitols standen vier schwarz gekleidete CIA-Spezialisten am Eingang des Tunnels und spähten in den nur schwach beleuchteten Schacht hinein wie eine Meute scharfer Hunde, die es nicht erwarten konnte, von der Leine gelassen zu werden.
Sato näherte sich den Männern. »Gentlemen«, sagte sie und hielt noch immer den Schlüssel des Architekten in der Hand, »Sie wissen, was Sie zu tun haben?«
»Absolut«, antwortete der Chef des Kommandotrupps. »Es geht um eine Steinpyramide und ein kleines würfelförmiges Paket. Beides wurde zuletzt in der Umhängetasche von Robert Langdon gesehen.«
»Korrekt«, bestätigte Sato. »Diese beiden Gegenstände müssen schnell und unversehrt in meine Hände gelangen. Noch Fragen?«
»Was ist mit dem Einsatz von Gewalt?«
»Wie ich bereits sagte«, entgegnete Sato, »es ist von allergrößter Wichtigkeit, dass diese Gegenstände wiederbeschafft werden.«
»Verstanden.« Die vier Männer huschten in die Dunkelheit des Tunnels.
Sato zündete sich eine Zigarette an und blickte ihnen hinterher.
KAPITEL 51
Katherine Solomon war stets eine besonnene Fahrerin gewesen, doch nun beschleunigte sie ihren Volvo auf mehr als hundertvierzig Stundenkilometer, als sie über den Suitland Parkway flüchtete. Bis ihre Panik sich legte, blieb ihr zitternder Fuß wie festgenagelt auf dem Gaspedal. Erst dann bemerkte sie, dass ihr Zittern nicht allein von Angst herrührte.
Mir ist kalt.
Eisige Luft wehte durch die zerborstene Scheibe ins Wageninnere und umtoste ihren Körper wie ein arktischer Sturm. Ihre Füße, nur mit Strümpfen bekleidet, waren taub, und so griff sie nach dem Ersatzpaar Schuhe, das stets unter dem Beifahrersitz lag. Dabei spürte sie einen stechenden Schmerz an den Druckstellen, wo die kräftige Hand sich um ihren Hals geschlossen hatte.
Katherine dachte an den furchterregenden Mann, der die Seitenscheibe des Wagens eingeschlagen hatte. Diese Kreatur hatte nichts mit dem blonden Gentleman gemein, den sie als Dr. Christopher Abaddon kannte. Kein dichtes Haar, keine glatte, sonnengebräunte Haut; stattdessen ein kahler Schädel, eine breite, nackte Brust und ein grässlicher Teppich aus Tattoos in einem von Make-up verschmierten Gesicht.
Wieder hörte Katherine die Stimme der Kreatur, die ihr im Heulen des Fahrtwindes draußen neben der zerschlagenen Scheibe zuflüsterte: Ich hätte dich vor zehn Jahren töten sollen. An dem Abend, als ich deine Mutter umgebracht habe.
Katherine schauderte. Es gab keinen Zweifel. Er war es. Sie hatte das Funkeln teuflischer Gewalt in seinen Augen nie vergessen, ebenso wenig wie das Geräusch des einen Schusses, den Peter abgefeuert und der diesen Mann getötet hatte. Die Kugel hatte ihn in den zugefrorenen Fluss geschleudert, wo er durchs Eis gebrochen und nie wieder aufgetaucht war. Die Polizei hatte
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