Das Verlorene Symbol
Freundes war. »Bist du sicher, Peter, dass das nicht bloß ein Trick ist, um mir weiszumachen, man habe mir ein altes Freimaurergeheimnis anvertraut, damit ich neugierig werde und deinem Verein beitrete?«
»Die Freimaurer werben niemanden, Robert, das weißt du. Außerdem hast du mir schon gesagt, dass du es vorziehst, nicht beizutreten.«
Das stimmte. Langdon hatte großen Respekt vor der Philosophie und Symbolik der Freimaurer, hatte aber trotzdem beschlossen, sich nicht einweihen zu lassen. Wegen der Geheimhaltungsschwüre des Ordens hätte er mit seinen Studenten nicht mehr über die Freimaurerei sprechen dürfen. Aus demselben Grund hatte Sokrates abgelehnt, offiziell an den Eleusinischen Mysterien teilzunehmen.
Als Langdon nun die geheimnisvolle Schachtel und das Freimaurersiegel betrachtete, konnte er sich die naheliegende Frage nicht verkneifen. »Warum vertraust du sie keinem deiner Brüder an?«
»Sagen wir einfach, ich habe so eine Ahnung, dass sie außerhalb der Bruderschaft sicherer aufgehoben ist. Und lass dich bitte von der Größe des Päckchens nicht täuschen. Wenn es wahr ist, was mein Vater mir gesagt hat, enthält es etwas von beträchtlicher Macht.« Er zögerte. »Eine Art Talisman.«
Hat er Talisman gesagt? Ein Talisman war per definitionem ein Gegenstand mit magischen Kräften. Traditionell wurden sie benutzt, damit sie Glück brachten, böse Geister abhielten oder bei alten Ritualen dienten. »Dir ist doch klar, Peter, dass Talismane seit dem Mittelalter aus der Mode sind?«
Peter legte Langdon eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, wie sich das anhört, Robert. Ich kenne dich schon lange, und deine Skepsis ist eine deiner größten Stärken. Sie ist aber auch deine größte Schwäche. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass man dich nicht einfach bitten kann zu glauben … aber zu vertrauen. Darum bitte ich dich jetzt, mir zu vertrauen, wenn ich dir sage, dass dieser Talisman machtvoll ist. Mir wurde gesagt, er könne seinem Besitzer die Fähigkeit verleihen, aus dem Chaos Ordnung hervorzubringen.«
Langdon blickte ihn verwundert an. ›Ordnung aus Chaos‹ war einer der wichtigsten maurerischen Grundgedanken. Ordo ab chao . Daher war die Behauptung, ein Talisman könne überhaupt Macht ausüben, absurd – erst recht, wenn es um die Macht ging, Ordnung aus Chaos zu schaffen.
»Dieser Talisman«, fuhr Solomon fort, »wäre in den falschen Händen gefährlich, und leider habe ich Grund zu der Annahme, einflussreiche Leute wollen ihn mir stehlen.« Er blickte dabei vollkommen ernst. »Ich möchte, dass du ihn eine Zeit lang für mich aufbewahrst. Würdest du das tun?«
In jener Nacht saß Langdon allein an seinem Küchentisch und versuchte sich vorzustellen, was in dem rätselhaften Päckchen sein könnte. Am Ende hakte er es einfach als Peters Exzentrik ab und schloss das Päckchen im Wandsafe in seiner Bibliothek ein, um es irgendwann völlig zu vergessen.
Bis zu diesem Morgen.
Der Anruf von dem Mann mit dem Südstaatenakzent.
»Ach, Professor, beinahe hätte ich's vergessen!«, hatte der Assistent gesagt, nachdem er Langdon die Reisearrangements genannt hatte. »Da ist noch eine Sache, um die Mr. Solomon gebeten hat.«
»Ja?«, sagte Langdon, in Gedanken bereits bei dem Vortrag, zu dem er sich bereit erklärt hatte.
»Mr. Solomon hat hier eine Notiz für Sie hinterlassen.« Der Mann fing stockend an zu lesen, als müsse er Peters Handschrift mühsam entziffern. »Bitten Sie Robert … das kleine versiegelte Päckchen mitzubringen, das ich ihm damals gegeben habe.« Der Mann schwieg kurz. »Sagt Ihnen das etwas?«
Langdon war überrascht, als ihm wieder einfiel, was seit damals in seinem Wandsafe lag. »Ja, durchaus. Ich weiß, was Peter meint.«
»Und Sie können es mitbringen?«
»Natürlich. Sagen Sie ihm, ich bringe es mit.«
»Wunderbar.« Der Assistent klang erleichtert. »Viel Spaß bei Ihrem Vortrag heute Abend. Gute Reise.«
Vor seiner Abreise hatte Langdon das Päckchen pflichtgemäß aus dem Safe genommen und in seine Umhängetasche gesteckt.
Jetzt stand er im Kapitol und wusste nur eins: Peter Solomon wäre entsetzt, wenn er wüsste, wie sehr sein Freund Robert Langdon ihn enttäuschte.
KAPITEL 25
Mein Gott, Katherine hatte recht. Wie immer.
Trish Dunne starrte entgeistert auf die Ergebnisse ihrer Spider-Suche, die auf der Plasmabildwand vor ihr aufgelistet wurden. Sie hatte bezweifelt, dass die Suche überhaupt irgendwelche Ergebnisse
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