Das Verlorene Symbol
Nola Kaye auf dem Display sah.
»Schießen Sie los, Nola«, meldete sich Sato. »Was haben Sie für mich?«
Nola Kaye hatte schlechte Nachrichten. Die Röntgenaufnahme der Inschrift auf dem Deckstein war zu schwach, um sie entziffern zu können. Auch die Bildvergrößerungen hatten nicht geholfen.
Verdammter Mist! Sato biss sich auf die Lippen. »Was ist mit der Matrix aus den sechzehn Buchstaben?«
»Ich sitze noch dran«, erwiderte Nola. »Bis jetzt hab ich leider noch keinen passenden Code gefunden. Ich lasse die Buchstaben-Matrix durch einen Computer laufen, der sie neu ordnet und nach irgendetwas Identifizierbarem sucht, aber es gibt über zwanzig Billionen Möglichkeiten.«
»Bleiben Sie dran. Und halten Sie mich auf dem Laufenden.« Missmutig unterbrach Sato die Verbindung. Ihre Hoffnung, die Pyramide mithilfe eines Fotos und einer Röntgenaufnahme zu entziffern, verflüchtigte sich rasch. Ich brauche diese Pyramide und den Deckstein … Mir läuft die Zeit davon.
Sato erreichte die First Street in genau dem Augenblick, als ein schwarzer Escalade SUV mit verdunkelten Scheiben über die doppelte gelbe Linie fuhr und kurz vor ihr zum Stehen kam, genau am verabredeten Treffpunkt. Ein Agent stieg aus.
»Irgendetwas Neues über Langdon?«, fragte Sato.
»Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt«, sagte der Mann gleichmütig, »Sämtliche Bibliotheksausgänge sind bewacht. Verstärkung ist soeben eingetroffen. Wir erhalten sogar Unterstützung aus der Luft. Wir werden ihn mit Tränengas aus seinem Versteck jagen.«
»Und Bellamy?«
»Sitzt mit Handschellen auf dem Rücksitz.«
Gut. Satos Schulter schmerzte noch immer.
Der Agent händigte ihr einen Plastikbeutel mit einem Telefon, Schlüsseln und einer Brieftasche aus. »Bellamys Sachen.«
»Sonst nichts?«
»Nein, Ma'am. Die Pyramide und der Kasten sind wahrscheinlich immer noch bei Langdon.«
»Okay«, meinte Sato. »Bellamy weiß viel mehr, als er verrät. Ich werde ihn selbst verhören.«
»Jawohl, Ma'am. Also nach Langley?«
Sato atmete tief ein und schritt eine Weile neben dem SUV auf und ab. Die Befragung eines amerikanischen Staatsbürgers war durch strenge Vorschriften geregelt, und Bellamys Verhör wäre illegal, falls es nicht in Langley im Beisein von Anwälten stattfand und von Videokameras aufgezeichnet wurde und blah, blah, blah …
»Nein, nicht Langley«, sagte sie schließlich und überlegte, ob ihr ein Ort in der Nähe einfiel, der etwas abgeschiedener lag.
Der Mann erwiderte nichts. Er blieb geduldig neben dem SUV stehen und wartete auf weitere Anweisungen.
Sato zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und musterte den Plastikbeutel mit Bellamys Sachen. An seinem Schlüsselbund befand sich ein elektronischer Schlüsselanhänger, auf dem vier Buchstaben geschrieben standen: USBG. Natürlich wusste Sato, zu welchem Regierungsgebäude er passte. Es befand sich ganz in der Nähe, und um diese Zeit hielt sich dort niemand mehr auf.
Sato lächelte und steckte den Schlüsselbund ein. Perfekt.
Als sie dem Agenten erklärte, wohin er sie und Bellamy bringen sollte, rechnete sie damit, dass der Mann überrascht reagierte. Doch er nickte nur und öffnete ihr die Beifahrertür. Sein gleichgültiger Blick verriet keine Regung.
Sato arbeitete gerne mit Profis zusammen.
Langdon stand im Untergeschoss des Adams Building und blickte ungläubig auf die elegant geschwungene Inschrift des goldenen Decksteins.
Mehr steht da nicht?
Neben ihm brachte Katherine den Stein kopfschüttelnd näher ans Licht. »Da muss noch mehr sein«, behauptete sie. Sie klang enttäuscht, als hätte man sie betrogen. »Das hier soll mein Bruder all die Jahre behütet haben?«
Langdon musste gestehen, dass er verwirrt war. Peter und Bellamy zufolge würde dieser Deckstein ihnen bei der Entschlüsselung der Inschrift auf der Steinpyramide helfen. In Anbetracht dieser Tatsache hatte Langdon etwas sehr viel Erhellenderes, Hilfreicheres erwartet. Und nicht etwas derart Offensichtliches und Nutzloses. Noch einmal las er die feine Inschrift auf dem Stein.
The
secret hides
within The Order
Auf den ersten Blick schien die Inschrift tatsächlich nur das Offensichtliche zu sagen – dass die Buchstaben auf der Pyramide nicht richtig geordnet waren und das Geheimnis darin lag, sie in die richtige Reihenfolge, die richtige ›Ordnung‹ zu bringen. Doch nicht nur, weil dies so offensichtlich war, musste es noch eine andere Interpretation geben.
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