Das Verlorene Symbol
beleuchteter EXIT-Schilder folgten. »Er war einer der großen Meister der Renaissance – Künstler, Philosoph, Alchimist und lebenslanger Student der Alten Mysterien. Bis zum heutigen Tag ist es niemandem gelungen, die Botschaften, die Dürer in seinen Werken versteckt hat, vollständig zu entschlüsseln.«
»Das mag ja sein«, sagte Katherine. »Aber wie kann ›Albrecht Dürer 1514‹ der Schlüssel zum Entziffern der Pyramide sein?«
Sie hatten eine verschlossene Tür erreicht, und Langdon benutzte Bellamys Anhänger, um sie zu öffnen.
»Die Zahl 1514 deutet auf ein ganz spezielles Werk Dürers hin«, erklärte Langdon, als sie die Treppe hinaufeilten und einen weiten Korridor erreichten. Langdon blieb kurz stehen, blickte sich um und deutete nach links. »Dort entlang.«
Sie setzten sich erneut in Bewegung. »Albrecht Dürer hat die Zahl 1514 in seinem berühmtesten Werk – Melencolia I –, das er im Jahre 1514 vollendete, förmlich versteckt. Es gilt als das grundlegende Werk der nordeuropäischen Renaissance.«
Peter hatte seiner Schwester den Kupferstich einst in einem antiken Buch über die Alten Mysterien gezeigt, doch Katherine erinnerte sich nicht an eine versteckte Zahl.
»Wie du vielleicht weißt«, fuhr Langdon mit aufgeregter Stimme fort, »zeigt Melencolia I die Bemühungen des Menschen, die Alten Mysterien zu begreifen. Die Symbolik ist dermaßen komplex, dass Leonardos Arbeiten dagegen fast banal wirken.«
Abrupt blieb Katherine stehen und blickte Langdon an. »Robert, Melencolia I befindet sich hier in Washington. In der Nationalgalerie.«
»Ja«, sagte er mit einem Lächeln. »Und irgendetwas sagt mir, dass das kein Zufall ist. Das Museum ist um diese Zeit geschlossen, aber ich kenne den Kurator und …«
»Vergiss es, Robert. Ich weiß genau, was passiert, wenn du in ein Museum gehst.« Katherine trat zu einer Nische in der Wand, wo ein Schreibtisch mit einem Computer stand.
Langdon folgte ihr seufzend.
»Machen wir es auf die einfachere Art.«
Es schien, als verspürte der Kunstkenner Langdon einen inneren Widerwillen, das Internet zu benutzen, wenn das Original so greifbar nah war. Katherine setzte sich hinter den Schreibtisch und bootete den Computer. Als der Desktop geladen war, fand sie sich mit einem weiteren Problem konfrontiert. »Es gibt keinen Internetbrowser.«
»Brauchen wir auch nicht«, sagte Langdon. »Es ist ein internes Netz. Versuch es hiermit.« Er zeigte auf ein Symbol mit der Unterschrift DIGITALE SAMMLUNGEN. Ein neues Fenster öffnete sich, und Langdon deutete auf ein weiteres Symbol. Katherine klickte mit der Maus auf DRUCKE – SUCHEN. Eine leere Maske erschien.
»Gib ›Albrecht Dürer‹ ein.«
Katherine tippte den Namen ein und klickte auf LOS. Sekunden später erschien eine Reihe von Vorschaubildern, alle stilistisch sehr ähnlich: kunstvolle Schwarz-Weiß-Gravuren. Dürer hatte offensichtlich Gravuren im Dutzend angefertigt.
Katherine ging die alphabetische Liste der Kunstwerke durch.
Adam und Eva
Verrat Christi
Reiter der Apokalypse
Große Passion
Letztes Abendmahl
Beim Anblick all der biblischen Titel fiel Katherine ein, dass Dürer etwas praktiziert hatte, das sich ›Mystisches Christentum‹ nannte – eine Fusion aus Alchimie, Astrologie, Frühchristentum und Wissenschaft.
Wissenschaft …
Das Bild ihres brennenden Labors kam Katherine in den Sinn. Die Folgen waren kaum abzuschätzen, doch im Moment galt ihre erste Sorge ihrer Assistentin, Trish Dunne. Ich hoffe, sie hat es rechtzeitig nach draußen geschafft.
Langdon erzählte irgendetwas über Dürers Version des Letzten Abendmahls, doch Katherine hörte nur mit einem Ohr hin. Sie hatte soeben den Link für Melencolia I gefunden.
Sie klickte mit der Maus darauf, und die Suchmaske füllte sich mit aktuellen Informationen.
Melencolia I, 1514
Albrecht Dürer
(Kupferstich auf Büttenpapier)
Rosenwald-Kollektion
National Gallery of Art
Washington, D.C.
Sie scrollte nach unten, und ein hochaufgelöstes digitales Bild von einem der Meisterwerke Dürers erschien in ganzer Pracht.
Katherine betrachtete es voller Staunen. Sie hatte vergessen, welch eigenartige Ausstrahlung von diesem Werk ausging.
Langdon kicherte, als er ihre Reaktion bemerkte. »Wie ich bereits sagte, es steckt voller Rätsel.«
Melencolia I zeigte eine Gestalt mit riesigen Flügeln, die in Gedanken versunken vor einem Steingebäude saß, umgeben von einem Sammelsurium der skurrilsten Objekte – Maßstäbe,
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