Das Verlorene Symbol
das Tuch sich nach außen, aus der Kammer heraus gewölbt hatte – mitten durch die Wand hindurch.
Langdon streckte die Finger noch weiter aus, drückte das Tuch ganz vorsichtig nach hinten – und zog erschrocken die Hand zurück. Da ist eine Öffnung!
»Ziehen Sie das Ding beiseite!«, befahl Sato.
Langdons Puls raste. Er streckte die Hand erneut aus, ergriff den Rand des Tuches und zog den Stoff langsam zur Seite. Ungläubig starrte er auf das, was sich dahinter verbarg.
Mein Gott!
Auch Sato und Anderson standen da wie vom Donner gerührt und starrten auf das Loch in der Rückwand.
Schließlich ergriff Sato das Wort. »Sieht aus, als hätten wir unsere Pyramide gefunden.«
KAPITEL 39
Robert Langdon starrte auf die Öffnung in der Rückwand der Kammer. Hinter dem Leinwandbanner war ein ebenfalls quadratisches, aus der Wand gebrochenes Loch verborgen gewesen. Die Öffnung hatte eine Kantenlänge von ungefähr einem Meter und schien entstanden zu sein, als eine Reihe von Ziegeln herausgenommen worden war. Wegen der Dunkelheit hielt Langdon das Loch zuerst für ein Fenster zu einem Raum dahinter, bis er seinen Irrtum erkannte.
Die Öffnung reichte nur ungefähr einen Meter in die Wand hinein und bildete eine Nische, wie sie in Museen zur Aufstellung von Statuetten dienten.
Passenderweise enthielt die Nische tatsächlich einen kleinen Gegenstand.
Es handelte sich um ein Stück behauenen, soliden Granit von ungefähr zwanzig Zentimetern Höhe mit vier glatten, polierten Seitenflächen, die im Kerzenlicht glänzten.
Langdon wusste nicht einmal ansatzweise, um was für einen Gegenstand es sich handelte. Eine steinerne Pyramide?
»Aus Ihrem verwunderten Gesicht schließe ich«, sagte Sato mit Genugtuung, »dass ein solcher Gegenstand nicht typisch ist für eine Dunkle Kammer?«
»Da haben Sie allerdings recht«, sagte Langdon.
»Dann möchten Sie Ihre bisherige Einschätzung, was die Legende einer in Washington versteckten Freimaurerpyramide betrifft, vielleicht noch einmal überdenken?« Sato klang nun beinahe selbstgefällig.
»Ma'am«, erwiderte Langdon, »was wir hier sehen, ist nicht die Freimaurerpyramide.«
»Dann ist es purer Zufall, dass wir eine Pyramide gefunden haben, die im Herzen des Kapitols in einer geheimen, von einem hochrangigen Freimaurer gemieteten Kammer versteckt war?«
Langdon rieb sich die Augen und versuchte klar zu denken. »Hören Sie, Ma'am, diese Pyramide gleicht der aus der Legende in keiner Weise. Die Freimaurerpyramide wird als gewaltig beschrieben und soll eine massiv goldene Spitze haben.«
Außerdem stellte diese kleine Pyramide mit ihrer flachen Spitze ein vollkommen anderes Symbol dar. Als Unvollendete Pyramide bezeichnet, erinnerte dieses Symbol daran, dass der Weg des Menschen zur Ausschöpfung seines ganzen Potenzials ein fortlaufender Prozess war und bleiben würde. Obwohl es nur wenige wussten, war die Unvollendete Pyramide das am weitesten verbreitete Symbol auf der ganzen Welt: Es war mehr als zwanzig Milliarden Mal gedruckt worden. Auf jeder einzelnen Eindollarnote, die sich im Umlauf befand, wartete die Unvollendete Pyramide geduldig auf ihren glänzenden Deckstein, der über ihr schwebte als Erinnerung an das noch unvollendete Schicksal der USA und an die Arbeit, die vom Staat und jedem Einzelnen noch geleistet werden musste.
Sato blickte Anderson an. »Heben Sie sie runter«, sagte sie mit einem Wink auf die Pyramide. »Ich möchte sie mir näher ansehen.« Sie schuf Platz auf dem Schreibtisch, indem sie den Totenschädel und die gekreuzten Knochen pietätlos zur Seite schob. Langdon kam es beinahe so vor, als wären sie Grabräuber, die einen Schrein entweihten.
Anderson schob sich an Langdon vorbei, griff in die Nische und nahm den Pyramidenstumpf zwischen seine großen Hände. Dann zog er ihn – kaum in der Lage, ihn in diesem ungünstigen Winkel anzuheben – zu sich und senkte ihn auf die hölzerne Tischplatte, auf der er mit dumpfem Knall auftraf. Dann wich er zurück, damit Sato näher treten konnte.
Sie stellte die Kerze neben die Unvollendete Pyramide und musterte die polierten Flächen. Langsam fuhr sie mit ihren winzigen Fingern darüber und untersuchte jeden Quadratzentimeter der Deckfläche, dann die Seiten. Sie schlang die Hände darum, betastete die Rückseite. Schließlich runzelte sie in offensichtlicher Enttäuschung die Stirn. »Professor, vorhin haben Sie gesagt, die Freimaurerpyramide sei gebaut worden, um geheime
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