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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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die menschliche Seele galt.
    Kann ich eine menschliche Seele wiegen?
    Der Gedanke war lächerlich. Es war albern, auch nur darüber nachzudenken.
    Drei Tage später jedoch fuhr Katherine aus dem Schlaf hoch, zog sich eilig an, fuhr zum Labor und begann augenblicklich mit einem Experiment, das verblüffend einfach, zugleich aber erschreckend anmaßend war.
    Katherine wusste nicht, ob es überhaupt funktionieren würde, und beschloss, Peter erst davon zu berichten, wenn ihre Arbeit abgeschlossen war. Es dauerte vier Monate, dann bat sie Peter in ihr Labor und zeigte ihm ein Gerät, das sie hinten im Lagerraum verborgen gehalten hatte.
    »Ich habe es selbst entworfen und gebaut«, sagte sie, als Peter vor ihrer Erfindung stand. »Kannst du dir denken, was es ist?«
    Ihr Bruder musterte die sonderbare Apparatur. »Ein Brutkasten?«
    Katherine lachte und schüttelte den Kopf, obwohl die Vermutung gar nicht so abwegig war: Das Gerät sah tatsächlich wie ein Krankenhaus-Brutkasten für Frühgeborene aus. Es hatte jedoch die Größe für einen Erwachsenen – eine lange, luftdichte, durchsichtige Plastikkapsel, die an futuristische Schlaftanks erinnerte. Sie stand auf einer großen elektronischen Apparatur.
    »Vielleicht hilft dir das auf die Sprünge«, sagte Katherine und schob den Stecker in die Steckdose. Eine Digitalanzeige leuchtete auf, und Zahlen wechselten hin und her, während Katherine die Nulltarierung vornahm.
    Danach stand auf dem Display: 0,0000000000 kg.
    »Eine Waage?«, fragte Peter verwundert.
    »Nicht irgendeine Waage.« Katherine nahm ein Stückchen Papier von einem Arbeitsplatz und legte es auf die Kapsel. Wieder sprangen die Ziffern hin und her, bis eine neue Anzeige erschien: 0,0008194325 kg.
    »Eine Präzisionswaage«, sagte Katherine, »die auf den Bruchteil eines Mikrogramms genau misst.«
    Peter blickte noch immer verständnislos drein. »Du hast eine Präzisionswaage gebaut … für Personen?«
    »Genau.« Katherine hob den transparenten Deckel an. »Wenn ich jemanden hineinsteigen lasse und diesen Deckel schließe, befindet der Betreffende sich in einer vollkommen dichten Zelle. Nichts weicht nach draußen. Kein Gas, keine Flüssigkeit, keine Staubpartikel. Nichts kann entweichen: keine Atemluft, keine Schweißdünste, keine Körperflüssigkeit, gar nichts.«
    Peter fuhr sich durch das dichte graue Haar – eine nervöse Geste, die er mit seiner Schwester gemein hatte. »Hm … man würde ziemlich schnell darin ersticken.«
    Katherine nickte. »Nach ungefähr sechs Minuten, je nach Atemfrequenz.«
    Peter schüttelte den Kopf. »Ich muss gestehen, das verstehe ich nicht.«
    Sie lächelte. »Das wirst du gleich.«
    Sie ging mit Peter in den Kontrollraum des Würfels und ließ ihren Bruder vor dem Plasmaschirm Platz nehmen. Dann tippte sie auf einer Tastatur, um auf einige Videodateien zuzugreifen, die in den holografischen Datenspeichern lagen. Als die Aufnahme auf dem Plasmabildschirm erschien, hätte man zunächst an ein Familienvideo denken können.
    Die Kamera schwenkte über ein schlichtes Schlafzimmer mit einem ungemachten Bett, Medizinflaschen, einem Beatmungsgerät und einem Herzmonitor. Als in der Mitte des Zimmers schließlich Katherines Waage ins Bild kam, verschlug es Peter die Sprache.
    Der Deckel stand offen, und drinnen lag ein Greis mit einer Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. Seine Frau und ein Pfleger standen neben ihm. Der Alte atmete mühsam, und seine Augen waren geschlossen.
    »Er war einer meiner Professoren in Yale«, sagte Katherine. »Wir sind über die Jahre hinweg in Kontakt geblieben. Er hat immer betont, dass er seinen Körper einmal der Wissenschaft zur Verfügung stellen würde. Wie du siehst, ist er todkrank. Als ich ihm von meinem Experiment erzählte, hat er sich sofort zur Verfügung gestellt.«
    Peter schaute sich stumm die aufgezeichnete Szene an.
    Der Pfleger drehte sich gerade zu der Ehefrau um. »Es ist so weit. Er ist bereit.«
    Die Frau tupfte sich die tränennassen Augen und nickte. »Gut.«
    Ganz behutsam griff der Pfleger in die Kapsel und nahm dem Mann die Sauerstoffmaske ab. Der Todkranke bewegte sich ein wenig, ließ die Augen aber geschlossen. Dann schob der Pfleger die medizinischen Geräte beiseite, sodass der sterbenskranke Mann in der Mitte des Zimmers lag, fern aller Geräte und Lebenserhaltungssysteme.
    Die Frau ging zu der Kapsel, beugte sich hinunter und gab ihrem Mann einen Kuss auf die Stirn. Er machte die Augen nicht auf, verzog nur

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