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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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befinden, doch der blaue dreieckige Giebel über dem Stuhl des Meisters ließ erkennen, dass der Raum zu einer der ältesten Logen in D.C. gehörte – der Potomac Lodge No. 5 – der Loge George Washingtons und der anderen freimaurerischen Gründerväter, die die Grundsteine für das Weiße Haus und das Kapitol gelegt hatten.
    Diese Loge war auch heute noch aktiv.
    Peter Solomon hatte nicht nur die Aufsicht über das Haus des Tempels, er war in seiner Loge auch der Meister vom Stuhl. Und der Weg eines Suchenden begann stets in Logen wie dieser, wo er die Johannisgrade durchlief, die ersten drei Grade der Freimaurerei.
    »Brüder«, deklarierte Peters vertraute Stimme, »im Namen des Großen Baumeisters aller Welten öffne ich diese Loge für die Arbeit der Freimaurerei im ersten Grad!«
    Ein lauter Hammerschlag folgte.
    Langdon beobachtete ungläubig, wie das Video rasch von einer Szene zur nächsten überblendete, in denen Peter Solomon einige der obskureren Teile des Rituals zelebrierte.
    Einen Degen auf die Brust des Anwärters drücken … ihm damit drohen, ihn zu erstechen, sollte der Anwärter die Geheimnisse der Freimaurerei verraten … das Beschreiben des schwarzweißen Bodens als Symbol für die Lebenden und die Toten … Darlegung der Strafen für Verrat: der Hals durchschnitten von Ohr zu Ohr, die Zunge bei der Wurzel ausgerissen, der Leib eine Kabellänge vom Ufer entfernt im groben Sand der See begraben …
    Langdons Augen wurden immer größer. Sehe ich das wirklich, oder bilde ich es mir nur ein? Seit Jahrhunderten waren die Aufnahmeriten der Freimaurer hinter einem Schleier verborgen. Die einzigen Schilderungen, die an die Öffentlichkeit gelangt waren, stammten von abtrünnigen Brüdern. Langdon hatte diese Berichte gelesen, hatte aber nie eine solche Zeremonie mit eigenen Augen gesehen. Das war etwas ganz anderes.
    Besonders, wenn sie so zusammengeschnitten ist. Langdon sah bereits jetzt, dass es sich bei dem Video um einen miesen Propagandaclip handelte. Die edelsten Aspekte des Initiationsritus wurden gezielt weggelassen und stattdessen jene Teile hervorgehoben, die Anlass zu düsteren Spekulationen geben konnten. Sollte dieses Video veröffentlicht werden, das wusste Langdon, würde es im Internet über Nacht zur Sensation werden. Die antifreimaurerischen Verschwörungstheoretiker würden sich wie die Geier darauf stürzen. Die Freimaurer – ganz besonders Peter Solomon – würden sich plötzlich einem Sturm von Angriffen gegenübersehen und mit aller Kraft versuchen müssen, den Schaden in Grenzen zu halten. Dabei war das Ritual völlig harmlos und rein symbolisch.
    Unheimlicherweise enthielt das Video auch eine Bibelreferenz, in der von Menschenopfern die Rede war – ›die Unterwerfung Abrahams unter das Oberste Wesen, indem er ihm Isaak darbot, seinen erstgeborenen Sohn‹. Langdon dachte an Peter und wünschte sich, der Hubschrauber würde schneller fliegen.
    Wieder wechselte die Szene.
    Gleicher Raum, andere Nacht. Nun schaute eine größere Gruppe von Freimaurern zu. Peter Solomon überwachte alles vom Stuhl des Meisters aus. Dies war der zweite Grad. Nun wurde das Ganze noch eindrucksvoller, intensiver. Knien am Altar … schwören, auf ewig die Geheimnisse zu bewahren, die der Freimaurerei innewohnen … sich der Strafe unterwerfen, die Brust aufgerissen und das Herz herausgerissen zu bekommen, worauf es den Tieren des Feldes zum Fraß vorgeworfen wurde …
    Langdons Herz schlug nun ebenfalls wild, als die Szene abermals wechselte. Wieder eine andere Nacht. Diesmal waren noch mehr Männer zugegen. Ein sargförmiges ›Tapis‹ auf dem Boden.
    Der dritte Grad.
    Dies war das Todesritual, der Augenblick, in dem der Anwärter gezwungen wurde, sich der letzten und größten Herausforderung zu stellen – dem Tod. Obwohl Langdon die akademischen Berichte über dieses Ritual kannte, war er in keinster Weise auf das vorbereitet, was er nun sah.
    Den Mord.
    In brutalen, schnellen Schnitten zeigte das Video den grausamen Mord am Anwärter aus der Perspektive des Opfers, sodass einem ein Schauder über den Rücken lief. Es gab simulierte Schläge auf den Kopf, sogar einen Hieb mit einem Maurerhammer. Und die ganze Zeit trug ein Sprecher in leidendem Tonfall die Geschichte vom ›Sohn der Witwe‹ vor, Hiram Abif, dem Baumeister von Salomons Tempel, der lieber gestorben war, als sein geheimes Wissen preiszugeben.
    Natürlich war der Angriff nur gestellt, doch die Wirkung des Videos

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