Das Verlorene Symbol
hat die Freimaurerei. Die Basis des Rückgrats, das sacrum, bedeutete wörtlich ›heiliger Knochen‹. Der Körper ist wahrhaftig ein Tempel. Die Wissenschaft, der die Freimaurer folgten, war das alte Verständnis davon, wie man jenen Tempel für seinen besten und edelsten Gebrauch benutzte.
Unglücklicherweise würde es überhaupt nichts bringen, diesem Mann die Wahrheit zu erklären. Zumindest würde es Katherine nicht helfen. Peter blickte auf die Vielfalt der Symbole und stieß einen Seufzer aus, mit dem er seine Niederlage eingestand. »Sie haben recht«, log er. »Es gibt tatsächlich eine geheime Treppe unter diesem Gebäude. Und sobald Sie Katherine Hilfe geschickt haben, werde ich Sie dorthin führen.«
Der Tätowierte sah ihn einfach nur an.
Solomon starrte trotzig zurück. »Entweder Sie retten meine Schwester und erfahren die Wahrheit … oder Sie töten uns beide und bleiben unwissend bis in alle Ewigkeit!«
Der Mann ließ das Papier sinken und schüttelte den Kopf. »Oh, Peter! Sie haben die Prüfung nicht bestanden. Halten Sie mich immer noch für einen Narren? Glauben Sie wahrhaftig, dass ich nicht weiß, wonach ich suche? Glauben Sie, ich habe mein wahres Potenzial noch nicht erkannt?«
Mit den letzten Worten wandte der Mann ihm den Rücken zu und ließ seine Robe fallen. Als die weiße Seide zu Boden flatterte, sah Peter zum ersten Mal die Tätowierung, die sich das Rückgrat des Mannes entlangzog.
Großer Gott …
Aus dem weißen Lendentuch wand sich eine elegante Wendeltreppe die Mitte des muskulösen Rückens hoch. Jeder Wirbel entsprach einem Treppenabsatz. Sprachlos ließ Peter seinen Blick diese Treppe emporwandern, den ganzen Weg hinauf bis zur Schädelbasis des Mannes.
Peter fehlten die Worte.
Der Tätowierte legte seinen kahlen Kopf in den Nacken, sodass der Kreis bloßen Fleisches auf der Kuppe des Schädels zu sehen war. Die jungfräuliche Haut war von einer Schlange umgeben, die ihren eigenen Schweif verschlang.
Eins-Sein.
Langsam senkte der Mann den Kopf und drehte sich zu Peter um. Der riesige doppelköpfige Phönix auf seiner Brust starrte ihn aus toten Augen an.
»Ich suche nach dem Verlorenen Meisterwort«, sagte Mal'akh. »Helfen Sie mir, es zu finden … oder Sie und Ihre Schwester werden sterben.«
Du weißt, wo es zu finden ist, dachte Mal'akh. Du weißt etwas, das du mir nicht sagen willst.
Peter Solomon hatte während des Verhörs Dinge enthüllt, an die er sich jetzt vermutlich nicht einmal erinnerte. Die wiederholten Sitzungen innerhalb und außerhalb des Deprivationstanks hatten ihn verwirrt und gefügig gemacht. Doch alles, was er Mal'akh erzählt hatte, war mit der Legende vom Verlorenen Meisterwort einhergegangen.
Das Verlorene Wort ist keine Metapher … es ist real. Das Wort ist in einer alten Sprache geschrieben … und es liegt seit Urzeiten verborgen. Das Wort ist imstande, jedem, der seine wahre Bedeutung begreift, unermessliche Macht zu gewähren. Das Verlorene Wort bleibt bis heute verborgen … und die Freimaurerpyramide hat die Macht, es zu enthüllen.
»Peter«, sagte Mal'akh nun und schaute seinem Gefangenen in die Augen, »als Sie auf diese Anordnung von Symbolen geblickt haben, da haben Sie etwas gesehen. Sie hatten eine Erleuchtung. Dieses Bild ergibt einen Sinn für Sie. Sagen Sie es mir.«
»Ich werde Ihnen gar nichts sagen, bevor Sie nicht Katherine Hilfe geschickt haben.«
Mal'akh lächelte ihn an. »Glauben Sie mir, die Aussicht, Ihre Schwester zu verlieren, ist im Augenblick Ihre geringste Sorge.« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich Langdons Tasche zu und nahm die Gegenstände heraus, die er im Untergeschoss seines Hauses darin verstaut hatte. Dann arrangierte er sie sorgfältig auf dem Opferaltar.
Ein zusammengefaltetes Seitentuch. In Weiß.
Ein silbernes Weihrauchgefäß. Ägyptische Myrrhe.
Eine Phiole mit Peters Blut. Vermischt mit Asche.
Eine schwarze Krähenfeder. Sein heiliger Griffel.
Das Opfermesser. Geschmiedet aus einem Eisenmeteoriten aus der Wüste Kanaan.
»Glauben Sie, ich hätte Angst vor dem Tod?«, schrie Peter mit sich überschlagender Stimme. »Wenn Katherine nicht mehr lebt, habe ich nichts mehr! Du hast meine ganze Familie ermordet! Du hast mir alles genommen!«
»Nicht alles«, erwiderte Mal'akh. »Noch nicht.« Er griff in die Tasche und zog den Laptop hervor, der in seinem Arbeitszimmer gestanden hatte. Er schaltete ihn ein und blickte zu seinem Gefangenen hinüber. »Ich fürchte, Peter,
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