Das Verlorene Symbol
Bruder«, sagte sie mit einem Blick hinüber zu Trish.
Trish schöpfte Hoffnung. »Sollten wir nicht vielleicht besser erst ihn fragen, bevor wir einen Hacker einschalten?«
Katherine beäugte das geschwärzte Dokument auf dem Plasmaschirm und hörte Dr. Abaddons Stimme: Das, wovon Ihr Bruder glaubt, dass es in Washington verborgen ist … Es kann gefunden werden. Katherine wusste nicht, was sie noch glauben sollte – und dieses Dokument enthielt Informationen über die an den Haaren herbeigezogenen Ideen, von denen ihr Bruder anscheinend besessen war.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte wissen, wer das geschrieben hat und wo sich das Dokument befindet. Ruf ihn an.«
Missmutig verließ Trish den Raum.
Ob dieses Dokument nun das Mysterium dessen, was ihr Bruder Dr. Abaddon erzählt hatte, klären konnte oder nicht – es gab zumindest ein Mysterium, das heute gelöst worden war: Peter hatte endlich gelernt, mit dem iPhone, das Katherine ihm geschenkt hatte, eine Textnachricht zu verfassen.
»Und gib eine Pressemeldung raus«, rief sie Trish hinterher. »Der große Peter Solomon hat soeben seine erste SMS verschickt.«
Auf dem Parkplatz einer kleinen Einkaufsstraße gegenüber vom SMSC stand Mal'akh neben seiner Limousine, streckte die Beine und wartete auf den Telefonanruf, von dem er wusste, dass er kommen würde. Der Regen hatte aufgehört, und ein Wintermond lugte verstohlen zwischen den Wolken hindurch. Es war ein Mond in derselben Phase, wie er drei Monate zuvor durch die Kuppel im Haus des Tempels auf Mal'akh herabgeschienen hatte.
Die Welt sieht heute Nacht anders aus.
Als er wartete, meldete sein Magen sich erneut. Sein zweitägiges Fasten, wenngleich unangenehm, war wesentlich für seine Vorbereitung, denn so schrieb der alte Weg es vor. Bald würden alle körperlichen Unannehmlichkeiten bedeutungslos sein.
Wie Mal'akh so in der kalten Nachtluft stand, lachte er leise in sich hinein, als er sah, dass das Schicksal ihn nicht ohne Ironie direkt vor eine kleine Kirche platziert hatte. Hier, zwischen einer Zahnarztpraxis und einem Minimart, befand sich ein winziges Heiligtum.
LORD'S HOUSE OF GLORY.
Mal'akh blickte zu dem Fenster empor, das Teile des Glaubensbekenntnisses wiedergab:
WE BELIEVE THAT JESUS CHRIST WAS BEGOTTEN BY THE HOLY SPIRIT, AND BORN OF THE VIRGIN MARY, AND IS BOTH TRUE MAN AND GOD.
Mal'akh lächelte. Ja , Jesus ist in der Tat Mensch und Gott, doch eine jungfräuliche Geburt ist nicht Voraussetzung für Göttlichkeit. So läuft das heute nicht mehr.
Das Klingeln eines Handys durchschnitt die Nachtluft, und Mal'akhs Herz schlug unwillkürlich schneller. Das Telefon, das nun läutete, war sein eigenes – ein billiges Gerät, das er gestern gekauft hatte. Die Signatur des Anrufers zeigte an, dass es der Anruf war, auf den er gewartet hatte.
Ein Ortsgespräch, sinnierte Mal'akh und blickte hinaus über die Silver Hill Road zu dem dünnen, vom Mondlicht erhellten Schattenriss einer gezackten Dachlinie über den Baumwipfeln. Mal'akh klappte sein Handy auf.
»Dr. Abaddon hier«, sagte er mit tieferer Stimme.
»Hallo, hier ist Katherine«, antwortete eine Frauenstimme. »Ich habe endlich eine Nachricht von meinem Bruder erhalten.«
»Oh, das freut mich zu hören. Wie geht es ihm?«
»Er ist gerade auf dem Weg zu meinem Labor. Er meinte, Sie sollten vielleicht hinzukommen.«
»Wie bitte?« Mal'akh täuschte Zögern vor. »In Ihr … Labor?«
»Er muss großes Vertrauen zu Ihnen haben. Er hat noch nie jemanden hierhin eingeladen.«
»Vielleicht meint er, mein Besuch könnte unserer Diskussion förderlich sein. Aber ich möchte nicht aufdringlich erscheinen.«
»Wenn mein Bruder sagt, Sie sind willkommen, dann ist es so. Außerdem sagte er mir, dass er uns beiden viel mitzuteilen hat, und ich möchte endlich erfahren, worum es hier eigentlich geht.«
»Also gut, ich komme. Wo genau ist Ihr Labor?«
»Im Smithsonian Museum Support Center. Wissen Sie, wo das ist?«
»Nein«, sagte Mal'akh, obwohl der Komplex genau vor ihm lag. »Aber ich sitze im Auto und habe ein Navigationssystem. Wie lautet die Adresse?«
»Zweiundvierzigzehn, Silver Hill Road.«
»Okay, bleiben Sie dran. Ich tipp's ein.« Mal'akh wartete zehn Sekunden; dann sagte er: »Ah, das sieht gut aus. Anscheinend bin ich näher, als ich dachte. Das GPS meldet, dass ich nur ungefähr zehn Minuten von Ihnen entfernt bin.«
»Sehr gut. Ich werde der Security am Tor Bescheid sagen, dass Sie kommen.«
»Vielen
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